04.06.2019

Frauenstreik

Viele Agenturen unterstützen den Streik

Lohnungleichheit oder Diskriminierung: Haben Werberinnen Grund zum Streiken? Falls ja: Wie handhaben die Agenturen den Frauenstreik? Die einen schenken einen freien Halbtag. Andere fordern aktiv zum Streik auf am 14. Juni, wie unsere Umfrage zeigt.
Frauenstreik: Viele Agenturen unterstützen den Streik
Junge Frauen bei einer Aktion im Vorfeld des Frauenstreiks in Biel. (Bild: Keystone/Adrien Perritaz; Montage: persoenlich.com)
von Edith Hollenstein

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«Die Geschäftsleitung von Rod hat ein grosses Verständnis für das Anliegen der Frauen und Männer, die sich am Frauenstreik beteiligen werden. Wir haben das intern diskutiert: Wer streiken will, soll das tun und nicht frei nehmen. Denn ein Streik, der erlaubt wird, ist per Definition kein Streik und damit weitgehend wirkungslos. Wie wir die Streikenden unterstützen? Wir glauben an die Eigenverantwortung eines und einer jeden in Team und Geschäftsleitung und gehen davon aus, dass am 14. Juni keine wichtigen Sitzungen stattzufinden haben», sagt David Schärer, Gründungspartner von Rod Kommunikation.

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«Farner Consulting steht ganz klar hinter dem Anliegen von Frauen, Gleichberechtigung in Gesellschaft, Politik und Arbeitsleben zu schaffen. Die geplanten Aktionen am 14. Juni sind eine von vielen möglichen Plattformen, um sich für dieses Anliegen einzusetzen. Wir arbeiten in der Agentur aktiv am Thema Diversity, etwa an der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie an der Förderung von Frauen in Führungspositionen. Lohngleichheit und der Schutz vor Diskriminierung sind für uns selbstverständlich. Mitarbeitende sollen sich frühzeitig mit ihren Teamleiterinnen und -leitern absprechen und dürfen die Zeit kompensieren oder sich frei nehmen. Wie wir die Streikenden unterstützen? Wir handhaben den 14. Juni als ganz normalen Arbeitstag. Wenn jemand den ganzen Tag oder bestimmte Zeiten frei nehmen will, ist dies im Rahmen unserer Jahresarbeitszeit gut möglich», sagt Roman Geiser, CEO von Farner.

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«Wir unterstützen den Frauenstreiktag vom 14. Juni mit einem zusätzlichen halben Ferientag für das Jahr 2019. Und zwar für alle Mitarbeitenden. Alle erhalten einen zusätzlichen halben Ferientag zur freien Verfügung. Der Ferienhalbtag kann, muss aber nicht am 14. Juni eingesetzt werden. JvM/Limmat unterstützt die Mitarbeitenden bei Terminverschiebungen, falls diese Termine die Teilnahme am Streik behindern», sagt Roman Hirsbrunner, CEO von Jung von Matt/Limmat

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«Auch wenn bisher weder im HR noch bei der Führung Anfragen diesbezüglich eingegangen sind, stehen wir diesem Streik positiv gegenüber, denn das Thema Gleichstellung von Frau und Mann ist für uns sehr wichtig. Seit vielen Jahren betreut Publicis Zürich pro bono die Frauenzentrale Zürich und engagiert sich somit für genau das. Ich möchte an dieser Stelle gerne auch auf die äusserst erfolgreiche Kampagne zum Thema Lohngleichheit hinweisen. Bei uns gibt es kein Angebot für einen freien Tag am 14. Juni und es muss auch nicht freigenommen werden. Streiken bedeutet ja per se, dass man die Arbeit niederlegt, um für die eigenen Rechte einzustehen. Und wie gesagt: Gleichstellung ist bei uns kein leeres Wort, wir leben diese seit Jahren. Bei uns verdient eine Frau gleich viel wie ein Mann auf der gleichen Position. Wir entlohnen Leistung und Verantwortung, nicht das Geschlecht. Als Dienstleister können wir am 14. Juni Sitzungen nur bedingt verschieben. Timings müssen trotzdem eingehalten werden und Kundenmeetings werden wir deshalb nicht verschieben. Aber falls Mitarbeiter auf uns zukommen, die wegen des Streiks nicht an einem Meeting teilnehmen können, finden wir eine Lösung», Matthias Koller, Managing Director Publicis Zürich.

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«Die Geschäftsleitung von in flagranti hat die Mitarbeitenden zur Teilnahme am Frauenstreiktag aufgefordert. Uns sind Werte wie Lohngleichheit, Teilzeitarbeit, flexible Arbeitszeiten oder Integrität wichtig. Deswegen finden wir es gerade in den jetzigen Zeiten richtig und wichtig, diese Forderungen lautstark in Erinnerung zu rufen. Frauen, die am Frauenstreiktag teilnehmen, erhalten den Tag bezahlt. Ob wir ebenfalls, ähnlich wie die SRG an diesem Tag keine Sitzungen ansetzen? Das ist eine gute Idee! Erst kürzlich habe ich mich ertappt, dass ich einer Mitarbeitenden für den 14.6. einen Termin setzen wollte und erst vergass, dass ja Frauenstreiktag ist …», sagt Michael Hählen, CEO Inflagranti. Er stellt persoenlich.com folgende Slack-Mitteilung zur Verfügung:

Slack-Mitteilung in flagranti 15.5.19

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«Wir halten es in der Wirz, was die Frauenförderung angeht, wie mit allen wichtigen Themen: Wir handeln. In unserer Geschäftsleitung sind wir zwei Frauen, und wenn ich mir unser Kader anschaue, ist für Zuwachs bereits gesorgt. Und, vielleicht nicht unerheblich: Ich teile mir den CEO-Posten. Auch das ist ein Modell, das Mann wie Frau mehr Freiheit in Sachen Familie erlaubt. Dazu ist uns Lohn- und Chancengleichheit ebenso ein Selbstverständnis wie das Möglichmachen von elternfreundlicheren Arbeitsmodellen. Fast ein Viertel der Wirzler arbeitet Teilzeit. Kurz: Ich finde die Gleichstellung von Frauen als Thema sehr wichtig und essentiell für unsere zukünftige Arbeitswelt. Aber ich bin kein Fan von punktuellem Auf-den-Zug-springen. Sondern davon, Themen langfristig und solide anzugehen. Wer an die Demo gehen will um 17 Uhr, kann das gerne tun. Unsere Mitarbeitenden teilen sich ihre Arbeitszeit in der Regel vernünftig und im Sinne der Agentur ein. Ob wir den Streikenden entgegenkommen? Die Agentur brummt auf Hochtouren. Wir werden aber versuchen, wichtige Meetings nicht nach 14 Uhr anzusetzen», sagt Petra Dreyfus, Co-CEO von Wirz.




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Für diese Umfrage hat persoenlich.com alle Mitglieder des LSA-Vorstandes angefragt, also vom Verband Leading Swiss Agencies. Oben finden Sie die eingegangenen Antworten auf die Fragen: Wie geht Ihre Agentur mit dem Streik um: Welche Haltung hat die Agentur gegenüber Frauen (oder Männern), die sich am Streik beteiligen wollen? Welche Empfehlungen gibt es bei euch diesbezüglich? Inwiefern unterstützt Ihre Agentur die Streikenden (keine Sitzungen, usw.)?

Wie die Verlage zum Frauenstreik stehen, lesen Sie in unserer persoenlich.com-Umfrage von Ende Mai.



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