07.07.2017

Digital News Initiative

Google fördert drei weitere Schweizer Projekte

AZ Medien Digital, Tamedia und «Watson» gehören zu den Gewinnern, die vom Innovationsfond unterstützt werden. Während Tamedia und «Watson» die Sichtung von Nutzerkommentaren vereinfachen wollen, arbeitet AZ Medien an einer digitalen Plattform für Gemeinden.
Digital News Initiative: Google fördert drei weitere Schweizer Projekte
Google schickt mehrere hunderttausend Franken in die Schweiz und fördert damit drei Projekte von AZ Medien Digital, «Watson» und Tamedia. (Bild: Keystone/Christian Beutler)

Im Rahmen der dritten Runde der Digital News Initiative (DNI) geht der grösste Betrag in der Schweiz zu den AZ Medien. Das Projekt «Oyez» wird «mit einem mittleren sechsstelligen Betrag» durch den Innovationsfond von Google unterstützt, wie es in einer Mitteilung der AZ Medien heisst. Bereits zum dritten Mal in Folge seit dem Start dieser Initiative wurde damit ein Projekt des Aargauer Medienhauses von der Jury ausgewählt. Die beiden vorherigen Projekte waren die lokale Petitions-Plattform petitio.ch (persoenlich.com berichtete) und das App-Framework «Kolibri».

«Oyez» ist die Entwicklung einer digitalen Plattform für Schweizer Gemeinden, mit deren Hilfe sie einfach, schnell, suchmaschinentauglich, unveränderbar und nach rechtlichen Vorgaben amtliche Publikationen zentral editieren und anschliessend in allen benötigten Kanälen veröffentlichen können. So können bestehende Arbeitsabläufe in Gemeinden effizienter und einfacher gestaltet werden. Bürger erhalten den bestmöglichen Zugang zu Gemeinde-Publikationen, und KMUs werden durch besseren und schnelleren Zugriff auf lokale Informationen gestärkt.

Das Projekt wurde unter der Verantwortung von Javier Vázquez Rodríguez, Leiter Product Management, entwickelt. «Dass wiederum unser Projektvorschlag im Rahmen der Digital News Initiative ausgewählt wurde, freut uns ausserordentlich. Es ist eine Bestätigung an das ganze Team von AZ Medien Digital, dass wir innovative Ideen mit Potential haben, die es zu realisieren gilt», wird Peter Neumann, Chief Digital Officer AZ Medien, in der Mitteilung zitiert.

«pili-ana» von «Watson»

Bis zu 2000 Kommentare moderiert die Redaktion des Schweizer Newsportals «Watson» täglich von Hand. Um diese Aufgabe spielerisch effizienter zu machen, entwickelt «Watson» die neue, mobil-optimierte Applikation «pili-ana». Google unterstützt dieses Innovationsprojekt laut einer Mitteilung mit 161'000 Euro.

Die Benutzeroberfläche von «pili-ana» erlaubt es der Redaktion, die Kommentar-Debatten intuitiv und bei Bedarf auch unterwegs auf dem Handy zu moderieren. Das Prinzip erinnert an Tinder: Die Redaktoren können Kommentare per Swipe freischalten, löschen oder zur Bearbeitung archivieren. Mit eingebaut wird dabei auch eine Schnittstelle zu einem Algorithmus von Google, der potentiell problematische User-Kommentare erkennen soll. Die Open-Source-Applikation besitzt standardisierte Schnittstellen und lässt sich somit in jedem beliebigen CMS als Modul aufsetzen.

Martin Lüscher, Projektleiter Redaktion, und Steven Goodman, bis Ende Juni 2017 Head of Strategy and Marketing, haben «pili-ana» während des letzten Jahres konzipiert und bei Google vorgestellt. «Die Berücksichtigung von ‹pili-ana› im Rahmen der Digital News Initiative zeigt, wie eng IT und Redaktion bei ‹Watson› verzahnt sind. Wir freuen uns, das Produkt dieser Zusammenarbeit dereinst auch anderen Newssites zur Verfügung zu stellen und damit unseren Teil zur Debattenkultur im Netz beizutragen», lässt sich CEO Michael Wanner in der Mitteilung zitieren.

«CommentView» von Tamedia

Auch um die Sichtung von Kommentaren geht es beim dritten Schweizer Projekt: Google unterstützt «CommentView» von Tamedia mit 150'000 Euro und finanziert damit einen Teil der Entwicklungskosten. Das Ziel von «CommentView»: Mittels algorithmischer Text-Analyse werden Nutzerkommentare bewertet und dem Inhalt entsprechend gekennzeichnet. Für den Nutzer können somit zum Beispiel auf einen Blick besonders emotionale Diskussionen von besonders sachlichen unterschieden werden. Bisher prüfen die Redaktionen von Tamedia die mehreren tausend Kommentare pro Tag mehrheitlich manuell. Dank «CommentView» sollen zudem problematische Kommentare in Zukunft einfacher herausgefiltert werden, heisst es in einer Mitteilung von Tamedia.

«‹CommentView› wird uns helfen, Kommentare schneller einzuordnen  und zu bewerten und den Nutzern damit eine lebhaftere, vernetztere und hochstehendere Debatte zu ermöglichen», wird Barnaby Skinner, Datenjournalist in der Redaktion von «Tages-Anzeiger» und «SonntagsZeitung», zitiert. «Mit Hilfe von Daten und neuester Technologie wollen wir die Bedürfnisse unserer Leser noch genauer verstehen und ihnen helfen, unsere Inhalte besser zu nutzen. Während bei personalisierten Empfehlungen der Austausch zwischen Redaktion und Leser im Vordergrund steht, verbessert ‹CommentView› die Interaktion der Leserinnen und Leser untereinander», so Serge Reymond, Leiter Bezahlmedien von Tamedia.

Bei Tamedia arbeiten neben Barnaby Skinner und weiteren Redaktionsvertretern auch Tim Nonner und Marcel Blattner vom Data-Analytics-Team sowie das Team Digital Sales & Development am Projekt «CommentView» mit. Die Lancierung des neuen Tools ist im Verlauf des Jahres 2018 geplant.

Mit der Digital News Initiative verfolgt Google das Ziel, zusammen mit europäischen Medienhäusern «qualitativ hochwertigen Journalismus in Europa durch Technologie und Innovation zu fördern». (pd/cbe)



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