17.01.2017

Moderner Arbeitsplatz

Das sind die Büros der Zukunft

Google hat am Dienstag den neuen Standort vorgestellt. Was braucht es, damit die Mitarbeiter kreativ sein können? Der Besuch im frisch bezogenen Entwicklungszentrum an der Europaallee Zürich zeigt: Das Restaurant spielt eine zentrale Rolle.
Moderner Arbeitsplatz: Das sind die Büros der Zukunft
Wer will, kann sich in separate Arbeitsräume zurückziehen – etwa in die Lounge. (Bild: zVg.)
von Edith Hollenstein

2000 Mitarbeiter aus 75 Nationen beschäftigt Google in Zürich bislang. Nun kommen am neuen Standort Europaallee nach und nach weitere dazu. Rund 5000 sollen es in ein paar Jahren sein. Im grössten Google-Entwicklungszentrum ausserhalb der USA soll vor allem am Zukunftsthema «Machine Learning» gearbeitet werden. Dienste wie Google-Calendar, Maps, Youtube, Gmail sowie G-Suite werden hier entwickelt.

Ähnlich wie bisher im Hürlimann-Areal gibt es auch in den vom Architektur-Büro Spillmann Echsle konzipierten Räumen in der Sihlpost offene Büro-Landschaften sowie Platz für Besprechungen und Konferenzen. Auffällig dabei: Google setzt, anders als etwa die Grossbanken, weder auf «Clean Desk», noch auf flexible Arbeitsplätze. Warum das so ist, erklärt der verantwortliche Facility-Manager Lucas Stolwijk:

Lucas  

Herr Stolwijk, Google zieht in die ehrwürdige Zürcher Sihlpost. Was war wichtig bei der Konzeption der neuen Büros?
Wir wollen die Schweizer Postgeschichte ehren. Ich will nicht sagen, dass wir das nicht tun würden, wenn wir hier analog zum Hürlimann-Areal eine Rutschbahn einbauen würden. Dennoch wollen wir an diesem neuen Standort beim Postthema bleiben, etwa mit der Reception in Form einer Poststelle, dem Restaurant mit den typischen Postlampen oder den charakteristischen Jute-Säcken.

Das Restaurant scheint eine Schlüssel-Rolle zu spielen.
Das Restaurant ist das Herzstück der neuen Räumlichkeiten. Es liegt von überall her gut zugänglich in der mittleren von drei Etagen und ist mitten im Geschoss angesiedelt. Die Mitarbeiter sollen sich hier treffen, zu einem Frühstück oder Mittagessen.

Google_Restaurant II

Google_Restaurant

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Dass man bei Google gratis isst, ist mittlerweile fast landesweit bekannt.
Bei uns ist das Restaurant mehr als eine Kantine. Es geht nicht nur um Verpflegung, sondern es soll ein Ort sein, wo Kommunikation einfach und direkt möglich ist. Anders als früher wollen wir unsere Restaurants so gestalten, dass sie nicht nur zu den Essenszeiten, sondern den ganzen Tag über besucht werden können. Die Mitarbeiter sollen sich nicht nur an ihrem persönlichen Arbeitsplatz aufhalten, sondern auch im Restaurant. Sie sollen hier an die Tische sitzen oder sich an der Barrista-Bar mit anderen treffen.

Kulinarik ist also wichtiger als Designer-Möbel.
«Innovation geht durch den Magen», sagen wir immer. Bei einem Mittagessen redet man natürlich auch viel Privates, aber manchmal bespricht man auch eine neue Idee. Diese Art von Sitzungen wollen wir ermöglichen.

Es wäre doch besser, wenn Googler oder «Zoogler» nach draussen gehen würden und in der Stadt Leute ausserhalb des Google-Kosmos treffen würden.
Das tun sie ja auch. Es braucht einen guten Mix. Wir haben uns zu diesem Thema mit unseren Nachbarn intensiv unterhalten: Mit unserer Vermieterin SBB, der Ladenorganisation Europaallee oder mit den Gastronomen vom Hiltl oder Pìu. Ich bin überzeugt, dass die Mitarbeiter das grosse Angebot hier nutzen werden, vor allem abends.

Alle haben hier einen festen persönlichen Arbeitsplatz. Warum ist Google gegen flexible Arbeitsplätze?
Wir finden es wichtig, dass die Mitarbeiter einen festen Platz haben, wo sie wissen, wer neben ihnen sitzt und sie auch private Gegenstände aufstellen können. Wir sind keine Firma, die Kinderfotos um sechs Uhr abends in den Abfallkübel verbannt.

Dennoch sind die Arbeitsplätze offen.
Ja, die Plätze sind in sechs Tische gruppiert. Weil wir die frühere Start-up-Mentalität fördern wollen, sitzen die Mitarbeiter relativ nah beieinander. Wer jedoch möchte, kann sich in separate Arbeitsräume zurückziehen – etwa in die Lounge oder in eine der Micro-Kitchens.

