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Der vergessene Bundesrat

Matthias Ackeret

Hoher Besuch bei Ringier: Vergangene Woche liess sich Wirtschaftsminister Schneider-Ammann den Newsroom im Zürcher Pressehaus zeigen. Auf dem Erinnerungsbild: CEO Marc Walder und "Blick"-Chefredaktor René Lüchinger. Einer fehlte: Schneider-Ammans "Amtskollege", der Entlebucher Roland Mahler, der als "achter Bundesrat" neben dem Newsroom logiert. Bestimmt wurde der "Chef des Amtes für das Volk", so sein Titel, in einem aufwendigen Auswahlverfahren - die Idee stammt von der Kreativagentur Jung von Matt. 
 
Eigentlich ist "der achte Bundesrat" Boulevard at its best: "Ein Mann des Volkes", der mit Winkelriedschem Elan dem Berner Filz entgegentritt und sich um die wirklichen Sorgen und Nöte der Bevölkerung kümmert. Doch manchmal scheitern die brillantesten Werbeideen an der Realität: Was macht man, wenn die Blocher, Wermuth, Mörgeli, "Grüsel"-Geri und selbst die Bundeshaussekrektärinnen weitaus boulevardgerechter und populistischer agieren als der vom "Blick" eingesetzte Volks-Magistrat? Die Vorstellung, wonach der "achte Bundesrat" Bundesbern mit tiefschürfenden Inputs bereichern könnte, war wohl ein bisschen zu euphorisch. 
 
Politik findet immer noch im Glashaus statt. Und sogar wenn es funktionieren würde: Frank A. Meyer macht dies besser und auch nachhaltiger. Trotzdem dürfte sich Johann Schneider-Ammann über das Nichterscheinen des "achten Bundesrates" geärgert haben. Neben dem freundlichen Herrn Mahler wäre er für einmal der Provokantere gewesen.

 

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