05.09.2012

TV 2.0

"Social Media erweitert Lagerfeuererlebnis"

Kongress erörtert Technologie-Einfluss auf digitale Werte.

"Social TV ist für das Fernsehen unumkehrbar und heute bereits Realität", sagt Twitter-UK-Chef Tony Wang im Rahmen der diesjährigen Medienwoche@IFA auf dem Internationalen Medienkongress in Berlin. Diese Einschätzung kommt nicht von ungefähr, denn 80 Prozent aller Zuschauer nutzen bereits einen zweiten Bildschirm während sie fernsehen. Auch die Interaktion der User unterstreicht dies. So kommentieren fast drei Viertel der Zuseher eine laufende Sendung live auf Twitter, Facebook und Co.

Live-Shows aufgewertet

"Social Media bietet uns grosse Chancen, da es das Lagerfeuererlebnis des Fernsehens erweitert. Es steigert den Wert von Live-Fernsehen, da der Social-Media-Stream nur live beziehungsweise parallel zur Sendung möglich ist. Das heisst auch, dass die Werbung wieder gesehen wird", sagt Matthias Büchs, Director Online Mobile VoD Teletext bei RTL Interactive. Auch Jens-Uwe Bornemann, Vize-Präsident Digital Ventures & Innovation der UFA Film & TV Produktion, macht eine klare Tendenz bei der Nutzung interaktiver Medien der Zukunft aus: "Social TV ist mehr als nur ein Hype. Da ist mehr drin. Ich glaube, dass es ein signifikanter, nachhaltiger Trend ist", unterstreicht der Branchenexperte.

Netzpolitik versus Medienpolitik

Mit seinem Statement "Medienpolitik ist Netzpolitik" hat Björn Böhning, Chef der Senatskanzlei Berlin, für Diskussionsstoff gesorgt. Denn Medienpolitik und Netzpolitik seien in Deutschland eigentlich zwei historisch verschiedene politische Disziplinen. Auf Bund- und Landesebene soll das geregelt werden, was in der Praxis schon eine Einheit ist: Die moderne digitale Kommunikations- und Medienlandschaft mit ihren Distributions- und Inhaltefragen. "Früher galt Netzpolitik als Nischenthema, heute sehen wir, dass digitaler Fortschritt auch ein Wachstumstreiber für die Wirtschaft ist", sagt Böhning. Eine digitale Ordnung müsse aber demokratisch verfasst sein, alle Menschen müssten partizipieren können und es sollte einer innovative Wirtschaft genug Freiraum geben. Gäste der Diskussionsrunde waren unter anderem Christoph Keese, Konzerngeschäftsführer Public Affairs beim Axel Springer Verlag und Susanne Stürmer, Geschäftsführerin UFA Film- und TV-Produktion.

"Dass wir in der digitalen Gesellschaft angekommen sind, bedeutet auch, dass wir digitale Kompetenz in der Bildung brauchen", ergänzt Böhning. Medienpolitik sei noch ein intransparenter Bereich in der Gesellschaft, kritisiert Stürmer. Die Experten waren sich darin einig, dass eine Netzpolitik transparent sein sollte und Vielfalt ermöglichen müsse. "Wir profitieren als grosses Verlagshaus, wenn es ein breites Sortiment gibt. Es würde sich empfehlen, dieses Modell auch digital abzubilden", sagt Keese. (pte)


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