07.05.2020

Chris Santiago

Gemeinsam gegen häusliche Gewalt

Während der Coronakrise verbringen Opfer noch mehr Zeit mit ihren Tätern. Darauf macht die Sensibilisierungskampagne der Frauenhäuser aufmerksam. Zwei Zürcher Filmschaffende haben diese innert Kürze umgesetzt.
Chris Santiago: Gemeinsam gegen häusliche Gewalt
Häusliche Gewalt sei ein stigmatisiertes Thema in unserer Gesellschaft, so die Dachorganisation der Frauenhäuser. (Bild: Screenshot)

Manchmal können bedrohte Frauen fliehen: zu Freunden, Verwandten oder ins Frauenhaus. Durch Corona wird die Situation von vielen Frauen, die häusliche Gewalt erleben, verschärft. Viele Opfer können nicht fliehen, wissen nicht, wohin. Zudem verbringen Opfer noch mehr Zeit mit ihren Tätern. Hinter geschlossenen Türen bleibt die Gewalt unsichtbar. Besonders wichtig ist es jetzt, hinzuschauen, statt wegzuschauen. Aus diesem Anlass lanciert die Dachorganisation der Frauenhäuser in Zusammenarbeit mit zwei Zürcher Filmschaffenden die Sensibilisierungskampagne «Nicht alles Sichtbare ist echt. Gemeinsam gegen Häusliche Gewalt!», wie es in einer Mitteilung der Organisation heisst.

Die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus hätten die ganze Kreativbranche zum Stillstand gebracht. Während des Lockdowns sei zwischen dem Regisseur Chris Santiago und dem Kameramann Atila Ulcay die Idee entstanden, die eigenen Fähigkeiten zu nutzen, um zu helfen. Schnell war klar, dass häusliche Gewalt in diesen speziellen Zeiten ein wichtiges Thema ist, schreibt Santiago. Kurzerhand sei der Dachverband der Frauenhäuser kontaktiert worden. In Zusammenarbeit mit dem Modehaus Modissa und der Schauspielerin Sira Topic sei der Film zwei Wochen später im Kasten gewesen. «Dank Videokonferenzen und CGI konnte auch bei dieser Produktion der vom Bund verordnete Mindestabstand eingehalten werden», so Santiago. Das Ergebnis sei eine auf den Punkt gebrachte Videokampagne, die berühre:

«Wir wissen nicht, was sich hinter dem Lächeln der Nachbarin verbirgt, während sich unter der Kleidung blaue Flecken oder traumatisierte Persönlichkeiten befinden», heisst es in der Mitteilung der Dachorganisation der Frauenhäuser. «Häusliche Gewalt ist ein stigmatisiertes Thema in unserer Gesellschaft. Jeder weiss, dass es sie gibt. Doch kaum jemand spricht darüber. Häusliche Gewalt kennt keine Grenzen, weder geographisch noch kulturell. Doch oft bleibt häusliche Gewalt Privatsache, unsichtbar. Und nur selten wagen die Frauen den Schritt an die Öffentlichkeit. Um die Gesellschaft dafür zu sensibilisieren und nicht zuletzt Mut zu machen, handeln wir sichtbar, nachhaltig.»

Gerade die Isolation durch Corona zeige, dass das Zuhause für viele Frauen kein sicherer Ort mehr sei. Der Dachorganisation aller Frauenhäuser mangle es schon lange an Platz und finanziellen Mitteln. «Doch wissen wir um die Dringlichkeit, dass Betroffene einen Zufluchtsort, Schutz, Hilfe und Hoffnung benötigen. Sie brauchen auch in Zukunft Unterstützung. Helfen Sie uns dabei – gemeinsam gegen häusliche Gewalt», schreibt die Organisation.

Credits: Chris Santiago, Atila Ulcay (Idea, Concept and Production), Sira Topic (Cast), Chris Santiago (Director), Atila Ulcay (DOP), Pascal Kohler (1.AC), Gerdus Oosthuizen (Music, Sound Design), Chris Santiago (Edit), Claudio Antonelli (VFX), Mustafa Sert (Color Grading), Arianna Pianca (Consulting Styling), L3 Hair and Make up (Consulting Make Up).



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