26.12.2019

City Messenger

Eine Smartphone-App gegen das Lädelisterben

In St. Gallen ist eine Messenger-App lanciert worden, mit der das Lädelisterben bekämpft werden soll.
City Messenger: Eine Smartphone-App gegen das Lädelisterben
Das Ladensterben nimmt in der Altstadt von St. Gallen problematische Züge an: Blick auf die reformierte Kirche St. Laurenzen.(Bild:Keystone/Ennio Leanza)

Lange warb die St. Galler Innenstadt mit dem Slogan «Chomm, mer gönd go lädele». Die grossen Zeiten der Geschäfte in der Fussgängerzone sind aber schon länger vorbei. Immer wieder schliessen Läden, auch an besten Lagen. Und oft dauert es lange, bis ein neuer Shopbetreiber einzieht.

Deshalb laufen diverse Bestrebungen, die leeren Schaufenster zu verhindern. Zu den Rezepten gehören Zwischennutzungen oder die Belebung des Stadtzentrums. Seit Ende Oktober wird nun ausprobiert, ob mit einer neu entwickelten App namens «City Messenger» wieder mehr Kundinnen und Kunden in die Innenstadt gelockt werden können.

Vom Bund gefördert

Die App ist ein vom Bund gefördertes Innosuisse-Projekt. Bedingung dafür ist jeweils, dass private Unternehmen mit Forschungsinstitutionen zusammenarbeiten. Den «City Messenger» hat die Fachhochschule St. Gallen zusammen mit der Softwarefirma Renuo entwickelt.

Die App kann gratis heruntergeladen werden. Kurz darauf werden die ersten Nachrichten auf dem Display des Smartphones angezeigt. Etwa von einer Weinhandlung: «Bei Einkauf ab 50 Franken gibt es gratis ein Cüpli Prosecco, gegen Vorweisung der City Messenger App». Die Bäckerei schreibt: «Aktion ab sofort bis 18.30: 20 Prozent auf Sandwiches und Fladen, Code Wort: City Messenger». Ein Schuhgeschäft wirbt für «Sternenstadt-Finken für die Erholung nach dem Lädeli-Bummel».

Dabei sind traditionelle St. Galler Einzelgeschäfte oder Unternehmen mit Filialen in St. Gallen wie PKZ oder Tibits, aber nicht die grossen Detailhandelsketten. Aktiv ist aber beispielsweise das Casino St. Gallen: «Selfie machen und 10 Franken Spielguthaben abholen», fordert eine Nachricht auf. Einen Gutschein für zehn Franken erhält, wer sich mit einem Weihnachtspullover – «Ugly X-mas Sweater» - in einem Restaurant präsentiert. Es gibt aber nicht nur Shopping und Konsum: Die katholische Kirche macht auf das Weihnachtssingen aufmerksam, die Lokremise auf das «Suppen-Kino» am Freitag.

Noch wenig direkte Kommunikation

Funktioniert die App bereits im Sinne der Erfinder? Sie stelle bei den Nachrichten eine Vielfalt fest, genau dafür sei der City Messenger auch konzipiert worden, erklärt Projektleiterin Sigrid Hofer-Fischer, Professorin im Kompetenzzentrum Marketing Management an der Fachhochschule St. Gallen (FHS). «Die Geschäfte der Innenstadt sollten damit eine einfache Möglichkeit für eine direkte und schnelle Interaktion mit der Bevölkerung erhalten.»

Sie hat positive Feedbacks erhalten: Auch Bürgerinnen und Bürger der Stadt hätten berichtet, dass sie auf vieles aufmerksam geworden seien, dass ihnen bislang nicht bekannt war. «Wir wollen in der St. Galler Bevölkerung wieder mehr Bewusstsein für die Innenstadt und ihre Vorzüge schaffen», so die Projektleiterin.

Bisher gibt es eher wenige Angebote für die direkte Kommunikation mit den Geschäften - eigentlich ein Vorzug des Messengers, der in etwa wie der Facebook-Ableger «WhatsApp» funktioniert. Möglich sei die Kontaktaufnahme, ohne Abhängigkeit von Öffnungszeiten oder telefonischer Verfügbarkeit, stellt Hofer-Fischer fest. «Wir gehen davon aus, dass sich die 1:1 Kommunikation in den nächsten Monaten verstärken wird.»

Für Aussagen über die Wirkung der App auf die Umsätze der Geschäfte ist es noch zu früh. Das Projekt läuft noch bis Mitte Januar 2021. In den nächsten Monaten wird mit einer wissenschaftlich fundierten Wirkungsmessungen begonnen. Zeigt sich ein Erfolg, soll die App nach Aussagen der Verantwortlichen auch in weiteren Städten in der Schweiz sowie im deutschsprachigen Raum Verbreitung finden. (sda/lol)



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