22.01.2018

Zermatt

«Wir bleiben tagsüber in den Häusern»

Der langjährige Chefredaktor des «Tages-Anzeigers» Peter Hartmeier sitzt in Zermatt fest. Im Kurzinterview spricht er über die Situation im eingeschneiten Bergdorf und sagt, wie er sich die Zeit vertreibt.
Zermatt: «Wir bleiben tagsüber in den Häusern»
Wohnt zurzeit in einer «Winter-WG»: Peter Hartmeier. (Bild: zVg.)
von Matthias Ackeret

Herr Hartmeier, Sie sind Zermatt eingeschneit. Wie ist Ihre Befindlichkeit?
Abgeschnitten sein tönt für Zermatt viel dramatischer als es in Wirklichkeit ist. Die Einheimischen scheinen über riesige Vorratskammern zu verfügen: In jedem der vielen exzellenten Restaurants und den Lebensmittelgeschäften wird das gesamte kulinarische Angebot präsentiert. Wir haben also genug zu essen und bleiben tagsüber aus Sicherheitsgründen in den Häusern.

Wie reagieren die Leute auf dieses ungewöhnliche Ereignis?
Wir treffen nur auf gut gelaunte, fröhliche Menschen – woher immer sie aus aller Welt kommen. Dies gilt für die Gäste ebenso wie für die Angestellten, welche trotz ihrer harten Jobs im Gastgewerbe und inmitten der Schneemassen die Ausnahmesituation mit Grandezza bewältigen. Es scheinen sich hier alle am Leben zu freuen.

Wie verbringen Sie den ganzen Tag?
Ich lebe mit Familie und Freunden in einer Art Winter-WG. Mein Sohn und seine Freunde arbeiten an ihren Labtops, während die ältere Generation Literatur liest - Print und Kindle. Ich habe eben das Augstein/Walser-Gespräch beendet.

Wollten Sie selber nicht rausfliegen?
Nein; die wenigen Plätze in den kurzen Zeitfenstern wollten wir den ausländischen Gästen überlassen, die Flüge ab Zürich-Kloten oder Genf gebucht haben.

Es herrscht Lawinengefahr. Haben Sie keine Angst?
Ein Polizeiauto fuhr gestern durch Zermatt und verkündete über Lautsprecher: «No Danger in Zermatt». Wenn es um Alpinismus, Schnee und Lawinen geht, traue ich den Wallisern.

Wann rechnet man damit, dass die Strasse wieder offen ist?
Im Laufe der Woche sollten Strasse und Bahn wieder benutzbar sein.

Kamen Sie in den letzten Tagen überhaupt zum Skifahren?
Nein, was mir als passionierter Skifahrer natürlich in der Seele weh tut - nicht zuletzt, weil rund um das Matterhorn die vielleicht schönsten Pisten und die attraktivsten Restaurants locken. Ich werde also nächste Woche käsebleich am Schreibtisch sitzen - keine Spur von Skilehrer-Teint.



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Kommentare

  • Gotthard Andermatt, 24.01.2018 09:32 Uhr
    Hartmeier kann sich trösten: Der Schnee von Zermatt wird dahinschmelzen wie das Vermächtnis früherer Chefredaktoren beim "Tages-Anzeiger" (ich denke nicht nur an Hartmeier).
  • Armin Keusch-Walter, 23.01.2018 10:49 Uhr
    Wären nur alle Tagi-Chefredaktoren und -Verleger eine Zeit lang eingeschneit, so hätten wir endlich wieder eine Zeitung!
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