22.06.2017

Cannes Tagebuch #2

Wenn Kreativität und Daten schmusen

«Data-driven Creativity ist das Thema des Festivals», berichtet Dennis Lück, Kreativchef von Jung von Matt/Limmat.
Cannes Tagebuch #2: Wenn Kreativität und Daten schmusen
Dennis Lück ist Kreativchef bei Jung von Matt/Limmat. (Bild: zVg.)

Was fällt den Schweizer Kreativen dieses Jahr bei der Werbe-Weltmeisterschaft in Cannes auf? Hier der zweite Tagebuch-Eintrag, direkt und taufrisch von der Croisette, verfasst am Mittwoch von Dennis Lück, Chief Creative Officer von Jung von Matt/Limmat:

«Zuerst einmal ganz herzlichen Glückwunsch an die bisherigen Löwen-Gewinner aus der Schweiz. Es freut mich ganz besonders, dass TBWA/Zürich und Freundliche Grüsse zu den Preisträgern gehören. Beiden Agenturen merkt man den kreativen Biss an, und es ist grandios, dass sie dafür nun Lohn von der Croisette erhalten. Toll gemacht, lasst es krachen.

Kurz zu meiner Gemütslage: Nein, ich bin nicht verkatert, sondern bei halbwegs klarem Verstand, obwohl wir am Dienstag gegen 20.30 Uhr gleich zwei Löwen absahnen durften (persoenlich.com berichtete). Besonders freut uns, dass wir auch mit der Post und mit Graubünden Ferien auf den Shortlists vertreten sind. Geil, geil, geil. Und vielleicht kommt ja noch mehr.

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Übrigens haben wir die exzessive Feier der Löwen auf Donnerstag gelegt. Da findet ja die schöne Swiss Party statt. Bis dahin arbeiten wir hier nach dem Input/Output-Prinzip. Wir holen uns grandiosen Input bei den Seminaren und Speaches. Dann verwandeln wir den Input in Output, und zwar in den Büro-Räumlichkeiten von Jung von Matt/Croisette. Dieses Wechselspiel macht nicht nur einen Riesenspass, sondern die vibrierende Atmosphäre hier schiebt uns bei der Ideen-Entwicklung voran. Das Tagesgeschäft bleibt ja nicht liegen. Es liegt halt hier mit uns.

Zu den Cannes Lions: Was ist der Hot Shit in 2017?

Es wird keinen überraschen, aber es ist ‹Data-driven Creativity›. Am Dienstag beispielsweise gab es einen Vortrag von Cambridge Analytica. Das sind die, die Trump zum Präsidenten gemacht haben und mit ihren Datensätzen den Brexit ermöglicht haben. Sie haben ihr Analyse-Tool präsentiert und daraus dann abgeleitet, wie man Werbung für Zahnpasta machen muss. Wie sich die einzelnen Assets unterscheiden müssen, um jede erdenkliche Zielgruppe abzuholen. Höllisch interessant.

Dann natürlich die Lions selbst. Kennt ihr das, wenn ihr eine Arbeit seht, sofort auf die Knie fallt und dreimal laut ‹Scheisse› ruft, weil es so gut ist? ‹Enter Sandbox› für Audi, ‹Google Home of the Whopper› für Burger King, ‹The Colour of Corruption› für Reclame Aqui oder ‹Down Syndrome Answers› für die Canadian Down Syndrome Society. Scheisse, Scheisse, Scheisse. Das ist das Schöne an Cannes: Mein Ehrgeiz-Akku für Cannes 2018 ist wieder voll aufgeladen, wenn man solche Arbeiten sieht. Bitte schaut euch also die Gewinner in Cyber, Mobile und Creative Data an. Unfassbar, was passiert, wenn Daten mit Kreativität schmusen.

So meine Lieben, ich muss mal wieder an die Stanze. Drückt bitte weiter die Daumen, dass noch ein paar Brülltierchen den Weg in die Schweiz finden. Ich tue es auch.

Ganz liebe Grüsse, Dennis.»


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Noch bis am 24. Juni läuft es: Das internationale Werbefestival in Cannes (Bilder: Marian Brannelly)


Lesen Sie auch den Tagebuch-Eintrag von:

Reto Schild, Kreativchef bei Maxomedia, über den diesjährigen mickrigen Goodie-Bag ohne Sponsoren im ersten Eintrag vom Dienstag.

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