13.01.2019

Jörg Kachelmann

Wettermoderator teilt gegen Medien aus

In einem Interview mit der «SonntagsZeitung» geht Jörg Kachelmann mit der Wetterredaktion von SRF hart ins Gericht: «Ein teurer Riesenapparat mit minimem Output», so sein Urteil. Zudem wettert er über Roger Schawinski und Alice Schwarzer.
Jörg Kachelmann: Wettermoderator teilt gegen Medien aus
«Ich würde dem Schweizer Fernsehen gern zeigen, wie man eine Meteo-Welt gestalten könnte, die ins Jahr 2019 passt», sagt Jörg Kachelmann im Interview mit der SoZ. (Bild: Keystone/DPA/Sebastian Willnow)

Die Wetterredaktion des Schweizer Fernsehens sei «so unendlich faul», konstatiert Jörg Kachelmann in einem Interview mit der «SonntagsZeitung» (Artikel kostenpflichtig). Auch sonst lässt der Journalist und Wettermoderaor kaum ein gutes Haar an der Wetterberichterstattung von SRF: «Ich würde dem Schweizer Fernsehen gern zeigen, wie man eine Meteo-Welt gestalten könnte, die ins Jahr 2019 passt», so Kachelmann. Die Wetterredaktion von SRF sei ein teurer Riesenapparat mit einem minimen Output.

Weiter kritisiert er den «Zynismus», dass Wettermoderatoren sagten: «In den Alpen gibt es einige Gewitter.» Das bedeutet laut Kachelmann: «Müend halt sälber luege.» Das sei viel zu ungenau. Über Unwetter müsste situativ berichtet werden, findet der Moderator. Wenn wieder einmal ein Sturm in der Grössenordnung von Lothar käme, sollte dieses Ereignis online begleitet werden. Er würde den Wetterredaktoren sagen: «Schaffed emal!» Für den Lohn, den sie erhalten, müssten sie seines Erachtens viel mehr arbeiten, auch morgens um drei Uhr, «zumal es ein nicht selbst erwirtschafteter Lohn ist». Abschliessend hält Kachelmann fest: «So viel Konzessionsgelder, so viele Leute, so wenig Wetter.»

Viel «Mist» geschrieben und gesendet

Angesprochen auf die heftigen Schneefälle von vergangener Woche befindet Kachelmann: «Es kam tatsächlich eine Menge Schnee runter. Aber da sind wir weit entfernt von Rekordwerten.» Das sei alles eine «masslose Übertreibung» durch Onlinejournalisten auf der Suche nach Aufmerksamkeit. Denn: «Dumm klickt gut.» Menschen würden sich für das Wetter interessieren und die Journalisten gäben «mehr Gas». Dabei bräuchten sie Begriffe wie «Drama» und «Katastrophe», das sei völliger «Hafechäs». «Wenn es ums Wetter geht, wird wirklich viel Mist geschrieben und gesendet», so Kachelmann.

Gleichzeitig räumt er ein, dass sein Ruf nicht wiederhergestellt sei. Grund dafür seien die Medien, die ihren Job nicht gemacht hätten: «Schauen Sie mal nach, wie viele Berichte in der SoZ vor und während meines Prozesses erschienen sind. Und was habt ihr berichtet, als das angebliche Opfer 2016 wegen Falschaussage verurteilt wurde? Nichts», bemängelt Kachelmann.

Kampf gegen das «Vergessenwerden»

Schliesslich geht er auch mit Autor Roger Schawinski, der deutschen Frauenrechtlerin Alice Schwarzer und Peter Rothenbühler, seinem ehemaligen Chef bei der «Schweizer Illustrierten», hart ins Gericht. Die drei hätten ihm vor der Falschbeschuldigung freundlichste Mails geschrieben. Danach seien sie über ihn herzgezogen. «Alle drei kämpfen jeden Tag dagegen, vergessen zu werden. Ihre grösste Sorge ist, dass sie nicht in der Rubrik Was macht eigentlich… erscheinen», so sein kritisches Urteil.

Zu guter Letzt spricht Kachelmann über seine beruflichen Ziele: «Ich will die 1000 neuen Wetterstationen in der Schweiz aufstellen. Ich will, dass die «Riverboat»-Quote meinetwegen nicht schlechter wird.» Und irgendwann wolle er wieder einmal ein Interview haben dürfen, in dem er nicht über den Gerichtsprozess in den Jahren 2010 und 2011 sprechen müsse. (as)



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