07.07.2017

Regula Stämpfli

«Ich misstraue jeder Mehrheit»

Die Berner Politologin und Autorin Regula Stämpfli gehört zu den pointiertesten Beobachterinnen des Zeitgeschehens. Ein Gespräch über Donald Trump, den Feminismus und das Zeitungsprojekt «Republik».
Regula Stämpfli: «Ich misstraue jeder Mehrheit»
Sie lebt mit ihrem Mann und drei Söhnen in München: Regula Stämpfli (Bild: Keystone)
von Matthias Ackeret

Frau Stämpfli, Sie leben seit einigen Jahren in München. Wie beurteilen Sie momentan den Zustand der Welt?

Sie dreht sich noch. Noch ...

Wer macht Ihnen mehr Angst:
 Trump oder Erdogan?
Erdogan ist wie alle Diktatoren. Glücklicherweise ist die Türkei aber nicht gross genug, um mir Angst zu machen. Trump ist nicht mein Problem, sondern das der Amerikanerinnen und Amerikaner.

Nun hat ja die Schweiz mit Doris Leuthard 
eine «Sonnenkönigin», wie blick.ch schreibt. Dies wird Sie als überzeugte Feministin freuen.
Sind Sie wahnsinnig? Ich bin Demokratin bis auf die Knochen. Königinnen in der Politik sind ein absolutes No-Go. In der «Gala», der «Bunten» oder der «Schweizer Illustrierten» interessieren sie mich mehr.

Eine Ihrer letzten Kolumnen trug den Titel: «Sind Sie Feministin?» Sind Sie eine?

Mein Lebensmotto lautete immer: Wenn alle für etwas sind, wie heutzutage beim «We should all be feminists», werde ich hellhörig und muss meine Position verändern. Ich misstraue jeder Mehrheit.

Hat sich Ihr Verhältnis gegenüber Frauenanliegen in den letzten Jahren verändert?
Absolut. Feminismus ist in vielen Bereichen eine weisse Oberschichtsfrauen-Angelegenheit geworden. Und ein Brand, der sich perfekt verkaufen lässt. Das ist ebenso wenig der Feminismus, den ich meine, wie Gerhard Schröder Sozialdemokratie definiert hat.

Werden Frauen in Europa immer noch benachteiligt?

Ja.

Was machen sie denn falsch, dass sie nicht häufiger in Spitzenpositionen vertreten sind?
Dasselbe wie die Männer, wenn es um Frauen geht. Männer und Frauen trauen Frauen wenig zu und haben Angst vor ihnen. Denken Sie daran: Selbsthass ist ein grosser kapitalistischer Motor, und die Frauen haben sich darin tragischerweise perfektioniert. Zudem lassen Kalorienzählen und tägliches Fitnessprogramm neben Lohnarbeit, Haushalt, Kindern und Ehemann wenig Zeit für das entscheidende Bier mit Chef und Arbeitskollegen. Angesichts der europäischen Spitzenfrauen Le Pen, Weidel, Lagarde und May gefriert mir das Blut in den Adern. Mein früherer Schlachtruf, «Die Zukunft ist weiblich», entwickelt sich momentan zum Albtraum.

Also sind Sie doch keine Feministin mehr?
Ich bin vor allem Regula Stämpfli – das meine ich durchaus im kantschen Sinne und werde nicht mal rot dabei (lacht). Nun aber mal ganz im Ernst: Das biologische Geschlecht ist Kinderkram, das Geschlecht in Kultur, Wissenschaft und Politik indessen eine todernste Angelegenheit. So bin ich etwas vorsichtiger geworden.

Sie sind sicher eine Anhängerin des
 neuen Internetprojekts «Republik»…

Sie täuschen sich. Hören Sie rein in unsere Kritik des «Republik»-Manifests im Podcast #NoRadioShow (ab 9:45, Anm. der Red.).

Haben Sie auch einbezahlt?
Nein.

Wird sich dieses Projekt durchsetzen?
Das «Republik»-Magazin wird wahrscheinlich der publizistische Arm für die Operation Libero, für die Grünliberalen oder für ähnliche Bewegungen – vergleichbar mit Macrons «En Marche» in Frankreich. Mal sehen. Den Werbeerfolg, den «Republik» hatte, hätte ich mir aber lieber für die WOZ oder auch für «Ensuite – Zeitschrift zu Kultur & Kunst» gewünscht, für die ich auch schreibe. Denn ich sehe den Journalismus nicht wegen der Verlagsstruktur in der Krise, sondern wegen der Inhalte.

Darüber müssen wir mal länger reden. Letzte Frage: Wann kehren Sie wieder in die Schweiz zurück?
Ich bin doch schon lange wieder da, nur merkt das niemand, weil Diepoldsau nicht sexy genug ist. Aber ich bin brav auf der Rheininsel, und es gefällt mir dort saugut. Das heisst aber nicht, dass ich als Nomadin nicht wie üblich – vor allem jetzt, wo meine Kinder langsam ausfliegen – überall in Europa zu Hause bin, in den letzten Monaten vor allem in Athen.

 

Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen «persönlich»-Printausgabe.

 

 

 

 

 



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Kommentare

  • Dieter Widmer, 07.07.2017 09:23 Uhr
    Auf Regula Stampflis Kommentare und Ansichten kann ich verzichten. Sie sind nicht von allgemeinem Interesse, weil sie sich häufig primitiv und in der Fäkaliensprache äussert. Ohne dies würde Regula Stämpfli gar nicht wahrgenommen.
Kommentarfunktion wurde geschlossen

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