21.04.2020

Serie zum Coronavirus

«Für Künstler ist es nicht einfacher»

Teil 26: Der Comedian und Zünfter Claudio Zuccolini hat das Sechseläuten vor dem Fernseher verbracht. So ausgeschlafen wie noch nie, wie er sagt.
Serie zum Coronavirus: «Für Künstler ist es nicht einfacher»
«Das Sechseläuten ist der Hauptanlass des zünftigen Jahres, und dass dieser nicht stattfindet, lässt das Zünfter-Herz schon bluten», sagt Zuccolini. (Bild: zVg.)
von Matthias Ackeret

Herr Zuccolini, Sie sind selber Zünfter. Wie haben Sie das Sechseläuten verbracht?
Ich bin Zünfter in der Zunft zu Oberstrass. Und wie viele meiner Mit-Zünfter war ich wohl zuhause und habe abends auf SRF die Sendung «Sechseläuten anno dazumal» geschaut. Dazu gabs ein Zürcher Gschnetzletes. Und natürlich ein Glas Wein.

Was bedeutet es für einen Zünfter, wenn dieser Anlass nicht stattfindet?
Es ist der Hauptanlass des zünftigen Jahres, und dass dieser nicht stattfindet, lässt das Zünfter-Herz schon bluten. Doch wir wissen das ja schon seit Längerem, es kam also nicht überraschend wie bei der Basler Fasnacht, wo ja alle schon praktisch abmarschbereit waren. Wir hatten also einige Wochen Zeit, uns mit der Absage abzufinden. Der einzige Vorteil: Ich war an einem Sechseläuten-Montag noch nie so ausgeschlafen wie dieses Jahr, weil ein zünftiges Wochenende mit dem Besuch des Lindenhofs am Freitag, einem Zunft-Ball am Samstag und dem Kinderumzug am Sonntag schon ziemlich an die Substanz geht. Man trinkt ja doch das eine oder andere Glas Wein.

Sie hatten kurz vor dem Lockdown Premiere Ihres Stücks «Darum». Wieviele Vorstellungen mussten Sie wegen Corona platzen lassen?
Bis Ende Mai sind es 16 öffentliche Vorstellungen mit «Darum», die gestrichen wurden, dazu kommen noch einige private Anlässe, für die ich engagiert war. März und April wären sehr umsatzstarke Monate gewesen.

Was heisst das für Sie finanziell?
Das bedeutet, dass das Geld immer knapper wird. Die Reserven sind bald aufgebraucht. Aber ich bin immer noch hoffnungsvoll, dass wenigstens ab Ende Juni das eine oder andere doch wieder stattfinden kann.

Bekommen Sie staatliche Unterstützung?
Im Moment bekomme ich einen kleinen Zustupf als Gesellschafter meiner eigenen GmbH, das ist nicht viel, aber immerhin etwas, und da bin ich sehr froh und dankbar.

Wie verbringen Sie den ganzen Tag?
Meine Kinder haben momentan Frühlingsferien, da schauen wir, dass wir oft an der frischen Luft sind. Ansonsten bin ich während der Schulzeit mit dem Fern-Unterricht mit Skype und der Kontrolle der Aufgaben meiner Kinder beschäftigt. Die Tage vergehen trotz allem im Flug. Ich bin jetzt doch schon seit dem 10. März «gegroundet», und die Zeit ist schnell vergangen. Was ich aber sagen muss: Mein Büro war noch nie so sauber und aufgeräumt wie im Moment.

Tauschen Sie sich mit Ihren Künstlerkollegen über die ganze Situation aus?
Ja, gelegentlich. Ich habe übers Wochenende lange mit Stéphanie Berger gesprochen. Das Beruhigende und Tröstliche in dieser Zeit ist ja, dass wir alle das Gleiche erleben, und da können wir versuchen, uns gegenseitig aufzubauen.

Bewältigen Comedians eine solche Zeit leichter als «normale» Menschen?
Ich denke nicht, dass es für uns einfacher ist, im Gegenteil. Da wir Künstler zuerst in die «Zwangsferien» geschickt wurden, weil alle Events und Vorstellungen abgesagt wurden, wird es wohl auch so sein, dass unsere Türen als letztes wieder aufgehen. Wann das sein wird, ist offen, und somit können wir nur hoffen, dass es so bald wie möglich weitergeht. Für die Kreativität ist diese Ungewissheit zumindest bei mir nicht sehr förderlich.



Was bedeutet die Corona-Pandemie für die verschiedenen Akteure der Schweizer Medien- und Kommunikationsbranche? Bis auf Weiteres wird persoenlich.com jeden Tag eine betroffene Person zu Wort kommen lassen. Die ganze Serie finden Sie hier



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