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Ding der Unmöglichkeit wird zu Schawinskis Sternstunde

Matthias Ackeret

Die meisten Menschen ergeben sich ihrem Schicksal. Roger Schawinski gehört nicht zu ihnen. Instinktsicher hat er sich schon immer des eigenen Schicksals bemächtigt, um dieses anschliessend zum Happy End zu führen. Sei es als Radiopirat in Norditalien, als Fernsehpionier in Zürich oder als Sat1-Boss in Berlin. Schawinski entdeckt auch dann noch eine Lücke, wenn sie eigentlich gar nicht vorhanden ist. Doch nun das Undenkbare: Ab Spätsommer erhält der personifizierte SRG-Widerstand auf dem Quasi-Staatssender seine wöchentliche Talkshow mit dem Namen "Schawinski". Der Name ist Programm – und für eingefleischte SRG-ler auch Provokation. Was unter de Wecks Vorgängern ein Ding der Unmöglichkeit war, wird jetzt zu Schawinskis Sternstunde: Die "Kulturrevolution" bei der SRG hat mit ihm begonnen. Schon jetzt ist klar: Neotalker Schawinski wird ab Spätsommer mit allen Mitteln die spannendsten und aktuellsten Gäste in seine Montagssendung holen, um damit die Themen der Wochen zu setzen. Eine andere Wahl hat er nicht, will er mit seiner Sendung reüssieren und seinem Ruf als "bester Talker der Schweiz", so das Schweizer Fernsehen, gerecht werden. Gleichzeitig begibt er sich damit in Konkurrenz zu all den konkordanzgesteuerten Plaudersendungen wie "Aeschbacher", "Club" oder "Arena". Spannend die Frage: Wo tritt Hans Fehr nächstes Mal auf, wenn er wieder zusammengeschlagen worden ist? Wo macht der nächste neue Bundesrat seinen Antrittsbesuch? Die SVP wird sich nach diesem Coup nicht mehr über mangelnde Auftrittsmöglichkeiten im staatlichen Fernsehen beklagen können. Denn bei "Schawinski" dreht sich vieles um Quoten. In diesem Punkt trifft sich der SVP-Kritiker mit Christoph Blocher, dem Lieblingsobjekt seiner publizistischen Begierde: Im Herbst wollen beide über 30 Prozent Marktanteil.
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