Frau Purgly, Sie wechseln neu als Managing Partnerin zu Grip (persoenlich.com berichtete). Was war der Ausschlag für diesen Stellenwechsel?
Ich denke, es war einfach die Lust, nach acht spannenden Jahren im Verband etwas Neues anzupacken. Ich hatte eine wunderbare Zeit beim LSA – mit einem tollen Team in der Geschäftsstelle und einem inspirierenden Vorstand. Als Managing Partnerin bei Grip habe ich die Möglichkeit, neue, spannende Projekte anzugehen und mich unternehmerisch einzubringen. Meine Geschäftspartner und ich kennen uns schon sehr lange und so sind wir uns auch menschlich verbunden. So schliesst sich der Kreis wieder am Stadelhofen und ich freue mich sehr auf diese Herausforderung. Gleichzeitig habe ich grossen Respekt vor der neuen Aufgabe.
Was ist der grösste Unterschied zwischen einer Tätigkeit bei einem Verband und in einem Privatunternehmen?
Die Verbandsarbeit ist unglaublich vielfältig. Ich habe in dieser Zeit viele Kontakte ausserhalb der Agenturbranche geknüpft – sei es zu anderen Verbänden oder auf politischer Ebene. Ein offensichtlicher Unterschied ist, dass man sich für die gesamte Kommunikationsbranche einsetzt und keine direkten Kundenmandate betreut.
Sie sind neu Co-Geschäftsführerin und verantwortlich für Branding & MarCom. Was bedeutet das konkret?
In dieser Aufgabe verantworte ich zusammen mit meinen Partnern die Führung der Agentur. Die operative Leitung des Bereichs Branding, Marken- und Marketingkommunikation umfasst die Betreuung der in diesem Bereich angesiedelten Kundenmandate. Thomas Biedermann, Gründer und Mitinhaber von Grip, wird die Übergabe der operativen Leitung an mich übergeben und begleiten, während er neu als Head of Strategy agieren sowie die führende Immobilienmarketing-Kompetenz von Grip weiter ausbauen wird.
«Die Branche befindet sich in einem Transformationsprozess»
Sie waren acht Jahre beim LSA Geschäftsführerin. Wie hat sich die Branche in dieser Zeit verändert?
Der Markt hat in den letzten acht Jahren unglaublich an Dynamik gewonnen. Die Branche befindet sich in einem Transformationsprozess, der noch lange andauern wird. Die Fragmentierung des Kommunikationsmarktes ist eine grosse Herausforderung – Disziplinen verschmelzen, neue entstehen. Dazu kommen neue Technologien wie die künstliche Intelligenz sowie gesellschaftliche, ökologische und regulatorische Einflüsse. In diesem Umfeld müssen sich Agenturen neu positionieren und Kreativität viel umfangreicher spielen, um für ihre Kunden kreative und strategisch fundierte Businesslösungen zu entwickeln.
Was waren für Sie die Höhepunkte Ihrer Tätigkeit?
Ein Meilenstein zu Beginn war die Öffnung des Verbandes hin zu einem Zusammenschluss von Kommunikationsagenturen unterschiedlichster Disziplinen. Damit haben wir einer sich wandelnden Branche Rechnung getragen und es mit unserer Leadership-Strategie geschafft, die LSA-Mitglieder als führende Player im Markt zu positionieren. Nicht die Grösse einer Agentur zählt, sondern die Zukunftsfähigkeit und Exzellenz ihrer Arbeit. Die Antwort darauf war der Zusammenschluss mit dem Bund der Public Relations Agenturen der Schweiz (BPRA) und die Erhöhung der Mitgliederzahl von 74 auf 96 Mitgliedsagenturen.
Was hat der Verband konkret bewirkt?
Ja, sicher. Eine Herzensangelegenheit war die Nachwuchsförderung und die Bekämpfung des Fachkräftemangels in der Branche. Mit der Lancierung des LSA Junior Agency Awards (JAA) vor zwei Jahren ist es uns gelungen, Studierenden einen Einblick in die Agenturwelt zu geben. Der JAA ist der einzige Hochschulwettbewerb für Marketing und Kommunikation in der Schweiz, der die theoretische Ausbildung mit der Praxis verbindet und Studierende an einem realen Kundencase Agenturluft schnuppern lassen.
«Das vielleicht letzte Highlight war für mich der Start des LSA-Klimaschutzprogramms»
Wie ist das Verhältnis mit den Auftraggebern?
Der ständige Dialog mit den Auftraggebern für faire und transparente Wettbewerbsbedingungen hat uns Respekt eingebracht und zeigt Wirkung. Um Auftraggebenden eine Orientierungshilfe bei der Auswahl des richtigen Agenturpartners zu geben, haben wir verschiedene Tools entwickelt. Dazu gehören der Agency Finder und weitere Hilfestellungen auf der LSA-Website. Immer mehr Auftraggeberinnen und Auftraggeber fragen uns, wie sie den Auswahlprozess gestalten sollen. Das ist sehr erfreulich. Und das vielleicht letzte Highlight war für mich der Start des LSA-Klimaschutzprogramms. Ziel ist es, den Mitgliedern mit einem Servicepaket Orientierung zu geben und sie auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen.
Welche Bedeutung hat der LSA heute innerhalb der Branche?
Eine Mitgliedschaft beim LSA ist ein Gütesiegel für fachliche, wirtschaftliche und ethische Exzellenz, die regelmässig durch den Leading Quality Audit zertifiziert wird. Dieser Qualitätsnachweis hat in der Branche Gewicht.
Worauf freuen Sie sich bei Ihrer neuen Tätigkeit am meisten?
Ich freue mich auf den Agentur-Groove bei Grip, auf die vielen neuen Kolleginnen und Kollegen. Aber auch auf das Wiedersehen mit Kollegen, mit denen ich schon früher zusammengearbeitet habe.