20.02.2017

«The Missing Steps»

Mit Fernsehserie Nigerianer von Migration abschrecken

Das Staatssektariat für Migration will mit einer TV-Serie über die Gefahren der Migration aufklären. Die Wirkung der Präventionskampagne wird von Experten allerdings in Frage gestellt.
«The Missing Steps»: Mit Fernsehserie Nigerianer von Migration abschrecken
Am rechten Bildrand: Regisseur Charles Okafor beobachtet die Szene der ersten Befragung in der Schweiz. (Bild: SRF/Samuel Burri)

Das Staatssektariat für Migration (SEM) hat nigerianische Filmemacher mit einer 13-teiligen Fernsehserie, die präventivem Charakter haben soll, beauftragt, wie die SRF-Radiosendung «Echo der Zeit» am Sonntag berichtete.

Indem aufgezeigt werde, wie gefährlich der Weg in den Norden und wie hart das Leben in der Schweiz sei, sollen Nigerianer und Nigerianerinnen von der Migration abgehalten werden. Im Film geht es um einen nigerianischen Studenten, der in die Schweiz flüchtet, dort aber kein Asyl erhält und schliesslich wieder nach Nigeria ausgewiesen wird.

Das Filmprojekt «The Missing Steps» des nigerianischen Regisseurs Charles Okafor ist eine schweizerisch-nigerianische Koproduktion im Rahmen der Migrationspartnerschaft. Gefilmt wurde in Nigeria und in den letzten Tagen nun in der Schweiz. Die Kosten des Films betragen 450'000 Franken und werden vom SEM übernommen. Zum Vergleich: In «Nollywood», der drittgrössten Filmindustrie der Welt, hätte man damit vier Kinofilme umsetzen können.

Kritik am Projekt

«Wir möchten objektive Informationen über den Prozess der Migration liefern», erläutert Lukas Rieder vom SEM gegenüber «Echo der Zeit» die Beweggründe des Projektes. So möchten sie zeigen, dass die Überfahrt mit Gefahren verbunden sei, dass die Chance auf Asyl sehr klein sei. Und dass das Leben als Sans-Papier in der Schweiz schwierig sei.

Bei Nichtregierungsorganisationen wie Amnesty International oder der Flüchtlingshilfe stösst das Projekt auf Kritik. Die deutsche Migrationsforscherin Jill Alpes bezweifelt die Wirkung von westlichen Informationskampagnen. «Die haben grösstenteils keinen Neuwert an Informationen. Und den Informationen wird auch gar nicht so stark vertraut», erklärt sie gegenüber der Radiosendung. Gerade aus diesem Grund lasse man die Serie in Nigeria produzieren, kontert das SEM. Schliesslich sei eine Lokalserie glaubwürdiger. Wie die TV-Serie auf das Pubikum gewirkt habe, sollen Testvorführungen zeigen.

Auf welchem Sender die TV-Serie ausgestrahlt werde, ist laut Lukas Rieder noch unklar. Dies werde der nigerianische Produktionscrew überlassen, da diese mehr Kenntnisse über die Funktionsweise der dortigen Medienlandschaft habe. (srf.ch/tim)



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