13.09.2012

FanDealer

Verkauft Facebook-Likes gegen Geld

Interview mit Inhaber Mario Rönsch.
FanDealer: Verkauft Facebook-Likes gegen Geld

Follower und Facebook-Likes als neue Währung: Im Kampf um Beliebtheit im Internet erkaufen sich immer mehr Firmen "Gefällt mir"-Klicks gegen Geld. 10'000 deutsche Fans gibt's für 669 Euro - beim Freunde-Verkäufer FanDealer. Persoenlich.com hat sich von Inhaber Mario Rönsch (29) das aufstrebende, aber auch umstrittene Geschäft erklären lassen. Zum Interview:

Herr Rönsch, FanDealer verkauft Fans und Follower. Können Sie drei Unternehmen nennen, die zu Ihren Kunden gehören?

Die Dienstleistung, die wir anbieten, wird von vielen internationalen Konzernen und bekannten KMUs in Anspruch genommen. Auch namhafte Schweizer Firmen befinden sich unter unseren Kunden. Unser Geschäftsmodell beruht allerdings auf einer starken Vertrauensbasis. Bitte haben Sie deshalb Verständnis dafür, dass ich grundsätzlich keine konkreten Kundennamen preisgeben kann.

Warum entscheiden sich Unternehmen für Ihre Produkte?

Mit FanDealer lässt sich die Reichweite der eigenen Facebook- oder Twitter-Seite und der dort abgesetzten Beiträge enorm steigern. Ein Facebook-Nutzer hat durchschnittlich 50 bis 100 Freunde. Das werbende Unternehmen erreicht durch den Kauf von 1'000 Facebook-Fans also somit mindestens 50'000 Menschen. Auch puncto Preis schlägt FanDealer andere populäre Werbeformen um Längen. Abhängig vom Keyword zahlt man für die gleiche Reichweite zwischen 7'500 und 10'000 Euro (zum Beispiel bei Google Ad-Words). Angesichts solcher Summen kann man die Werbepreise von FanDealer wohl als "Peanuts" bezeichnen.

100 weltweite Fans gibt es für 10 Euro, für 10'000 deutsche Fans muss man 669 Euro hinblättern. Können Kunden noch detaillierter spezifizieren, welche Art Fans, Followers oder Klicks sie kaufen wollen?

Mit FanDealer lassen sich leicht Zielgruppen definieren. Gegen einen geringen Aufpreis können Kunden Herkunftsland, Sprache, Alter und Geschlecht der gewünschten Fans bzw. Followers festlegen.

Sind es eher Unternehmen oder vielmehr Werbeagenturen, die bei Ihnen einkaufen?

Das Verhältnis ist relativ ausgeglichen. Zirka 55 Prozent unserer Aufträge erhalten wir direkt von Unternehmen. Der Rest verteilt sich auf Agenturen.

Benutzer die sich ein Zusatzeinkommen aufbauen möchten, können sich mit FanDealer ein "lebenslanges passives Einkommen" verdienen, wie Sie selber auf Ihrer Webseite schreiben. Worum handelt es sich dabei?

Über ein Partnerprogramm können Mitglieder unser Portal an Freunde, Bekannte oder Geschäftspartner weiter empfehlen. Geht aus dieser personalisierten Empfehlung ein neuer Werbekunde hervor, beteiligen wird den Empfehlungsgeber ein Leben lang mit 20 Prozent an allen Umsätzen.

Sie willigten nur unter der Bedingung zu diesem Interview ein, dass Ihnen nicht unterstellt wird, falsche Fans ("Fakes") zu verkaufen. Warum war Ihnen dies so wichtig?

Es ist gut, dass Sie diesen Punkt ansprechen. Ich möchte die Gelegenheit nutzen um einige Aspekte klarzustellen. Wie Ihre Rechercheergebnisse sicherlich ergeben haben, gibt es in diesem Bereich eine Vielzahl von Anbietern. Im Gegensatz zu FanDealer vermitteln 90 Prozent dieser Anbieter keine echten Fans und Followers, sondern mittels Software generierte Fake-Profile. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein interessierter Werbekunde bei einem unseriös arbeitenden Vermittler landet und schlechte Erfahrungen macht, ist somit sehr gross. Aufgrund dessen fällt es leider auch Journalisten, die aktuell vermehrt über das Thema berichten, schwer zwischen FanDealer und dem "grossen Rest" zu differenzieren. Die Berichterstattung fällt dann oft zum Nachteil von seriös arbeitenden Portalen wie FanDealer aus.

Sie ärgern sich über Ihre Mitbewerber.

Als Werbekunde von FanDealer erhält man für die eigene Social-Media-Seite einen echten Mehrwert. Ja, es ärgert mich deshalb, wenn etwa ein Mitbewerber unverhohlen automatisiert erstellte Fake-Fans vermittelt und Unternehmen auf wirklich unschöne Art und Weise um ihr Werbebudget bringt. Auf der anderen Seite darf man für 14.90 Euro auch keine 1'000 realen Fans erwarten. Qualität hatte schon immer seinen Preis. Beim Fankauf ist es deshalb wie mit vielen anderen Dingen auch: Wer billig kauft, kauft unweigerlich zweimal.

Private Facebook- ,YouTube-, und Twitternutzer, die sich etwas dazuverdienen möchten, registrieren sich auf FanDealer und können so mit jedem "Like" zwischen zwei und zehn Cents verdienen. Auf wieviel Geld kommt man so im Monat?

