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„Revolution der zärtlichen Liebe“

Matthias Ackeret

Eine gelungene Revolution ist Glücksache. Das weiss niemand besser als Res Strehle, Chefredaktor des "Tages-Anzeigers". Doch Theorie und Praxis sind zwei paar Schuhe. Die Antwort auf die digitale Revolution hat beim Tagi nur noch wenig Freunde, trotz des Zauberworts "Konvergenz". Nicht einmal hundert Tage nach Vermischung von Print- und Onlineredaktion erfolgt nun der grosse Klapf. Das Resultat: ein geharnischter Protestbrief der Belegschaft an ihre Chefs. Der Vorwurf: Strategie unklar, Arbeitsbelastung hoch, Stimmung mies. Das Fazit: die beiden Kulturen harmonisieren wirklich nicht. Wir fragen uns mit Willy Brandt erschreckt: Wächst an der Zürcher Werdstrasse etwas zusammen, was gar nicht zusammengehört? Oder pathetischer ausgedrückt: Frisst die digitale Revolution am Ende ihre Kinder? Und steht bereits eine Gegenrevolution auf dem Programm? Wie man es besser machen könnte, beweist Papst Franziskus dieser Tage. Auch er betreibt eine Revolution von oben. Doch sein „Evangelii Gaudium“ ist weitaus verlockender: „Gottes Sohn,“ so Franziskus, „ hat uns zur Revolution der zärtlichen Liebe eingeladen.“ Ansonsten gleichen seine Forderungen denjenigen der Tagi-Journalisten: „Würdige Arbeit und Recht auf Bildung.“ Vor allem zweites vermissten – laut Protestbrief - die Printjournalisten oftmals bei ihren Onlinekollegen. Wir stellen verwundert fest: Zärtliche Liebe tönt anders. Aber vielleicht kann der Tagi für einmal von der vatikanischen Realität lernen: Zwei Päpste funktionieren manchmal gar nicht so schlecht.
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