07.02.2013

EU

Kommission will Meldepflicht für Cyber-Attacken

Nationale Sicherheitszentren geplant.

Mit einer einheitlichen Meldepflicht will sich die Europäische Union besser gegen Cyber-Attacken wappnen. Die EU-Kommission will dazu Firmen und Verwaltungen per Gesetz verpflichten, Hacker-Angriffe und andere digitale Sicherheitsvorfälle zu melden. "Ein einziger Cyber-Vorfall kann Zehntausende Euro für ein kleines Unternehmen kosten, bis hin zu Millionen für grossangelegten Datenklau", sagte EU- Digitalkommissarin Neelie Kroes am Donnerstag. "Dabei könnte die Mehrheit davon dadurch vermieden werden, dass Nutzer einfache und günstige Vorkehrungen treffen."

Betroffen von der Meldepflicht wären Betreiber wichtiger Infrastruktur wie Energieversorger, Banken, Verkehrsbetriebe und Spitäler sowie öffentliche Verwaltungen. Auch Dienstleister im Internet wie App Stores, Suchmaschinen oder soziale Netzwerke wie Facebook fielen unter die geplanten Regeln. Zugleich sollen Firmen und Behörden nach dem Willen der EU-Kommission ausreichende Sicherheitsmassnahmen gegen Angriffe über das Internet schaffen. Die Initiative der EU ist in der Branche zunächst auf ein überwiegend positives Echo gestossen.
 
Allerdings sieht der Branchenverband Bitkom keine Notwendigkeit für eine gesetzliche Verpflichtung. Unter Umständen könne eine Veröffentlichung sich für die betroffenen Unternehmen sogar negativ auswirken, sagte Michael Barth, Experte für Cybersicherheit beim Bitkom. Es müsse vor allem genau definiert werden, was als Angriff oder grosse Sicherheitslücke gelten solle.
 
ISF: "Höchste Zeit"
 
Das Information Security Forum ISF, das grosse Unternehmen in Sicherheitsfragen berät und unterstützt, hält dagegen eine europäische Lösung für längst überfällig. "Es ist höchste Zeit, dass die EU-Kommission das Thema Cybersicherheit auf die Agenda nimmt und die Weichen für eine einheitliche Regelung in Europa stellt", sagte Steve Durbin, Vizepräsident des ISF am Donnerstag.
 
Zugleich mahnt auch das ISF einen intensiven Dialog von Politik und Wirtschaft an, um eine für alle Seiten sinnvolle und praktikable Lösung zu finden. Denn: "Im Extremfall hat die Veröffentlichung schwerwiegendere Folgen als der eigentliche Vorfall." Die Befürchtung, dass Betriebsgeheimnisse und vertrauliche Daten dadurch an die Öffentlichkeit gelangen könnten, hält Wieland Alge, Vizepräsident des Netzwerkspezialisten Barracuda Networks dagegen für unbegründet. Dabei werde übersehen, dass Daten von Kunden betroffen seien, sagte Alge. Das Teilen des Wissens um Angriffe und Schwachstellen sei wichtig für eine effektive Verteidigung.
 
Nationale Zentren geplant
 
Nach dem Willen der EU-Kommission sollen die 27 EU-Staaten zudem nationale Sicherheitszentren einrichten, die Angriffen aus dem Internet vorbeugen und im Fall von Attacken reagieren. Über Bedrohungen und Vorfälle sollen sich die Staaten mit der EU-Kommission austauschen. Durch das Internet schwirren nach Angaben der EU-Kommission täglich 150'000 Computerviren. 148'000 Rechner werden jeden Tag von den Schädlingen neu befallen. In der vergangenen Woche hatten drei grosse US-Zeitungen angegeben, Opfer von Hackerattacken geworden zu sein. (sda)

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