Der Einsatz von Algorithmen kann Menschen diskriminieren – sei es bei der Jobvergabe, im Sozialleistungsbereich oder durch stereotypisierte KI-Bilder. Um solche Fälle in der Schweiz möglichst zu verhindern, hat die zivilgesellschaftliche Organisation AlgorithmWatch CH einen Appell an den Bundesrat lanciert: KI-ohne-Diskriminierung.ch. Der Appell wird bereits von über 40 Organisationen und über 70 prominenten Erstunterzeichnenden unterstützt, heisst es in einer Mitteilung. Der Appell steht ab Donnerstag in Form einer Petition allen Interessierten zur Unterzeichnung offen.
«Der Schutz vor Diskriminierung braucht ein Update. Denn der Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann Menschen aufgrund verschiedenster Eigenschaften diskriminieren. Der Bundesrat muss diese Herausforderung zu einer Priorität der kommenden Regulierungen rund um KI machen», wird Angela Müller, Geschäftsleiterin AlgorithmWatch CH, zitiert.
Zu den Erstunterzeichnenden des Appells zählen Nationalrätinnen und Ständeräte der FDP, Mitte, EVP, GLP, SP und Grünen. Auch Professorinnen der Informatik, Rechtswissenschaft, Soziologie oder Philosophie verschiedener Schweizer Universitäten sowie Digital- und Diversity-Experten haben sich dem Aufruf angeschlossen. Er wird zudem unterstützt von Organisationen, die sich für betroffene Gruppen einsetzen, wie etwa Alliance F und Pro Juventute, Menschen- und Grundrechtsorganisationen wie Amnesty International Schweiz und Unser Recht sowie Konsumentenschutzorganisationen und Gewerkschaften. Auch die Präsidentinnen der Eidgenössischen Kommissionen gegen Rassismus und für Frauenfragen haben den Appell in eigenem Namen unterzeichnet.
Frühere SRF-Moderatorin und Drag Queen spannen zusammen
Um für die Herausforderung diskriminierender Algorithmen zu sensibilisieren, lanciert AlgorithmWatch CH am Donnerstag zudem eine breite Kampagne zum Thema und veröffentlicht unter anderem ein Video mit Schweizer Persönlichkeiten: «Hast du zum Beispiel gewusst, dass Algorithmen Menschen allein aufgrund ihres Geschlechts diskriminieren?», fragt darin etwa Patrizia Laeri, Unternehmerin und frühere SRF-Moderatorin in die Kamera. Laeri führt aus, dass Personalabteilungen etwa KI-gestützte Recruitingsysteme nutzen könnten, die Lebensläufe von weiblichen Bewerberinnen automatisch schlechter bewerten, oder dass auf Social Media Stellenausschreibungen nach Gender-Stereotypen angezeigt werden können.
Unter anderem die Drag Queen Mona Gamie, die Antirassismus-Expertin Anja Glover und das Inclusion Handicap Vorstandsmitglied Sébastien Kessler zeigen im Video auf, dass Algorithmen und KI aufgrund von vielen unterschiedlichen Merkmalen diskriminieren können.
Der Bundesrat hat beim Uvek eine Auslegeordnung zum Handlungsbedarf zu KI in Auftrag gegeben. Diese soll bis Ende Jahr vorliegen. Auf der Grundlage dieser Analyse will der Bundesrat 2025 Regulierungsvorlagen rund um KI in die Wege leiten. (pd/wid)