Wie kann man die Kreativität der Mitarbeitenden fördern?
Absolut zentral ist, dass der Arbeitsplatz funktionell ist: Verstellbare Tische, einwandfreie technische Infrastruktur, gut erreichbare Meetingräume und Whiteboards für kurzes Brainstorming zwischendurch.

Wie gingen Sie vor?
Für die Konzeption dieser Arbeitsplätze und auch der künftigen, welche in den nächsten Monaten hier in der Europa-Allee entstehen werden, arbeiten die Architekten und ich mit den Mitarbeitenden zusammen, respektive mit einer Fokusgruppe, welche sich aus ganz unterschiedlichen Mitarbeitenden zusammensetzt. In diesem Meeting haben wir gemerkt, wie entscheidend es ist, dass die Arbeitsplätze von den Meetingräumen abgetrennt sind, damit ruhiges, konzentriertes Arbeiten möglich ist.

Welche Benefits kann Google anbieten?
Im obersten Stock gibt es einen kleinen Massageraum und einen Raum zum Stillen für junge Mütter, die ihre Arbeit wieder aufnehmen. Wir werden auch hier Fitnessräume betreiben, jedoch kommen diese erst in der nächsten Ausbauphase. Ziel ist, dass wir hier die gleichen Benefits anbieten können wie am Standort Hürlimann-Areal.

Was ist neu im Gegensatz zum Hürlimann-Standort?
Hier haben wir ein anderes Mobilitätskonzept umgesetzt. Zum Beispiel können die Mitarbeiter die Whiteboards entfernen und ins Sitzungszimmer mitnehmen. Unter den Pulten gibt es statt den früheren Trolleys ganz gewöhnliche Utz-Boxen. Jeder Mitarbeiter besitzt eine grössere und eine kleinere Utzbox, die er entweder ins Vitra-Regal oder unter seinen Pult schiebt. Man muss aber hier das Rad nicht neu erfinden. Google geht es bei der Arbeitsplatzgestaltung vor allem um Funktionalität und darum, Innovation zu ermöglichen. Neue Ideen entstehen nicht, wenn jemand acht Stunden lang in den Bildschirm starrt. Neue Ideen entstehen, wenn man in andere Räume – in eine Micro-Kitchen oder in den Fitnessraum geht – oder privat unterwegs ist.

Google_Microkitchen

Wofür ist die Kitchen-Sync?
Diese sind tatsächlich sehr speziell. Europaweit gibt es zwei Standorte, an denen wir eine solche Kochschule anbieten. Diese soll eine weitere Möglichkeit für Treffen sein, ähnlich wie die Barrista-Bar. Team-Events sollen hier stattfinden. Ich habe zum Beispiel mit meinem Team vor drei Wochen an einem Abend Pasta gekocht hier. Das war ein mega-cooler Social-Event.

Interessieren sich Programmierer tatsächlich fürs Kochen?
Selbstverständlich, sie lieben das! Rumspielen mit Kaffee zum Beispiel oder Sushi-Kurse kommen sehr gut an. Selbstverständlich gibt es Kameras in diesen Küchen, die alles filmen können. So kann man nachträglich sehen, wer die Kartoffeln anbrennen lassen hat (lacht). 



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Kommentare

  • Brigitte Lemmel, 27.01.2017 09:32 Uhr
    Super gut haben es die Google Mitarbeiter da. Allerdings glaube ich nicht, dass das die Zukunft aller Unternehmen sein wird, denn nicht alle Unternehmen haben die Mittel den Mitarbeitern so viel Komfort zu ermöglichen. Abgesehen von dem Gratis-Essen jeden Tag, ist es auch ziemlicher Luxus für Arbeitnehmer, in komplett neu designte und entwickelte Bürokonzepte einzuziehen. Denn meiner Meinung nach, wird sich so lange bei Büroeinrichtungen nichts ändern, bis es unbedingt nötig wird. Luxus kann nur da geboten werden, wo es finanziell erreichbar ist. Insbesondere junge Unternehmen werden Probleme bekommen, hochwertig eingerichtete Büros zu realisieren. Dafür gibt es aber neue Bürolösungskonzepte wie z.B. bei http://www.ubc-collection.com/collection-business-center-duesseldorf-dreischeibenhaus.html" target="_blank" rel="nofollow">http://www.ubc-collection.com/collection-business-center-duesseldorf-dreischeibenhaus.html">http://www.ubc-collection.com/collection-business-center-duesseldorf-dreischeibenhaus.html das demnächst hier in Düsseldorf eröffnet. Dort kann man sich modern eingerichtete Büroflächen monatsweise mieten. Ich denk, dass dies eher die Zukunft der Büros sein wird, um die oben vorgestellte Google-Illusion etwas zu mindern. Freundliche Grüße, Brigitte
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