22.03.2023

Digitale Werbefläche

Stadtzürcher Linke will Leuchtreklamen entsorgen

Die 360 Leuchtdrehsäulen und digitalen Werbeflächen in der Stadt Zürich sollen sobald wie möglich ausser Betrieb genommen werden. Das Stadtparlament hat am Mittwochabend einen entsprechenden Vorstoss gutgeheissen. Der Stadtrat muss das Anliegen nun prüfen.
Digitale Werbefläche: Stadtzürcher Linke will Leuchtreklamen entsorgen
Bald Vergangenheit? In Werbeplakat auf einem Screen in Zürich. (Bild: Keystone/Christian Beutler)

Keine Leuchtdrehsäulen und digitalen Werbeflächen mehr in Zürich: Die 360 Installationen auf dem Stadtgebiet sollen auf den frühestmöglichen Zeitpunkt ausser Betrieb genommen werden. Der Gemeinderat hat das Postulat von SP, Grünen und AL mit 61 zu 55 Stimmen an den Stadtrat überwiesen. Dieser muss das Anliegen nun prüfen.

Dominik Waser (Grüne) kritisierte in der Debatte, dass die Stadt mit den Screens unnötig Strom verbrauche. Dass die digitalen Werbeflächen wirtschaftlich Sinn machen, bezweifelte er. Nutzen würden die Flächen vor allem grossen Konzernen.

Jean-Marc Jung (SVP) sprach von obsessiver Werbe- und Wirtschaftsfeindlichkeit. Werbung verschwinde auch nicht einfach und würde sich wohl in die sozialen Medien verlagern.

Claudio Zihlmann (FDP) vermutete die Verteufelung des Konsums als eigentlichen Grund für den Vorstoss. Michael Schmid (AL) kritisierte denn auch eine «Kultur des Konsums». In der Innenstadt sei es kaum mehr möglich, sich der penetranten Werbung zu entziehen.

FDP-Gemeinderat Patrik Brunner, ehemaliges Vorstandsmitglied des Zürcher Werbeclubs und Inhaber der Agentur KB Publishing, sagte: «Werbung ist etwas Schönes. Werbung hat etwas Künstlerisches und kann sehr gut gemacht sein.»

Verschiebung zu Privaten

Stadtrat André Odermatt (SP) sprach sich gegen das Postulat aus. Werbung gehöre seit 100 Jahren zu Zürich, auch das lokale Gewerbe profitiere davon. Digitale Anlagen würden zudem bis zu 50 mal mehr einbringen, als ein konventionelles Plakat.

«Wir hätten ein Problem, wenn wir hier den Stecker ziehen», sagte Odermatt. Er rechnet mit Ausfällen von rund 28 Millionen Franken bei Stadt und Verkehrsbetrieben. Die Werbeflächen könnten sich auch auf privaten Grund verschieben.

Netto-Null-Ziel erreichen

Die Stadt bekenne sich zum Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft und zum Klimaziel Netto Null bis 2040 - es müssten deshalb in allen Bereichen direkte und indirekte Emissionen reduziert werden, begründeten die drei linken Parteien ihren Vorstoss.

Deshalb sollen die auf öffentlichem Grund stehenden Leuchtdrehsäulen und digitalen Werbeflächen ausgeschaltet und dann entweder weitergegeben oder umweltschonend entsorgt werden. (sda/wid)



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Kommentare

  • Ueli Custer, 23.03.2023 07:08 Uhr
    Die Linken werden nicht ruhen bis die Stadt Zürich so trist aussieht wie früher die Städte im kommunistischen Ostblock.
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