Das ist unterschiedlich und stark abhängig davon, wie intensiv man FanDealer nutzt. Mitglieder die sich beispielweise dreimal am Tag, also Vormittag, Mittag und am Abend einloggen, verdienen mit FanDealer durchschnittlich 20 bis 30 Euro pro Monat. Neben dem normalen Verdienst durch das Fan-Werden anderer Seiten, hat man natürlich noch die Möglichkeit, neue Mitglieder zu werben. Für jeden neuen, aktiven Benutzer der sich über den persönlichen Empfehlungslink auf FanDealer anmeldet, gibt es zusätzliche 10 Cent. Entscheidet sich das neu geworbene Mitglied Werbekunde zu werden, gibt es darüber hinaus sogar noch eine Umsatzbeteiligung in Höhe von aktuell 20 Prozent - wie vorhin bereits erwähnt. Durch die prozentuale Beteiligung gibt es natürlich nach oben hin keine Verdienstgrenzen. Mitglieder, die sich aktiv als Empfehlungsgeber engagieren, verdienen zum Teil einige hundert Euro pro Monat.

Doch das, was diese Mitglieder anklicken, mögen sie nicht zwingend. Wie verhindern Sie, dass sich die Nutzer kurz nach dem Verkauf wieder "entfreunden", bzw. "entfollowen"?

Wir verhindern das gar nicht. Es steht jedem Benutzer frei, sich im Nachgang wieder zu entfreunden, bzw. entfollowen. Unser System erkennt dies aber und zieht dem jeweiligen Mitglied die bereits gezahlte Vergütung vom Guthaben ab und schreibt diese wieder dem Konto des Werbetreibenden gut. Somit erhalten Werbekunden für jeden verloren gegangenen User einen neuen Fan oder Follower. Darüber hinaus erhalten Mitglieder jedes Mal Strafpunkte wenn sie nicht mehr Fan oder Follower sind. Bei 10 angesammelten Strafpunkten wird das Benutzerkonto automatisch gesperrt und das jeweilige Mitglied dauerhaft von unserer Plattform ausgeschlossen.

Und wie verhindern Sie, dass sich ein Nutzer mit zwei, fünf oder noch mehr (Fake-)Profilen anmeldet und so Unternehmen schliesslich doch falsche Freunde erhalten?

Durch verschiedene technische Vorkehrungen erkennt unser System nicht nur die eindeutige IP-Adresse des Internetanschlusses, sondern auch den Computer, den man für die Anmeldung auf FanDealer verwendet. Bei jedem Versuch einer erneuten Anmeldung erhält der Benutzer eine entsprechende Fehlermeldung. Darüber hinaus prüfen wir bei jeder beantragten Auszahlung die verknüpften Social-Media-Profile des jeweiligen Mitglieds auf Echtheit und Plausibilität. Anhand eines umfangreichen Kriterienkataloges kann unser System zweifelsfrei feststellen, ob ein Facebook-Profil bzw. Twitter-Account echt ist oder einzig und allein mit dem Zweck erstellt wurde, Geld auf Plattformen wie FanDealer zu verdienen. Erkennt unser Sicherheitssystem beim Bearbeiten eines Auszahlungsantrages ein Fake-Profil, lehnen wir Auszahlung ab und sperren dauerhaft das dazugehörige Benutzerkonto. Das zur Auszahlung beantragte Guthaben wird in Folge der Sperrung dann jedem einzelnen Werbetreibenden wieder gutgeschrieben.

In einem Spiegel-Artikel war die Rede von "Gefällt mir"-Orgien und Rallys, welche von Ihrem Konkurrenten Fanslave angeboten werden. Worum genau handelt es sich dabei? Verfügen Sie ebenfalls über ein solches Angebot?

Zum Sachverhalt kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben, da FanDealer keine derartigen "Gefällt mir"-Orgien veranstaltet. Wir initiieren in regelmässigen Abständen eine sogenannte "Ref-Rally". Dabei gewinnt aber nicht derjenige, der die meisten "Gefällt mir"-Klicks fabriziert, sondern das Mitglied, welches in einem bestimmten Zeitraum die meisten neuen FanDealer-Benutzer geworben hat. Über unsere Ref-Rally ermitteln wir also die erfolgreichsten Empfehlungsgeber, um diese im Anschluss zu prämieren.

FanDealer existiert seit September 2011, mittlerweile beschäftigen Sie sechs Personen. Können Sie von Ihrem Business leben?

Ja.

Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in zwei Jahren?

Ich bin niemand, der sich gerne auf verdienten Lorbeeren ausruht. Natürlich habe ich ein gesteigertes Interesse daran, unsere Marktführerschaft im Bereich-Social-Media-Marketing zu behaupten und weiter auszubauen. Unser Team arbeitet momentan an einer Vielzahl neuer Funktionen für dieses Marktsegment. Ich bin allerdings auch Realist und mir im Klaren darüber, dass der Verkauf von Fans und Followern nicht ewig boomen wird. Das Interesse an derartigen Dienstleistungen wird innerhalb der nächsten 1 bis 2 Jahre deutlich nachlassen. Deshalb werden wir mit FanDealer zeitnah die heile- und vor allem hochpreisige Welt der SEO-Firmen auf den Kopf stellen. Die Zukunft von FanDealer sehe ich in der Vermittlung von gekauften Backlinks und Blogbeiträgen zum Zwecke der Suchmaschinenoptimierung. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir dem Branchenprimus "teliad" in diesem Bereich ein grosses Stück vom Kuchen wegnehmen können.

Auf Wunsch des Interviewpartners verzichtet persoenlich.com auf die Publizierung des sonst üblichen Porträtfotos.

Interview: Edith Hollenstein


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