21.09.2016

Verband Schweizer Medien

«Mir gefällt es bei Somedia noch sehr gut»

Die Ära Hanspeter Lebrument geht zu Ende. Nach 13 Jahren wird am Donnerstag ein neuer Verlegerpräsident gewählt. Ein Gespräch über das Swiss Media Forum, seine Wünsche für den Verband und seine Nachfolge im Verlag.
Verband Schweizer Medien: «Mir gefällt es bei Somedia noch sehr gut»
Hanspeter Lebrument: «Ich bin nicht nur 13 Jahre Verbandspräsident, sondern habe in diesem Jahr meinen 75. Geburtstag gefeiert.» (Foto: Marc Wetli)
von Matthias Ackeret

Herr Lebrument, was erhoffen Sie sich von der gemeinsamen Durchführung des Medienkongresses und des Swiss Media Forums?
Von der gemeinsamen Durchführung erhoffen wir uns einen starken Kongressteil, der nicht nur die Verlagsbranche, sondern auch die Politik, die Kommunikationsbranche und andere Interessierte dazu animiert, nach Luzern zu kommen und zu hören, was internationale Spitzenleute im breiten Feld von Medien und Kommunikation zu sagen haben.

Was sind die grössten Unterschiede zu den früheren Medienkongressen?
Wir haben den Kongress in zwei Teile aufgesplittet. Am Donnerstagmorgen haben wir den verbandsinternen Teil, und am Nachmittag öffnen wir uns für alle Interessierten. Das war bisher so klar nicht der Fall.

Sie waren 13 Jahren Verbandspräsident, Wie soll sich der Verband weiterentwickeln?
Ich bin nicht nur 13 Jahre Verbandspräsident, sondern habe in diesem Jahr meinen 75. Geburtstag gefeiert. Mein Ziel war es, mit Pietro Supino eine starke und gute Nachfolge zu finden, ähnlich wie in Deutschland, wo auf Helmut Heinen Mathias Döpfner folgt, was beweist, wie wichtig die privaten Medien sind.

Was ist die grösste Errungenschaft der Ära Lebrument?
Das müssen andere beurteilen. Sicher sind die genaue Definition und der Einbau der inneren Pressefreiheit im Gesetz ein wesentlicher Erfolg des Verbandes. Ebenfalls von grosser Wichtigkeit ist die Tatsache, dass es dem Verband gelungen ist, das Onlinewerbeverbot für die SRG zu erreichen und damit den Einbruch der SRG in den Werbemarkt der Privaten zu verhindern. Sollte es zu einem GAV kommen, wäre es wesentlich, dass der überrissene GAV von 2003 nicht weitergeführt und durch einen Vertrag ersetzt würde, der für die Verlage tragbar wäre.

Wie haben Sie das letzte Jahr erlebt, als Ringier ausgetreten ist?
Der Austritt von Ringier ist für den Verband ein Verlust, und ich hoffe sehr, dass es beiden Seiten gelingt, wieder zueinanderzufinden. Der Verband ist vor allem im politischen Bern die Stimme der Branche.

Wie beurteilen Sie die Schweizer Medienszene momentan?
Die Schweizer Medienszene ist in einer wirtschaftlich schwierigen Situation. Die früheren wachsenden Kerngebiete wie Werbemarkt, Nutzermarkt und Druckmarkt sind erheblich rückläufig. Das digitale Geschäft wächst, kann jedoch die Lücken, die entstanden sind, nicht schliessen. Es erfordert kreative Lösungen, um diese Ausfälle aufzufangen.

Hat sich seit der Gründung von Admeira vieles verändert?
Von der Sache her nicht, von der Stimmung her ist das Verhältnis zwischen den privaten Medien und der SRG noch schwieriger geworden. Die SRG will nach wie vor den Privaten grosse Teile des Werbemarktes streitig machen und würde so deren Existenzgrundlage gefährden.

Was sind Ihre Wünsche für die Branche?
Ich hoffe, dass sich die Situation für die privaten Medien verbessert, allerdings kann ich diese Hoffnung nicht mit vielen Argumenten unterlegen.

Momentan ist die ganze Branche in Aufruhr. Wie steht es eigentlich um Ihre Firma Somedia?
Wir haben ein neues Medienhaus mit neuen Einrichtungen gebaut und damit gezeigt, dass wir an die Branche glauben. Lokal und regional sind wir gut unterwegs, national leiden wir wie alle anderen Häuser auch.

Haben Sie langfristig die kritische Grösse, um eigenständig zu bleiben?
Wenn wir die Rückgänge bei den Einnahmen stoppen können, dann ja.

Sie sind jetzt 75 Jahre alt. Wie gleisen Sie Ihre Nachfolge auf?
In der Somedia ist die Nachfolge familienintern geregelt. Eine Tochter und zwei Söhne sind in der Unternehmung. Allerdings gefällt es mir dort auch noch sehr gut.

Viel Wirbel gab es in den letzten Wochen, als Christoph Blochers Gratis-Sonntagszeitungs-Projekt bekannt wurde. Was halten Sie von diesen Bestrebungen?
Es hat sich einmal mehr gezeigt, dass Zeitungen nach wie vor die wichtigsten Informations­ und Meinungsorgane sind. Würde Christoph Blocher einen Onlinedienst oder eine andere digitale Plattform aufbauen, würde das wahrscheinlich in Ruhe vonstat­tengehen. So aber zeigen seine Bemühungen, dass Veränderungen bei Zeitungen nach wie vor grosse Reaktionen auslösen.

Sie kennen Christoph Blocher aufgrund der gemeinsamen Bündner-Tagblatt-Vergangenheit sehr gut. Wie sieht momentan Ihr persönliches Verhältnis aus?
Wir haben ein gutes Verhältnis.

Wäre ein Verkauf oder eine verstärkte Zusammenarbeit mit Neo-Verleger Blocher für Sie auch eine Option?
Blocher ist kein Neo-Verleger. Er hat bereits 1985 zehn Jahre das «Bündner Tagblatt» verlegerisch geführt. Als ich das «Bündner Tagblatt» vor 20 Jahren übernahm, hat sich gezeigt, dass das Zwei-Titel-Modell erfolgreich war und ist. Ich kann mir nur schwer vorstellen, welche Rolle ich und meine Familie mit einem Neo-Verleger Blocher spielen könnten. Aber eine Zusammenarbeit wäre möglich.

Nochmals zurück zum Swiss Media Forum in Luzern, welches am Donnerstag und Freitag stattfindet. Worauf freuen Sie sich dieses Jahr am meisten?
Auf den Kongressteil, den wir gemeinsam mit dem Swiss Media Forum durchführen, und auf starke und gute Referate.


Dieses Interview erschien im «persönlich»-Sonderheft Swiss Media Forum, welches am Anlass kostenlos erhältlich ist.

 



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