10.09.2019

NZZ Libro

«Das Gedächtnis spielt einem manchmal Streiche»

Das Bundesratslexikon ist wieder im Handel: Der Streit zwischen Moritz Leuenberger und Felix E. Müller ist beigelegt. Künftig liegt dem Buch ein Korrigendum bei.
NZZ Libro: «Das Gedächtnis spielt einem manchmal Streiche»
Felix E. Müller, hier an einer Veranstaltung in Zürich-Höngg, gibt Porträts nicht zum Gegenlesen. (Bild: Höngger/Mike Broom)
von Edith Hollenstein

Ab sofort wird das Bundesratslexikon wieder ausgeliefert. Dem Werk liegt künftig ein einseitiges Korrigendum bei. Autor Felix E. Müller stellt darin, wie Ende August gegenüber persoenlich.com angekündigt, Fehler richtig, die ihm beim Porträt über Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger unterlaufen sind. Es handelt sich um diejenigen Stellen, die Leuenberger bereits gegenüber CH Media und der «Sonntagzeitung» beanstandet hatte: Familiengeschichte, Gesetz über eine Karenzfrist von Mandaten, Flughafen-Dossier und die Schreibweise des Departements.

Herr Müller, ist der Streit mit Moritz Leuenberger nun definitiv beigelegt?
Die Sache ist in jeder Hinsicht beendet.

Sie geben zu, Fehler gemacht zu haben. Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie sehr bedauern Sie das?
Jeder Fehler ist bedauerlich. Also sind null Fehler immer besser als zwei Fehler, die ich effektiv gemacht habe. Dennoch wissen wir alle, dass Fehler passieren. Entscheidend ist die Bereitschaft, diese zu korrigieren. Wir haben das nun gemacht. Übrigens: Auch Moritz Leuenberger hat Fehler gemacht, die er hoffentlich auch korrigiert hat.

Wie sind diese Ungenauigkeiten passiert?
Das eigene Gedächtnis spielt einem manchmal Streiche. Aber die beiden effektiven Fehler betreffen das Wirken von Leuenberger als Bundesrat nicht. Es geht um sein familiäres Vorleben und um die Implenia-Kontroverse nach seinem Rücktritt.

Ärgern Sie sich im Rückblick, dass Sie das Porträt vor der Publikation Moritz Leuenberger nicht zum Gegenlesen vorgelegt hatten?
Überhaupt nicht. Kein Journalist gibt der Person, die er porträtiert, den Text zum Lesen. Warum nicht? Fast alle Betroffenen können der Versuchung nicht widerstehen, das Porträt in einer für sie günstigeren Weise umzuschreiben. Diese Gefahr ist besonders gross, wenn der Betroffene den Autoren des Porträts ablehnt. Das war bei Moritz Leuenberger der Fall. Er hatte beim Herausgeber des Lexikons interveniert, weil er verhindern wollte, dass jemand von der «NZZ am Sonntag» das Porträt verfasst. Was für Journalisten gilt, gilt für Historiker erst recht.

Offenbar ist das bei den meisten Porträts üblich. Wie die «Sonntagszeitung» geschrieben hatte, seien etwa Kaspar Villiger, Christoph Blocher und Arnold Koller informiert worden. Warum haben Sie darauf verzichtet?
Die Mehrzahl der noch lebenden Bundesräte hat meines Wissens den Text nicht zum Gegenlesen erhalten. Ein Historiker urteilt auf der Basis der Quellen und nicht der subjektiven Haltung der Betroffenen.

Das Interview wurde schriftlich geführt.

 

 

 




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Kommentare

  • Henri Leuzinger, 11.09.2019 08:54 Uhr
    Pardon, es geht nicht prim,är ums eigene Gedächtnis, sondern um saubere Recherche. Alles, was Leuenberger beanstandet hat, wäre problemlos zu ermitteln gewesen. Keine journalistische Glanzleistung.
  • Victor Brunner, 11.09.2019 07:31 Uhr
    Müller: "Das eigene Gedächtnis spielt einem manchmal Streiche". Dann besser Märchen schreiben als über historische Personen.
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