Die Zahl ist nicht geringer als Ende Oktober angekündigt: 3855 Zustellende von unadressierten Werbesendungen der Direct Mail Company (DMC) verlieren auf den 1. Juni ihre Stelle (persoenlich.com berichtete). Das entspricht 422 Vollzeitstellen. Diese Mitarbeitende waren im Stundenlohn angestellt.
«Da die Post in der Zustellung keine Kleinstpensen anbietet, zeichnete sich bereits ab, dass die meisten der betroffenen Mitarbeitenden von DMC, die im Stundenlohn arbeiten, keine Weiterbeschäftigung bei der Post finden», schreibt die Medienstelle auf Anfrage. Dass die Zahl der Kündigungen nicht reduziert werden konnte, bedauert Syndicom. Die Gewerkschaft habe im Konsultationsverfahren Alternativen aufgezeigt, so die Medienstelle.
Dafür konnte aber eine bessere Entschädigung erreicht werden. Laut Post erhalten die Zustellenden zwischen drei und acht Monatslöhnen – je nach Alter und Dienstjahren. Für die Betroffenen wurde ausserdem eine Stellenvermittlungsplattform geschaffen. Die Post bietet auch wo möglich Stellen bei der Presto Presse, die für die Zustellung von abonnierten Zeitungen zuständig ist. Wobei die Tochtergesellschaft selbst die Zahl ihrer Mitarbeitenden vor einem Jahr reduziert hat.
Werbung mit Briefen verteilt
Von der Einstellung sind auch 72 Personen im Monatslohn betroffen. Sie werden von externen Spezialisten bei der Suche nach einer neuen Stelle unterstützt. «Wer nach Ausschöpfung aller Massnahmen keine Weiterbeschäftigung gefunden hat, wird von der Post ein zumutbares Stellenangebot erhalten», schreibt die Post-Medienstelle.
Die Zustellung der unadressierten Werbung übernimmt nun die Post selbst. «Die Werbesendungen Consumo und Gratiszeitungen werden gemeinsam mit anderen Briefen von unseren Pöstlerinnen und Pöstlern verteilt. Das heisst, sie nehmen die entsprechenden Sendungen auf ihre normale Tour mit.» Consumo ist das vierseitige Trägermedium, in welches Flyer und Prospekte zusammengestellt werden.
Pikant ist: Presto war 2022 für die Zustellung von Consumo in Biel beauftragt worden. Die Zustellmenge war zum Teil so gross, dass die Zeitungen nicht fristgerecht ankamen. Die Post zeigt sich trotzdem zuversichtlich: «Während der letzten Monate hat die Post bereits bis zu einem Viertel der Gesamtmenge an Consumo über die Postkanäle zugestellt, um sich so bestmöglich auf die neue Menge vorzubereiten. Das Feedback unserer Mitarbeitenden ist positiv.»
Arbeit sichern
Die Werbung kompensiert auch den schrumpfenden Briefmarkt: «Die Pöstlerinnen und Pöstler haben neu mehr Material, das sie auf ihrer Tour verteilen. So kann die Post letztendlich auch Arbeit für ihre Mitarbeitenden sichern.»
Wie geht es nun mit Direct Mail weiter? «Das Unternehmen bleibt mit seinen Produkten am Markt bestehen. Zukünftig wird sich DMC auf die Vermarktung sowie die Aufbereitung von Consumo konzentrieren», so die Post. Die 132 Mitarbeitenden, die dafür verantwortlich sind, sind vom Abbau nicht betroffen.
«Die Post plant derzeit nicht, diesen Bereich im Konzern zu integrieren», sagt die Post. Und fügt hinzu: «Fakt ist auch, dass es unser Ziel ist, für die Schweiz eine funktionierende, wettbewerbsfähige Werbelogistik zu betreiben, die sich an den Bedürfnissen der Kunden orientiert. Die Post und ihre Tochtergesellschaften orientieren sich daher an der sich verändernden Nachfrage. Unser Angebot muss aus kommerzieller Sicht effizient und wettbewerbsfähig sein.» Laut neuster Werbestatistik ist Direktwerbung mit 17,6 Prozent der Werbeumsätze noch immer die zweitwichtigste Werbegattung. Sie hat letztes Jahr 793 Millionen Franken Umsatz generiert.