06.11.2024

US-Wahlen

Im Auge des Polit-Taifuns

Palm Beach ist in der Nacht auf Mittwoch zum Epizentrum der US-Politik geworden: Während Donald Trump seinen Triumph bei den Wahlen feierte, erlebte persönlich-Verleger Matthias Ackeret hautnah die historischen Momente zwischen ausgelassener Partystimmung und erstaunlicher Ruhe im Auge des politischen Sturms.
US-Wahlen: Im Auge des Polit-Taifuns
Reiste nach Florida vor das Palm Beach Convention Center: Matthias Ackeret, Verleger und Chefredaktor persönlich und persoenlich.com. (Bilder: zVg)

Reduziert man die Weltgeschichte auf einen einzigen Ort, so war es in der Nacht auf Mittwoch (Ortszeit) Palm Beach in Florida. Begrenzt auf einen kleinen Streifen zwischen Mar-a-Lago, dem Traumanwesen von Donald Trump, und dem wenige Kilometer entfernten Convention Center, wo der neue Präsident zu früher Morgenstunde die Annahme seiner Wahl erklärte. Und dies zur Überraschung vieler Experten, Meinungsforscher und – vor allem – deutschsprachiger Medien, die nach dem Prinzip Hoffnung agierten: Als könne nicht sein, was eben nun sein kann.

Und eben in diesem Epizentrum der Weltgeschichte war der Schreibende mit seinen Kumpeln Manfred Klemann (Verwaltungsratspräsident persönlich-Verlag), Schriftsteller Pablo Klemann und DU-Verleger Oliver Prange. Letztere hatten Trump noch am Sonntag auf einem seiner Rallyes in Pennsylvania gesehen und waren überrascht, wie müde, fahrig und abgekämpft er wirkte.

Und jetzt – am frühen Mittwochmorgen – die politische Wiederauferstehung. Wüsste man nicht, dass es sich um einen welthistorischen Akt handelte, hätte man dies im Convention Center gar nicht realisiert: Kein Schild, kein Hinweis deutete auf den Anlass hin. Lediglich die chic gekleideten Trump-Anhängerinnen und -Anhänger, davon sehr viele jüngeren Alters, verrieten etwas von der Aussergewöhnlichkeit des Abends. In der hauseigenen Bar waren keine Wahlsendungen zu sehen, sondern es wurden – was für eine Absurdität – auf den beiden Bildschirmen je ein Rugby- und ein Eishockeyspiel übertragen. Um politische Neutralität zu unterstreichen, wie es der Hotelmanager begründet. 

Als Trump gegen 2 Uhr – drei Stunden nach seiner offiziellen Ankündigung – in einem Pulk von Autos erscheint (Macht zeichnet sich durch Äusserlichkeiten aus), versammeln sich vor dem Center zwei- bis dreihundert Menschen, darunter viele Journalisten. Es herrscht eine ausgelassene Stimmung, fast wie nach einem Sieg der Schweizer Fussballnationalmannschaft, aber weitaus weniger gefährlich als nach einem Zürcher Fussballderby.

Trump-Flaggen werden hochgehalten, vereinzelt sind US-Rufe zu hören. Ein Fan des neuen Präsidenten überträgt auf einer überdimensionierten Verstärkeranlage dessen Rede, die der Wahlsieger zeitgleich knappe zweihundert Meter davon hält. Ansonsten ist es in der Mitte des Polit-Taifuns erstaunlich ruhig. Ein Dutzend Polizisten markieren Präsenz, drohen – wohl halb scherzhaft – mit Arretierung, sollte man ihren Anweisungen nicht folgen, ein Helikopter patrouilliert diskret am Nachthimmel des Sonnenparadieses. Selbst um Mitternacht noch sommerliche Temperaturen.

Kein Gegner protestiert, nur eine Sprinkleranlage löst sich und macht die Anwesenden – und auch den Schreibenden – pflotschnass. Die Reporterin des französischen Fernsehens TF1 zeigt sich empört über den unerwarteten Angriff. Höchstwahrscheinlich ein Versehen – oder Gottes Rache. Denn schliesslich habe Gott Trump gerettet, wie auf dem T-Shirt eines Anhängers zu lesen ist, damit dieser Amerika rette. Ein Feuerwerk gab es trotzdem keines. Höchstens ein winzig kleines in Mar-a-Lago, abseits von der Weltöffentlichkeit.

Doch dies würde dem neu-alten Präsidenten auch nicht entsprechen.


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