15.08.2013

Google

"Jeder Klick ist eine Möglichkeit, Geld zu verdienen"

Kommunikationschef Matthias Meyer zum Verlegerstreit und zur Kooperation bei Google News.
Google: "Jeder Klick ist eine Möglichkeit, Geld zu verdienen"

Jetzt wird die Friedenspfeife geraucht: Nachdem die Schweizer Verleger vor kurzem noch vehement ein Leistungsschutzrecht forderten und dafür entschädigt werden wollten, dass ihre Schlagzeilen und Textanrisse in der Google News Suche erscheinen, wird neu kooperiert. Am Mittwoch stellte Google das neue Tools "Redaktionsempfehlungen" vor, mit dem Schweizer Medien ihre Inhalte auf Google News hervorheben können. Kommunikationschef Matthias Meyer verrät im Interview, worum es geht, wer dabei ist und welche Rolle der Suchmaschinengigant im grossen Medienzirkus spielt. 

Herr Meyer, seit dem 14. August kooperiert Google Schweiz eng mit einigen der hiesigen Verleger (persoenlich.com berichtete): Neu geben diese auf Google News Redaktionsempfehlungen ab. Geht nun die Friedenspfeife um?
Wir sind seit jeher Partner der Verlage und befinden uns in einem konstanten Dialog mit Ihnen. Das Ziel von Google News ist es, den Nutzern so schnell wie möglich den Weg hin zu qualitativen Inhalten zu zeigen. Daher haben wir Partnerschaften mit Verlagen in der Schweiz und auf der ganzen Welt, die kurze Textausrisse ihrer Inhalte auf Google News anzeigen lassen. So leitet Google pro Monat sechs Milliarden Klicks auf Nachrichtenseiten weiter. Jeder Klick ist eine Möglichkeit für die Verlage, den Nutzern Werbung zu zeigen und neue Leser zu gewinnen.

Der Verband Schweizer Medien forderte bis vor kurzem vehement ein Leistungsschutzrecht. Die Verleger wollten dafür entschädigt werden, dass ihre Schlagzeilen und Textanrisse in der Google Suche erscheinen. Ist das Thema nun vom Tisch? Bezahlt Ihr Konzern neuerdings für Kurzinhalte?
Verleger haben und hatten schon immer die Kontrolle darüber, ob Sie ihre Inhalte bei Google News anzeigen möchten. Dank dem Standard Robots.txt können Inhalte auf Webseiten von Suchmaschinencrawlern ausgeschlossen und dadurch nicht angezeigt werden.

Viele Medienhäuser gehen momentan durch wirtschaftlich schwere Zeiten, ein Grund mehr für uns, sie mit Technologie und Innovation zu unterstützen. Sei es mit gemeinsamen Geschäftsmodellen wie Google AdSense oder Applikationen wie Google Currents für Smartphone. Mit "Redaktionsempfehlungen" ermöglichen wir es nun auch Schweizer Verlegern, verschiedene Inhalte auf Google News hervorzuheben, wie beispielsweise längere Hintergrundreportagen, Fotostrecken, interaktiven Karten oder Grafiken. Der Grossteil der Verlage, mit denen wir sprechen, möchte in Google News angezeigt und nicht ausgeschlossen werden, weil sie den Wert von Google News als Quelle für Traffic zu Ihren Seiten sehen.

An Google führt kein Weg vorbei. Das mussten nun auch die Verleger erkennen. Die Google-Suche ist mittlerweile das grösste Medium der Welt. Wie aber funktioniert eigentlich Google News? 
Wir sind kein Medienkonzern sondern ein Technologie-Unternehmen. Wir wollen, dass unsere Nutzer Qualitätsjournalismus von Medienunternehmen im Netz finden und dabei sicherstellen, dass die journalistischen Inhalte auf eine einfache Art und Weise im Netz gefunden werden. Google News zeigt Textausrisse an und sendet den Nutzer direkt auf die Seiten der Verlage. Stellen Sie sich Google News als Wegweiser auf einer Wanderung vor. Dieser zeigt Ihnen den Weg zum Gipfel, wo es die schöne Aussicht gibt. Beim Wegweiser selbst gibt es keine Aussicht.

Ist das Angebot ohne mein Zutun bereits personalisiert?
"Redaktionsempfehlungen" ist ein neues Feature von Google News, das es den Verlegern ermöglicht, Inhalte auszuwählen, die in einem speziellen Bereich der Website hervorgehoben werden. Um dabei die Personalisierung zu nutzen, müssen Sie mit Ihrem Google Konto eingeloggt sein. 

Gibt es in der Schweiz eigentlich Medientitel, die sich gegen die Platzierung auf Google News entschieden haben?
Jeder Verleger wählt selbst aus, ob er bei Google News teilnehmen will oder nicht. Verleger können Robots.txt einsetzen, um ihre Seiten komplett aus Google News zu entfernen - oder selbst einstellen, in welcher Weise ihre Inhalte bei Google News angezeigt werden. 

Nach welchen Kriterien wurden sie von Google ausgesucht und wie sehen die Deals genau aus?
Qualität wird durch eine Vielzahl von Kriterien bestimmt. Für die "Redaktionsempfehlungen" haben wir Partner gesucht, die originäre Inhalte anbieten - und keine Inhalte anderer wiedergeben. 

Wieso ist eine relativ unbekannte Plattform wie Startwerk.ch gleichberechtigt wie der Tagi oder die NZZ vertreten?
Zur Lancierung des Dienstes haben wir versucht, eine gute Mischung von Partnern an Bord zu haben. Einige mit nationaler Reichweite, einige mit themenabhängigen Sachjournalismus und auch solche mit lokalem Fokus. 

Die empfohlenen Artikel des "Bieler Tagblatts" sind nur für Abonnenten zugänglich. Ich kann das mir Empfohlene also gar nicht lesen. Macht das Sinn?
Auf jeden Fall. Google sendet gratis wertvolle Klicks zu Newsorganisationen. Jeder dieser Klicks ist für Zeitungen und Verlage eine Möglichkeit, Geld zu verdienen oder Leser zu gewinnen, beispielsweise mit einer Paywall, oder durch das Anzeigen von Werbung. Sind die Inhalte nur für Abonnenten zugänglich, weisen wir bei den "Redaktionsempfehlungen" darauf hin.

Gibt es diese Redaktionsempfehlungen auch in anderen Ländern oder handelt es sich um einen Kompromiss mit den Schweizer Verlegern?
"Redaktionempfehlungen" wurde in den letzten Jahren in verschiedenen Ländern wie Frankreich, Deutschland und Italien lanciert. Wir sind glücklich, den Dienst nun auch in der Schweiz anzubieten.

Interview: Adrian Schräder & Edith Hollenstein


Schweizer Medien, die beim neuen Angebot von Google News dabei sind:
Beobachter, Bilanz, Handelszeitung, Bieler Tagblatt, Tageswoche, Luzerner Zeitung, Neue Zürcher Zeitung, Blick, Swissinfo, 20 Minuten, Berner Zeitung, Der Bund, Basler Zeitung, Zürcher Oberländer, Tages Anzeiger, Aero Telegraph, Startwerk, RTS, 24 Heures, Le Matin, Journal du Jura, Hebdo, Illustre, Edelweiss Magazine, Tribune de Genève.

 
 
 
 
 
 
 

 

 


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren