Das Jahresmeeting des Schweizer Werbe-Auftraggeberverbands (SWA), das am Dienstag in Zürich-Oerlikon in Anwesenheit von circa 400 Mitgliedern und Gästen stattfand, hat einiges an Emotionen zu bieten gehabt. Der langjährige Präsident Roger Harlacher übergab nach 16 Jahren das Zepter an Jan De Schepper.
Verbandsdirektor Roland Ehrler, der mit Harlacher 13 Jahre zusammengearbeitet hat, würdigte sein «vorbildliches Engagement» und seine «unternehmerische Sichtweise». Von seinem Nachfolger Jan De Schepper nach einem Erfolgsrezept gefragt, sagte Harlacher, er habe keines. Aber drei Elemente seien für ihn wichtig gewesen: ein gutes Team zu sein, viel Freude an der Aufgabe und immer bereit sein, Türen in neuen Bereichen zu öffnen.
Als Abschiedsgeschenk gab es eine Überraschung. Harlachers Sohn Luca, der Künstler ist, gestaltete ein Bild, das Werbelogos bunt miteinander verbindet. Er übergab das Werk seinem Vater persönlich auf der Bühne. «Ich hätte nie damit gerechnet. Es ist fantastisch», freute sich der scheidende Präsident.
Appell zur Reflexion
Fachlich drehte sich am Jahresmeeting mit dem Motto «Next Gen Marketing» viel um KI. In seiner Begrüssung betonte Roger Harlacher, wie schnell sich die Technologie entwickelt. «Speed ist unsere Challenge. Wir sind gezwungen, schnell zu sein», sagte er. Er appellierte aber trotz allem zur Reflexion. «Manchmal ist das, was alle machen, nicht immer das Richtige.»
Denkanstösse für die Zukunft bot Keynote-Speaker Paul Kemp-Robertson, Chief Content Officer bei Lions in London. Er präsentierte wichtige Trends, die berücksichtigt werden müssen, um auch in fünf Jahren erfolgreich zu sein.
Zum Beispiel werden Frauen liberaler und Männer eher konservativer, stellte er fest. Sie sollten also entsprechend adressiert werden. Oder wer im Internet sein Zielpublikum erreichen möchte, soll sich bewusst sein, dass Menschen nur hinter der Hälfte des Traffics stecken. Der Rest komme von Bots. Und Marketers sollen Strategien entwickeln, um KI anzusprechen, denn nur so werden sie in Zukunft bis zur Person gelangen, so Paul Kemp-Robertson. Auch er betonte, wie rasant sich die Technologie entwickelt: Sie werde im Schnitt alle acht Monate zweimal besser. In fünf Jahren werde sie also 160 Mal besser sein als heute.
Der zweite Keynote-Speaker Jens Polomski, LinkedIn Top Voice für KI, war dem Publikum bereits bekannt. Er lieferte bereits letztes Jahr einen Vortrag am SWA-Jahresmeeting. Dieses Mal plädierte er dafür, KI für eine unkomplizierte Umsetzung von Ideen zu nutzen. «Die Frage ist nicht mehr: Wie mache ich das, sondern welche Tools helfen mir dabei?»
Optimistisch mit Vorsicht
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion zeigten sich optimistisch. Yaël Meier, die als Spezialistin für junge Generationen Unternehmen berät, sagte, dass Jugendliche – weil sie mit der Technologie aufgewachsen sind – sensibilisiert sind und sich kritisch mit KI-Bildern auseinandersetzen.
Für Andrea Bison, «Werberin des Jahres 2024», sei KI ein «Creative Enhancer», also ein Verstärker der Kreativität. Sie mache sich aber Sorgen, wenn es darum gehe, KI für Effizienz zu nutzen. Sie fürchte auch, dass KI zu Mittelmässigkeit führe. Für Jan De Schepper sei es wichtig, neue Sachen auszuprobieren. Man soll aber dabei aufpassen, das Vertrauen der Leute nicht zu verlieren.
Das Meeting endete mit einem Knall, Glitzer und einem Kuchen, um das 75-Jahr-Jubiläum des SWA zu zelebrieren.