25.03.2011

Post

Neue Internet-Plattform zum Melden von Missständen

Whistleblowing-Policy auch bei der UBS.

Vermuten Post-Angestellte am Arbeitsplatz Delikte wie Bestechung, Korruption, Betrug, Geldwäscherei oder Bilanzfälschung, können sie dies neu anonym über eine für Whistleblower eingerichtete Website melden. Erfahrungen mit dem neuen Instrument gibt es noch nicht. Die Website "Post-Courage" wurde in der jüngsten Ausgabe der Mitarbeiter- Zeitschrift "Die Post" vorgestellt. "Post-Courage" wird über einen externen Server von einer spezialisierten Firma betrieben. Eingehende Meldungen gehen verschlüsselt an die interne Revision der Post. Wirtschaftsdelikte aufzuklären sei eine wichtige Aufgabe der Revision, sagte Verwaltungsratspräsident Peter Hasler in einem Interview mit "Die Post". Alle Meldungen würden seriös bearbeitet.

"Die Revision muss keine Weisung von Vorgesetzten entgegennehmen und darf auch den Namen des Meldenden in keinem Fall preisgeben", sagte Hasler. Die Post werde nur als vertrauenswürdig wahrgenommen, wenn sie keine Verstösse dulde. Deliktisches Handeln wolle die Post "entschieden bekämpfen und verhindern". Die Mitarbeitenden der Post können entscheiden, ob sie Verdachtsfälle ihren Vorgesetzten oder anonym über die Website melden wollen. Aufgeschaltet wurde die Site Anfang Woche, wie eine Post-Sprecherin auf Anfrage ergänzte. Erfahrungen mit dem Angebot, das eine bestehende Hotline ergänze, gebe es noch nicht. Die Gewerkschaft syndicom begrüsst das neue Angebot. Es gehe darum, Wirtschaftsdelikte aufzuzeigen, sagte Fritz Gurtner, Leiter des für die Post zuständigen Sektors Logistik, auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. "Das sind keine Kavaliersdelikte."

UBS mit Whistleblowing-Policy

Verfahren für Whistleblowing kennen auch andere Betriebe, etwa die UBS. Bei der Grossbank sind eine spezifische Weisung und der interne Ethikkodex die Grundlagen dafür, wie Sprecherin Eveline Müller auf Anfrage sagte. Wer Grund hat, einen Verstoss zu vermuten, kann sich an Vorgesetzte oder übergeordnete Stellen der Grossbank wenden - auch anonym und "ohne Vergeltungsmassnahmen befürchten zu müssen", wie Müller sagt. Gegenüber allenfalls ermittelnden Behördenstellen müssten Whistleblower ihre Identität indes möglicherweise preisgeben.

Informationen zum Meldeverfahren stellt die UBS im Intranet allen Angestellten zur Verfügung. Erfahrungen oder eine Zahl von Whistleblowing-Fällen gab die Sprecherin nicht bekannt. Die "Policy" sei bei der UBS schon lange vor der Finanzkrise und der Affäre um Steuerdelikte in den USA eingeführt worden.

Entscheid beim Bundesrat

Wer Arbeitskollegen oder Vorgesetzte wegen vermuteter Verstösse oder Delikte verpfeift, riskiert Schikanen und häufig auch die Kündigung. Einen besseren Schutz für Whistleblower hat deshalb auch das Parlament verlangt. In einer Ende 2008 lancierten Vernehmlassung war der Schutz der Whistleblower aber umstritten. Die Mehrheit der Wirtschaftsverbände lehnte die vom Bundesrat vorgeschlagenen Änderungen im Obligationenrecht ab. Die Wirtschaftsvertreter argumentierten, dass das geltende Recht und die von Unternehmen getroffenen Massnahmen genügten. Die Gewerkschaften dagegen fanden, der Entwurf gehe zu wenig weit. Die Landesregierung habe nun zu entscheiden, wie sie beim Schutz von Whistleblowern vorgehen wolle, war beim Bundesamt für Justiz zu erfahren. (sda)



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