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Ohne Glanz und ohne Gloria

Als die Chinesen mit DeepSeek kürzlich ihre eigene KI-Lösung ankündigten, verfielen die USA in Schockstarre. Ein bisschen kleiner, aber nicht weniger heftig war die Absetzung der Sendung «Gesichter und Geschichten» - kurz «G&G» - im Schweizer Fernsehen. Was zeigt, dass traditionelle Medien sogar im Digitalzeitalter emotional immer noch etwas bewegen können. Dies bewies kurz zuvor auch die Abstellung der UKW-Sender, die Rücknahme der Bündner Schawinski-Konzession oder der exorbitante Schadenersatz in der Endlos-Causa Spiess-Hegglin.

Der «G&G»-Entscheid bewegt höchstwahrscheinlich auch solche, die die Sendung gar nie sahen. Ein Indiz, wie innert 20 Jahren aus dem gönnerhaft belächelten «Glanz und Gloria» eine Marke wurde, die heute Teil der hauseigenen DNA ist. Was die Verantwortlichen unterschätzen: Gerade die Hauptakteure von «G&G», die vermeintliche «Cervelat-Prominenz», stellte sich in der Vergangenheit immer hinter die SRG. Das Gleiche gilt wohl auch für viele Zuschauende, die sonst keine SRF-Sendungen schauen. 

Möglicherweise ist es ein Denkfehler zu glauben, dass das Publikum solche Sparübungen honoriert und die Tatkraft der Verantwortlichen dafür lobt. Stattdessen passiert das Gegenteil: Es beklagt sich darüber, dass man für ein reduziertes Programm weiterhin zahlen muss. Selbst wenn man mit der Einstellung von G&G dem Publikum zeigen wollte, was die Halbierungsinitiative bewirken könnte – nämlich den Abbau von Programmleistungen – «G&G» ist weg. Woraus folgt: Ein Service-public-Sender muss doch einige Service-public-Leistungen erbringen, sonst wird er seinem Anspruch als Service-public-Sender nicht mehr gerecht. Und «G&G» ist über die Jahre hinweg Bestandteil des Service public geworden. Fazit: Sparen kann man auch anderswo; dort nämlich, wo es niemand realisiert. Oder vielleicht bei den Digitalangeboten, die bereits per Definition nicht zum Bestandteil einer Radio- und Fernsehgesellschaft gehören.

Ganz klar, es wurden bereits früher Sendungen abgesetzt. So gehören meine Heulkrämpfe in den 1970er-Jahren zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen, als Radio Beromünster die damals äusserst populäre Samstagmittagsendung «Oder» einstellte. Moderator Hans Gmür und ich haben es überlebt. Aber bereits damals ohne Glanz und ohne Gloria.


Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.

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KOMMENTARE

Victor Brunner
17.02.2025 10:41 Uhr
SRF ist nur noch ein Desaster. Programm Sonntag, 16. Februar, um 1500: SRF 1: "Alone Togheter", Wiederholung. Anschliessend "SRF bi de Lüt", Wiederholung. SRF 2: "Alpine Ski WM", anschliessend Biathlon SRF 3: ECO Talk, Gredig direkt, Kulturplatz, Rundschau, alles Wiederholungen. Eine Zumutung auf 2 Sendern Konserven. "G&G (nicht meine Sendung) könnte weiter produziert werden wenn am richtigen Ort gespart würde nämlich beim administrativen und teuren Wasserkopf der nichts über die Sehgewohnheiten seiner Zwangskunden weiss. Das Management von SRF ist nicht in der Lage den Sender zu führen und gestalten. Auch die hochbezahlte Frau Wille duckt sich weg, schweigt. Das Nachsehen haben die ZwangsgebührenzahlerInnen!
Victor Brunner
17.02.2025 10:19 Uhr
SRF ist nur noch ein Desaster! SRF gestern Sonntag, 1500: SRF 1: "Alone Togheter", Wiederholung, anschliessend "SRF bi de Lüt, Wiederholung. SRF 2: Alpine SKI WM SRF 3: Gredig direkt, Kulturplatz, Rundschau, alles Wiederholungen. Eine absolute Zumutung, der Sender kennt die Bedürfnisse der ZuschauerInnen nicht die mit ihren Zwangsgebühren den Sender mit dem grossen Wasserkopf über Wasser halten. Abspecken bei der Administration und die 2 Mio für G&G, nicht meine Sendung,
Dieter Widmer
17.02.2025 10:02 Uhr
Genau so ist es. Ich verstehe auch nicht, wieso SRF ein vollwertiges Online-Nachrichtenportal betreibt. Das ist nicht Aufgabe von SRF, sondern soll den Privaten überlassen werden. SRF soll ihr Online-Portal benützen für Informationen rund um ihre Sendungen (Vorschau, Nachschau etc.).
Andreas Jäggi
16.02.2025 17:21 Uhr
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