22.04.2020

Serie zum Coronavirus

«Ich unterrichte seit sechs Wochen digital»

Folge 27: Hugo Bigi ist nicht nur Fernsehmoderator, er ist auch Lehrer und Musiker. Zur Zeit spielt er vor Frau, Kind und Hund. Und der Vierbeiner hat während des Lockdowns sogar dazugelernt.
Serie zum Coronavirus: «Ich unterrichte seit sechs Wochen digital»
Sieht die Studierenden nur noch auf dem Bildschirm: Hugo Bigi. (Bild: zVg.)

Herr Bigi, Sie sind TV-Moderator, Hochschuldozent, Kommunikationstrainer und Musiker. Wo betrifft Sie die Krise am meisten?
Die Hochschulen haben schnell auf Online-Unterricht umgestellt. Das kommt mir sehr entgegen. Bei TeleZüri moderiere ich als Freelancer drei bis viermal im Monat das «TalkTäglich». Meine Kommunikationsaufträge aus der Wirtschaft sind weg, was unserer kleinen GmbH hohe Verluste verursacht. Als Musiker spiele ich zurzeit vor Frau, Kind und Hund.

Sie dozieren hauptsächlich an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich HWZ. Wie findet der Unterricht noch statt?
Ich unterrichte inzwischen in der sechsten Woche online. Alles ist digital. Die HWZ hat uns Dozierende hervorragend auf die Ausnahmesituation in der Lehre vorbereitet. Es finden regelmässig Online-Weiterbildungen für den digitalen Fernunterricht statt.

Ist es für einen Lehrer schwieriger via Internet zu unterrichten?
Es ist anders. Natürlich fehlt der Face-to-Face-Kontakt mit den Studierenden, auch wenn wir auf den Plattformen audio-visuell kommunizieren. Es eröffnen sich jedoch neue spannende didaktische Wege für die Vermittlung des Lernstoffs. Ich mache die Erfahrung, dass wir dank den zahlreichen digitalen Tools die Studierenden vielseitiger im Lernen unterstützen und begleiten können. Der zusätzliche Aufwand für die Dozierenden ist allerdings ziemlich hoch.

Wie reagieren Ihre Studenten auf die ganze Situation?
Auf der Bachelor-Stufe haben wir es mit Digital Natives zu tun. Sie sind nicht nur digital affin, sondern auch gegenüber uns älteren Semestern offen und gelassen. Auch Humor hat seinen Platz in den Webinars und Videokonferenzen. Wenn wir die Kamera on-air schalten, gucken wir uns gegenseitig ja direkt in die Privatsphäre rein. Da passieren manchmal lustige Dinge, wie zum Beispiel, dass ein Mitbewohner im Pyjama in die Live-Situation reinplatzt oder im Hintergrund ein Kind singt. Letzteres zeigt sich doch eher bei den älteren Master-Studierenden.

Können Sie als Musiker momentan überhaupt üben oder machen Sie es per Skype?
Ein Musiker trägt seine Musik immer in sich. Aber miteinander live zusammen und vor Publikum zu spielen, das fehlt uns sehr. Gerade gestern habe ich mit dem Pianisten unseres Jazz-Trios via Zoom einen Song angestimmt. Aber sein edler Steinway klang auf meinem Laptop wie ein ausgeleiertes Schifferklavier in einer verrauchten Kneipe auf der Reeperbahn 1965. Und ich aus seinem Lautsprecher eher wie Rod Stewart mit einer Angina.

Was war für Sie das prägendste Erlebnis der letzten Tage?
Es sind die kleinen Momente und Ereignisse, die in der Corona-Nachrichtenflut untergehen. Es sind die Geschichten von Pflegerinnen und Pflegern, die ihr eigenes Leben riskieren, um das Leben anderer zu retten. Und immer wieder ist es die offene Freude im Gesicht unseres elfjährigen Sohnes, zum Beispiel über unseren Hund, dem er geduldig die High-Five-Geste antrainiert hat, und der diese in der sechsten Woche im Lockdown immer besser beherrscht.



Was bedeutet die Corona-Pandemie für die verschiedenen Akteure der Schweizer Medien- und Kommunikationsbranche? Bis auf Weiteres wird persoenlich.com jeden Tag eine betroffene Person zu Wort kommen lassen. Die ganze Serie finden Sie hier

 

 


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