04.11.2015

#JourTag15

Das sagten die Chefredaktoren in Winterthur

Die knackigsten Zitate von Eric Gujer, Res Strehle, René Lüchinger und Martina Fehr am Journalismustag.
#JourTag15: Das sagten die Chefredaktoren in Winterthur

Bei strahlendem Wetter traf sich am Mittwoch die Branche am Institut für Angewandte Medienwissenschaften (IAM) in Winterthur zum Journalismustag 2015. Mit dabei waren auch die Chefredaktoren Eric Gujer von der "Neuen Zürcher Zeitung", Res Strehle vom "Tages-Anzeiger", René Lüchinger vom "Blick" und Martina Fehr von der "Südostschweiz". persoenlich.com war vor Ort und fasst die wichtigsten Zitate zusammen.

Die Herren der Runde standen am Nachmittag zum Thema "Flüchtlingsfrage und Medien" auf dem Podium.

"Tagi"-Chefredaktor Res Strehle erhält von Moderator Philipp Cueni als erster das Wort und zeigt sich "positiv überrascht darüber, wie der ‘Blick’ die Flüchtlingsdebatte geführt hat". Wenn auch er sie als "unterkomplex" bezeichnet. Mit einem Schmunzeln fügt er an: "Zum Teil war die ausgeprägte Willkommenskultur fast schon etwas kitschig."

"Kitschig? Nein, aber emotional? Ja! Boulevardjournalismus muss Emotionen auslösen", kontert “Blick”-Chef René Lüchinger. Und: "Ich würde in der Berichterstattung heute nichts anders machen - ausgenommen das Wort Überschwemmung, es war zugegebenermassen etwas unpassend." Für Lüchinger ist die Flüchtlingsproblematik kein lineares Thema, womit er die verschiedenen Positionen, die das Blatt eingenommen hat, erklärt.

NZZ-Chefredaktor Eric Gujer findet nicht, dass die Flüchtlingsthematik bisher unterkomplex dargestellt wurde: "Die Qualitätsmedien im deutschsprachigen Raum haben das ganze Spektrum der Füchtlingsproblematik gut aufgezeigt”, sagt er. Und: “Empathie ist keine gute Kategorie in der journalistischen Berichterstattung." Als Journalist gelte es den kritischen, unabhängigen Blick zu wahren und zwischen Fakten und Meinung zu trennen.

Am späteren Nachmittag nimmt Gujer als "Neuer" der "alten Tante" neben der "Neuen" der "Südostschweiz", Chefredaktorin, Martina Fehr, Platz. Angesprochen auf die politische Richtung, die der ehemalige Chefredaktor David Sieber der Zeitung gegeben hat, sagt die 40-Jährige: "Unsere Kompetenz ist nicht die politische Haltung, sondern die Nähe zur Region." Als eine Baustelle bezeichnet sie den Digitalbereich. Dass es hier vorwärts geht, zeige die neu lancierte digitale Abendausgabe. Dazu Fehr: "Wir wollen die Leute anfixen für Themen, die am nächsten Tag in der Zeitung stehen."

NZZ-Chefredaktor Gujer zeigt sich beim zweiten Auftritt des Tages übrigens etwas lockerer. Von Moderator Hannes Britschgi auf die Somm-Krise und seinen danach folgenden Start als Chefredaktor angesprochen, sagt er: "Es war wichtig, zuerst einmal etwas Ruhe in den Laden zu bringen". Das Thema Personalpolitik endet rasch in der Diskussion um René Scheu, dem neuen Feuilletonchef und dessen offenen Brief an den Schriftsteller Lukas Bärfuss. Da zeige die NZZ einmal etwas Feuer, und dann sei es auch wieder nicht Recht, entgegnet Gujer kritischen Stimmen aus dem Saal. (wid)



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