26.10.2011

Kt. Zürich

Jeder vierte Erstklässler besitzt einen Computer

Internet-Nutzung beginnt immer früher.

Joachim Zahn und sein Team von der Fachstelle zischtig.ch untersuchten, wie leicht der Zugang von Primarschulkindern zur virtuellen Welt ist, warum sie sich dort aufhalten und was sie über die Gefahren wissen, die ihnen dort auflauern. Die Fachstelle, die sich auf die Beratung von Lehrpersonen, Eltern und Schülern im Umgang mit neuen Medien spezialisiert hat befragte dazu im September 620 Primarschüler in Zürich, Kilchberg, Maur, Schlieren und Wald.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Bereits in der ersten Klasse besitzt jedes vierte Kind einen Computer, in der dritten Klasse ist es ein Drittel, in der sechsten sind es bereits über die Hälfte der Kinder, die ein eigenes Gerät haben. "Die Kinder sind früher und häufiger im Internet, als die Fachwelt bisher angenommen hat", bestätigte Zahn am Mittwoch gegenüber der sda einen Artikel aus dem "Tages-Anzeiger". Er sei überrascht, wie einfach es für Primarschulkinder sei, über Computer oder Smartphones ins Internet zu kommen.

Zu wenig Betreuung

Das Problem ist gemäss Zahn aber nicht in erster Linie, die grosse Verfügbarkeit, sondern "die Kombination mit der eingeschränkten Betreuung". So werden nur elf Prozent der befragten Kinder in der Regel bei ihrer Tätigkeit am Computer von den Eltern betreut. 62 Prozent sitzen alleine vor dem Bildschirm.

Kinder von ärmeren und weniger gebildeten Eltern dürfen eher ohne zu fragen ins Internet, sie müssen weniger strikte Regeln einhalten und sind schlechter informiert über die Gefahren. Gemäss Zahn sind sie auch tendenziell früher im Besitz eines eigenen Computers.

Die Befragungen zeigten zudem, dass Kinder schlecht informiert sind über die Gefahren. Kaum bewusst sind ihnen etwa das Suchtpotenzial der neuen Medien, die rechtlichen und finanziellen Fallen sowie die Gefahren des Missbrauchs etwa von Fotos. Zahn glaubt, dass Eltern wenig über Vor- und Nachteile digitaler Medien sprächen.

Bereits Drittklässler bei Facebook

In vielen Kinderstuben schafft der Computer der Langeweile Abhilfe. 40 Prozent der befragten Schüler gaben dies als Grund an. Am häufigsten suchen Kinder Spielseiten auf, gefolgt von Youtube, Google und Facebook. 17 Prozent der Drittklässler gaben an, ein Facebook-Profil zu haben, bei den Sechstklässlern rund die Hälfte.

Zahn betonte jedoch, dass in den neuen Medien nicht bloss Gefahren lauerten. Das Internet helfe den Kindern auch, an Informationen zu kommen und Kontakte zu pflegen. "Die Eltern stehen in Sachen Aufklärung und Begleitung vor grossen Herausforderungen", sagte Zahn. Ein kompetenter Umgang mit dem Internet könne dem Kind auch Vorteile bringen. (sda)


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