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Gratulation für einen "halben Zürcher!"

Matthias Ackeret

Was für ein Trost für die gebeutelte Zürcher Seele: Mit grossen Lettern verkündete die NZZ am Sonntag, dass Peter Wanner, Verleger dieses Blattes, eigentlich ein "halber Zürcher" sei. Sein Wohnhaus mit Blick auf den Üetliberg befände sich nur wenige Meter von der Kantonsgrenze entfernt. Warum diese lokalpolitische Anbiederung? Wanner hatte soeben TeleZüri gekauft. Dass der Zürcher Stadtrat deswegen einen "kleinen Stich" verspürte, mag kleinlich tönen, ist trotzdem aber ein Fortschritt: zu Elmar Ledergebers Zeiten wäre es noch ein Herzinfarkt gewesen. Lokalpatriotismus spielte bei der Gründung von TeleZüri eine entscheidende Rolle: Roger Schawinski verkörperte diesen Anspruch optimal. Als Studioräumlichkeiten hatte er 1994 das Steinfelsareal in Züri-West, dem damaligen "place to be." gewählt. Der Slogan verkündete auch den Anspruch: "Äs Färnseh vo Züri." Halbironisch überlegte man sich sogar, die aktuellste TeleZüri-Sendung mit der letzten Swissairmaschine nach New York zu transportieren, um sie dort nächstentags für die dort lebenden Zürcher auszustrahlen. Motto: eine Weltstadt grüsst die andere. Der zweite Anspruch war der Kampf gegen die SRG. Nach jedem Vorbereitungstag schrie der amerikanische Ausbildner Michael Rosenblum: "You’re better than die SRG!", was die Crew, welcher der Schreibende angehörte, mit lautstarkem Gegröle honorierte. Die grössten Gegner fand Schawinski aber nicht bei der SRG, sondern bei den Machern des Schwestersenders Radio 24. Diese befürchteten Schawinkis Liebesentzug und den Verlust ihrer Nummer-eins-Position. Wie die Zeiten ändern: längst ist der damalige Radio24-Chef Markus Gilli Programmleiter von TeleZüri, Roger Schawinski moderiert für die SRG und "S’Färnseh vo Züri" gehört einem Aargauer. Herzliche Gratulation, Peter Wanner, zu diesem Scoop!
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