23.02.2009
Matthias Ackeret
Herr Brügger mag mich nicht. Das ist zwar bedauerlich, aber nicht weiter schlimm. Als mir aber besagter Herr Brügger im Internetforum des «Tages-Anzeigers» als Blocher-Interviewer der Sendung «Tele Blocher» des Schaffhauser Fernsehens Käuflichkeit unterstellte, war dies nicht nur ärgerlich: Es war schlichtweg falsch. Man weiss: Journalisten sind zart besaitete Wesen, vor allem, wenn es um die eigene Person geht. Als ich mich bei der «Tagi»-Online-Redaktion nach Herr Brüggers E-Mail-Adresse erkundigte, um den Sachverhalt klarzustellen, kannte man diese – sorry – nicht.
Selbstverständlich kann man meine Reaktion als Ausbund von Überempfindlichkeit und – pathetisch ausgedrückt – verletzter Journalistenehre taxieren. Doch dies greift zu kurz. Vielmehr manifestiert sich hier ein neues mediales Phänomen: Innert kürzester Zeit hat sich im Windschatten seriöser Internetseiten – wie www.tagesanzeiger.ch – ein rechtsfreier Raum gebildet, in dem jeder unbehelligt und in Sekundenschnelle seinen Mist führen kann. Für Starwerber Jean-Remy von Matt sind diese Foren «die Klowand des Internets» – oder nobler ausgedrückt: Vox Populi in ihrer radikalsten Form.
Beim Kommunikationsportal persoenlich.com machten wir eine ähnliche Erfahrung. Neue Werbekampagnen wurden – meist anonym oder mit Fantasienamen – sofort mit übelsten Kommentaren taxiert. Recherchen ergaben, dass es sich bei den Schreibenden oftmals um Konkurrenten handelte, die mit ihrer Negativ-Kritik die Auftraggeber der Kampagnen – Absicht oder nicht – verunsicherten. Kaum verschärften wir die Eintragsmodalitäten, verstummten auch die Pöbeleien. Fazit: Sorgfalt und Internet schliessen sich oftmals aus. Eigentlich schade, Herr Brügger.
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Klowand des Internets