Wer den «Swiss Radioplayer» benutzt, sucht seit Anfang dieses Jahres vergeblich nach Radio 24, Radio Bern1, Radio FM1 oder Radio Pilatus. «CH Media ist mit seinen Radiosendern per Ende 2023 beim Swiss Radioplayer ausgetreten», bestätigte Nicola Bomio, Leiter Radio bei CH Media, entsprechende Informationen von persoenlich.com. Das Medienhaus war mit zwölf Radiosendern und einigen zusätzlichen Web-only-Streams auf dem «Swiss Radioplayer» vertreten.
«Aufwand und Ertrag standen in suboptimalem Verhältnis», sagte Bomio zu den Gründen des Austritts. Über das Sparpotenzial wollte er auf Anfrage nichts sagen: «Über vertragliche Details geben wir keine Auskunft.» Künftig priorisiert CH Media im Radiobereich die eigenen Plattformen und Apps.
«Swiss Radioplayer» sei kein Flop
CH Media ist weg, die Radiosender der Energy-Gruppe waren noch nie dabei. Ist der im Jahr 2018 lancierte «Swiss Radioplayer» also ein Flop? «Nein, überhaupt nicht», so Roland Baumgartner, Geschäftsführer der Swiss Radioplayer GmbH, auf Anfrage. Er bedaure zwar den Ausstieg der CH-Media-Radios und auch die Tatsache, dass sich die Energy-Gruppe nie zum Beitritt entscheiden konnte, obwohl NRJ in Frankreich zu den Gründungsmitgliedern von «Radioplayer France» zähle und auch in Deutschland Partner von «Radioplayer» sei. «Wir sind und bleiben weiterhin im Austausch mit den Verantwortlichen dieser beiden Radio-Gruppen», so Baumgartner.
Das Ziel des «Swiss Radioplayers» sei weiterhin, alle Schweizer Veranstalter – also SRG, Private und Web-only-Veranstalter – an einem Ort zu vereinen. Noch immer sind laut Baumgartner über 50 Privatradios und die SRG mit über 100 Programmen und Podcasts beim «Swiss Radioplayer» dabei.
«Radioplayer» laut Baumgartner wichtig
«Wichtiger als die Nutzung der App oder Web-Konsole ist die Aufgabe von ‹Radioplayer›, was den Schutz der Hoheit über die eigenen Inhalte, die Auffindbarkeit in der digitalen Welt und den Zugang zu den Endgeräten und Dashboards betrifft», so Roland Baumgartner weiter. Dies sei insbesondere in den Autos wichtig, wo es schon heute kein Radio im bisherigen Sinne mehr gebe. «Bereits konnte ‹Radioplayer Worldwide› mit vielen der wichtigsten Automobilhersteller Verträge abschliessen zur Lieferung der Metadaten. Dies sind Stationsnamen und Logo, Informationen über Interpreten und Songs, aber auch technische Informationen für den Betrieb der hybriden Geräte in den Autos.» Dies ermögliche die automatische Umschaltung von DAB+ zum Webstream. Baumgartner nennt als Beispiele die Automobilkonzerne Volkswagen-Gruppe (VW, Audi, Porsche, Skoda und Seat), BMW und Renault.
Zusätzlich garantiere «Radioplayer» den Zugang zu vielen Endgeräten wie TVs, Home-Entertainment-Systemen oder Smartspeakern. «Wenn sich die Radiobranche in diesem Bereich international über ‹Radioplayer Worldwide› organisiert, die Hoheit in den eigenen Händen halten kann, ist dies das wichtigste Argument für eine Teilnahme. Dies scheinen vereinzelte Exponenten der Schweizer Radiobrache anders zu beurteilen oder sie beschäftigen sich schlicht zu wenig mit diesem Thema», so Baumgartner. Ohne die «wertvolle Arbeit und das Engagement» von «Radioplayer Worldwide» werde man den ganz grossen internationalen Playern ausgeliefert sein – früher oder später.
Die Frage, ob CH Media nach dem Ausstieg beim «Swiss Radioplayer» keine Angst vor einem Reichweitenverlust habe, beantwortete Radiochef Nicola Bomio ganz knapp: «Nein».
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10.01.2024 21:35 Uhr