08.05.2020

Serviceplan Gruppe Schweiz

«Die Pandemie wird alles verändern»

Christian Baertschi verlässt per Ende Mai die Serviceplan Gruppe Schweiz. Im Interview spricht er über seinen Abgang und seine Zukunftspläne sowie die Auswirkungen der Krise auf die Agenturen und die Werbung.
Serviceplan Gruppe Schweiz: «Die Pandemie wird alles verändern»
«Nach meinem Austritt werde ich mich darauf konzentrieren, dass mehr Ideen und Opportunitäten in die Realität umgesetzt werden», sagt Christian Baertschi, Verwaltungsratspräsident der Serviceplan Gruppe Schweiz. (Bild: zVg.)

Herr Baertschi, Sie verlassen nach sieben Jahren die Serviceplan Gruppe Schweiz, die Sie massgeblich geprägt und auch aufgebaut haben (persoenlich.com berichtete). Ist dies in der jetzigen Krise der richtige Zeitpunkt?
Mein Entscheid, das Unternehmen zu verlassen, ist vor dem Ausbruch der Pandemie gefallen. Ich glaube, dass es ein sehr guter Zeitpunkt ist, weil eine solche Krise nicht nur negative Auswirkungen hat, sondern viele neue Chancen eröffnet.

Was gab schlussendlich den Ausschlag, die Firma zu verlassen?
Den Ausschlag gab mein Wunsch, etwas Neues aufzubauen. Ich bin in einem Alter, in welchem ich nochmals eine Herausforderung anpacken will. Gleichzeitig ist es die Gewissheit, dass ich an eine erfahrene Mannschaft unter der Führung von Pam Hügli und Raul Serrat abgebe, welche ich über die letzten Jahre aufbauen durfte.

Die Serviceplan Gruppe Schweiz ist innert sieben Jahren von 10 auf 130 Personen angewachsen. Was war und ist für diesen Erfolg entscheidend?
Das war eine Kombination verschiedener Dinge. Einerseits haben wir zu Beginn weg die klare Ambition verfolgt, zu einer führenden Agenturgruppe zu werden und das auch offen kommuniziert. Andererseits haben wir mit dem Angebot von Kreation, Technologie und Media aus einer Hand im Haus der Kommunikation ein Kundenbedürfnis erfüllt. Entscheidend waren aber sicher die Mitarbeiter, welche diese Ambition tagtäglich leben und mit höchstem Engagement in die Realität umsetzen. Ich habe immer besonderen Wert daraufgelegt, nicht einfach Arbeitskräfte, sondern herausragende Persönlichkeiten für unseren Weg zu begeistern und dabei stets gemeinsam Spass zu haben.

«Wir arbeiten aktuell mit allen Agenturen auf Kurzarbeit»

Wer wird in Ihre Fussstapfen treten?
Meine Aufgaben werden verteilt. Pam Hügli wird als Sprecherin des Hauses der Kommunikation neu die Unternehmensgruppe im Markt vertreten. Das Präsidium des Verwaltungsrates wird vom CEO der internationalen Serviceplan Gruppe übernommen.

Serviceplan Schweiz ist eine der grössten Schweizer Agenturen. Wie fest beeinträchtigt die ganze Krise das Unternehmen?
Wir arbeiten aktuell mit allen Agenturen auf Kurzarbeit. Die wirklichen Auswirkungen der Krise lassen sich aber erst in den nächsten Monaten abschätzen. Die Kundenstruktur ist heterogen, und nicht alle Kunden sind im selben Ausmass und im selben Zeitrahmen von der Krise beeinträchtigt. Operativ ist die Agentur praktisch unbeeinträchtigt durch den Wechsel in die dezentrale Organisation. Das Team hat sich hervorragend mit der neuen Realität zurechtgefunden.

Sie sind schon lange in der Werbe- und Kommunikationsbranche. Wird Corona die Werbung verändern – oder wird sich am Ende das Ganze als Streifschuss entpuppen?
Die Pandemie wird alles verändern. So auch die Werbung. Vieles wird anders – und das sehe ich nicht nur negativ. Wir werden überdenken müssen, was wirklich wichtig ist und auf was man besondere Achtsamkeit legen sollte. Die Zusammenarbeitsmodelle mit Agenturen werden sicher von vielen Auftraggebern hinterfragt werden. Dabei denke ich aber weniger an irgendwelche tollen Organisationssysteme, sondern auf die Rückbesinnung auf die Leistungs- und Durchsetzungsfähigkeit kleiner, erfahrener und schlagkräftiger Teams.

«Ich erlebe eine gestärkte Solidarität in der täglichen Zusammenarbeit»

Wie erleben Sie momentan die Auftraggeber?
Ich erlebe eine gestärkte Solidarität in der täglichen Zusammenarbeit. Alle sind sich bewusst, dass diese Pandemie ein Wendepunkt ist. Aktuell sind die meisten damit beschäftigt eine Vorstellung zu entwickeln, was das für in ihrem Bereich beziehungsweise ihre Branche bedeutet.

Haben Sie bereits eine Ahnung, was Sie künftig beruflich machen werden?
Nach meinem Austritt werde ich mich zusammen mit Steve Walls, Transformation Lead und Strategiechef der Schweizer Serviceplan Gruppe, darauf konzentrieren, dass mehr Ideen und Opportunitäten in die Realität umgesetzt werden und nicht an Hürden und Widerständen während der Umsetzung scheitern. Letztendlich nützt es einem Unternehmen wenig, wenn zwar ein toller Purpose vorhanden ist, aber dieser nicht durch erlebbare Handlungen glaubwürdig zum Leben erweckt wird.


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