21.02.2019

Sunrise

5G-Ausbau in Städten wird dauern

Die Telekomanbieterin eröffnet das Rennen um 5G: Zuerst rüstet Sunrise in den ländlichen und suburbanen Gebieten auf, erst dann in den Grossstädten. Die Rivalinnen Swisscom und Sunrise bleiben bei ihren Zeitplänen vage.
Sunrise: 5G-Ausbau in Städten wird dauern
Zwei Männer arbeiten auf einem Bürogebäude in Zürich an einer Mobilfunkantenne. In Grossstädten wie Zürich stossen die bestehenden Antennen an ihre Leistungsgrenzen. (Bild: Keystone/Christian Beutler)

Bis Ende März bringt die Telekomanbieterin Sunrise die neueste Mobilfunkgeneration in 150 Städte und Orte. Dabei hat sich Sunrise auf die Fahne geschrieben, mit 5G den digitalen Graben zwischen den Ballungszentren und den ländlichen Gebieten zu schliessen.

In den suburbanen und ländlichen Regionen kann Sunrise deshalb so schnell loslegen, weil das Unternehmen dort noch freie Kapazitäten auf den Antennen hat, wie Sunrise-Chef Olaf Swantee im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP sagte. «In den grossen Städten hingegen sind bei vielen Standorten die Kapazitäten schon zu 90 Prozent ausgelastet. Wir können kaum noch ausbauen.»

Knackpunkt Strahlengrenzwert

Das hat mit der Schweizer Strahlenschutzverordnung zu tun: Die heute geltenden Grenzwerte lassen eine intensivere Nutzung der Antennen nicht zu. Der Versuch der Telekomfirmen, den Gesetzgeber zu einer Erhöhung der Grenzwerte zu veranlassen, war im letzten Frühjahr gescheitert. Neue Standorte wiederum kosten viel Zeit und Geld, weil es oftmals auch Widerstand gegen den Bau neuer Antennen gibt.

Grössere Städte verfügen zwar meist über eine bessere Versorgung durch die schnellen Glaskabel-Datenleitungen. Allerdings nutzen auch deutlich mehr Menschen die Netze, was besonders bei den Mobilfunknetzen auf das Tempo drücken kann. Am Plan, auch grössere Städte wie Zürich, Basel oder Genf auf 5G aufzurüsten, hält Sunrise aber grundsätzlich fest.

Allerdings hat sich das Unternehmen intern die Regel gesetzt, eine Stadt nur dann abzudecken, wenn eine Versorgung von mindestens 80 Prozent der Bevölkerung möglich ist. «Wir werden alles daran setzen, auch die Grossstädte über diese Schwelle zu bekommen», sagte Swantee. «Aber das wird noch dauern.»

Rivalinnen vage bei Zeitplänen

Auch die anderen Telekomfirmen sehen den Ausbau von 5G durch die heutigen Grenzwerte erschwert. Es sei aufgrund dieser Grenzwerte sowie der zusätzlichen Frequenzen klar, dass neue Antennen gebaut werden müssten, schrieb Salt auf Anfrage. «Wir sind aber nach wie

vor zuversichtlich, dass die Verordnung in einer Weise angepasst werden kann, dass auch in der Schweiz die Möglichkeiten von 5G voll genutzt werden können.»

Auch die Swisscom weist daraufhin, dass es eine Vielzahl neuer Antennenstandorte brauche, die schwierig zu finden seien. Wie stark sich deswegen die flächendeckende Einführung von 5G in der Schweiz verzögere, sei schwierig abzuschätzen, sagte ein Sprecher. Gleichzeitig könne das Potential von 5G nicht effizient genutzt werden, da notwendige Sendeleistung nicht zur Verfügung stehe.

Die Swisscom will bis Ende Jahr 60 Städte und Gemeinden punktuell mit 5G versorgen. Die breite 5G-Erfahrung etwa durch einen Pilotversuch mit Industriepartner Ypsomed sowie die Lieferung erster 5G-Hard- und Software von Netzwerkausrüster Ericsson erlaube es, sobald als möglich 5G auf ihrem Mobilfunknetz einzuführen. Nötig dafür sei aber noch die Freigabe durch das Bundesamt für Kommunikation (Bakom). Salt plant weiterhin, die 5G-Technologie im dritten Quartal einzuführen. Weitere Angaben macht das Unternehmen aber nicht.

Aufholpotential auf dem Land

Bei Sunrise dürfen sich vorerst vor allem Haushalte und Firmen in kleineren Städten und Orten über schnelleres Internet freuen: Beispielsweise Dietikon und Bülach im Kanton Zürich mit je 27'000 beziehungsweise 19'864 Einwohnern oder auch kleinere Gemeinden wie die Freiburger Gemeinde Autafond mit 74 Einwohnern. Laut Sunrise gibt es in solchen Orten noch grosses Aufholpotential: Denn 70 Prozent der Schweizer Haushalte und KMU verfügten über keinen Glasfaseranschluss bis in die Wohnung oder ins Büro.

Für das Telekomunternehmen ist der 5G-Ausbau in diesen Regionen daher auch eine willkommene Gelegenheit, neue Kunden anzuziehen: «Mit der Sunrise-Internetbox können wir nun auch in Regionen gehen, wo wir keine Glasfaser haben», sagte Sunrise-Chef Swantee. Aus diesem Grund erhöht Sunrise bei diesen Angeboten auch die Preise nicht. Bei anderen Produkten dagegen können Kunden gegen einen Aufpreis 5G nutzen.

Warten auf neue Smartphones

Bis zur Jahresmitte will Sunrise zudem auch Netzwerklösungen für Unternehmen anbieten – also interne Datennetze, die auf 5G basieren. Bei Privatkunden geht es zudem vor allem darum, diesen neue Geräte anbieten zu können, die die Vorteile des neuen Mobilfunkstandards auch ausschöpfen können: Mehr Tempo, schnellere Reaktionszeiten und höhere Kapazitäten. Zum Vergleich: Mit 4G ist heute eine maximale Datenrate von einem Gigabit pro Sekunde möglich, mit 5G sind es 20 Gbit/s.

«Gestern hat Samsung angekündigt, das neue 5G-fähige Smartphone S10 Mitte Jahr auf den Schweizer Markt zu bringen», freute sich Swantee. «Ich erwarte, dass in den nächsten Monaten immer mehr Lieferanten mit neuen Geräten auf den Markt kommen werden.» Die neue Technologie eröffnet vor allem auch neue Möglichkeiten für die Handys, wie beispielsweise Anwendungen für Virtual Reality und Künstliche Intelligenz. (awp/sda/as)

 



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