07.03.2018

Goldbach Group

«Lineares Fernsehen hat grosses Potenzial»

Vor dem Zusammenschluss mit Tamedia präsentiert Goldbach ein Rekordergebnis. CEO Michi Frank spricht im Interview über mögliche Synergien und winkt beim Stichwort Entlassungen ab. Zudem sagt er, was die Zugeständnisse der SRG der Vermarkterin bringen.
Goldbach Group: «Lineares Fernsehen hat grosses Potenzial»
«Wenn die SRG auf regionale, zielgruppengerechte Werbung verzichtet, lese ich daraus, dass sie diese national anbieten will»: Michi Frank, CEO der Goldbach Group. (Bild: zVg.)
von Michèle Widmer

Herr Frank, am Sonntag hat das Stimmvolk «No Billag» abgelehnt. Gute oder schlechte Neuigkeiten für Goldbach?
Das Nein zu «No Billag» ist richtig. Goldbach ist ein digitaler Aggregator, wir verkaufen Inventar. Wir haben also kein Interesse daran, dass die Inventarmasse in der Schweiz kleiner wird. Wir erwarten von der SRG, dass es beim Status Quo bleibt – also keine Onlinewerbung und keine Radiowerbung.

Die SRG verzichtet freiwillig auf Unterbrecherwerbung bei Spielfilmen. Laut Gilles Marchand entgehen ihr dadurch zehn Millionen Franken im Jahr. Werden Sie davon profitieren?
Ich glaube nicht, dass dieses Geld zu Goldbach fliesst. Die Frage ist, was die Kunden wollen. Wollen sie TV-Werbung, dann können wir ihnen Alternativen anbieten. Stocken sie stattdessen das Digitalbudget auf, profitieren vermutlich zuerst Google oder Facebook. Dazu kommt in den nächsten Jahren Amazon. Amazon Prime oder Amazon Now kennen wir in der Schweiz noch gar nicht, wohingegen sie in Deutschland ein grosses Thema sind. Das ist ein neuer Anbieter von vielen, die noch kommen werden. Unser Thema zurzeit ist, wie wir uns mit Blick auf die Konkurrenz aus den USA und hierzulande mit Admeira weiterentwickeln können.

Zudem will die SRG künftig auf regionale, zielgruppengerechte Werbung verzichten. Was heisst das konkret?
Die SRG will keine regionalen Zielgruppen ansprechen. Auf einen Spot eines Garagisten in Chur, der nur Churer ansprechen soll, verzichtet sie also. Was sie wohl zeigen will, ist ein Spot, der zum Beispiel Autoliebhaber auf nationalem Sektor anspricht – also in der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin.

Was bringt dieses Zugeständnis Goldbach?
Wir vermarkten unsere Produkte national. Für die regionale Vermarktung sind die Radio- und Fernsehsender selber zuständig. In diesem Markt sind wir also gar nicht tätig. Wenn die SRG aber sagt, sie verzichtet auf regionale, zielgruppengerechte Werbung, lese ich daraus, dass sie diese national anbieten will. In diesem Bereich fordern wir mit Blick auf Admeira seit Jahren gleich lange Spiesse. Es kann nicht sein, dass 3+-Chef Dominik Kaiser keinen Zugang zu den Daten der Swisscom hat, weil er seine Sender von uns und nicht von Admeira vermarkten lässt. Immerhin gehören 51 Prozent der Swisscom dem Staat. Wir fordern eine Währung, die für alle gleich ist.

Sie sprechen vom grossen Konkurrenten Admeira. Nach dem Zusammenschluss mit Tamedia sind Sie doch genau so schlagkräftig.
Wir sind ein ganz anderes Konstrukt. Tamedia wird Printprodukte wie den «Tages-Anzeiger» oder die «SonntagsZeitung» weiterhin selbst verkaufen. Nur die Drittprodukte sind bei uns fixiert, wie wir das bereits seit März 2017 mit dem Netzwerk-Video-Inventar von Tamedia machen.

Nach der Übernahme will Tamedia «auf der Kostenebene Synergien nutzen». Wo konkret wird gespart?
Goldbach hat den Verkauf vorangetrieben, weil wir wachsen wollen. Das Ziel ist, gemeinsam mit Tamedia Synergien zu suchen und dort zu investieren. Unser Ziel ist es nicht, durch den Zusammenschluss 40 Prozent der Kosten zu sparen. Es wird selbstverständlich Sparpotenzial geben. Die Gespräche darüber, wie das passieren soll, wurden bisher nicht geführt.

Also wird es keine Entlassungen geben?
Wir haben nicht vorgesehen, Leute zu entlassen. Das habe ich unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern klar kommuniziert.

Kann es sein, dass einige Mitarbeiter künftig an der Werdstrasse in Zürich arbeiten?
Ich sehe nicht ein warum. Vielleicht gibt es einen synergetischen Teil, der von Tamedia zu uns umgesiedelt wird. Aber das ist bisher nicht diskutiert.

Inwiefern profitieren Goldbach und Tamedia in Deutschland und Österreich voneinander?
Tamedia hat in Deutschland Doodle und Zattoo, beides mögliche Zugänge für unser Inventar dort. In Österreich besitzen wir ein gutes Netzwerk im Onlinebereich. Auch Tamedia hat dort Investments im Digitalbereich. Im DACH-Raum sind Tamedia sowie Goldbach Peanuts-Player. Das Entwicklungspotenzial ist allerdings gross. Wir werden uns gemeinsam Gedanken machen, wie wir dort weiterkommen.

Künftig wird das Datengeschäft von Goldbach und Tamedia zusammengelegt werden. Welchen Mehrwert bringt das konkret?
Daten sind nötig, um Werbung zu steuern. Dazu braucht es aber eine relevante Grösse. Google und Facebook haben diese, auch Admeira. Zusammen mit Tamedia werden wir solche Produkte erarbeiten können.

Goldbach hat an der Jahresmedienkonferenz ein Rekordergebnis präsentiert. In welchen Geschäftsbereichen sehen Sie das grösste Entwicklungspotenzial?
Ob sie es glauben oder nicht, lineares Fernsehen hat grosses Potenzial. Ansonsten glauben wir stark an das Radiogeschäft, insbesondere aufgrund der DAB-Entwicklung. Smart-TV ist ein Stichwort und natürlich Video-Content, der sich immer besser vermarkten lässt.



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