13.03.2002

Interview mit Karl-Heinz Rummenigge

Der FC Bayern München ist nicht nur sportlich einer der weltbesten Vereine. Er spielt auch finanziell in der Champions League. Er setzte schon früh auf ein professionelles Marketing: durch TV-Rechtehandel, Sponsoring, Merchandising und Licensing. Das neue Stadion, die Allianz Arena, soll zum Entertainment-Tempel werden. Im Februar erst wurde die Umwandlung des Clubs in eine Aktiengesellschaft beschlossen. Karl-Heinz Rummenigge, neuer Vorstandsvorsitzender, sagt "persönlich", wie er die Marke Bayern München weiterentwickeln will.
Interview mit Karl-Heinz Rummenigge

Fussball-Clubs, insbesondere Bayern München, haben eine konsequente Bilderwelt: die Vereinsfarben, das Emblem. Jeder kennt es.

Unser Club ist 102 Jahre alt. Die Corporate Identity hat sich immer ein bisschen verändert, aber nur ein wenig.

Die Trikots ändern aber ab und zu.

Ja. Wir haben immer zwei verschiedene Trikots. Ein Trikot wechselt alle zwei Jahre, jeweils um ein Jahr versetzt. So kommt jedes Jahr ein neues Trikot. Wir machen keinen Hehl daraus, dass das mit dem Merchandising zu tun hat, was unserem Partner adidas zugute kommt. Früher wählten wir die Trikots einfach nach unserem Geschmack aus. Heute aber betreibt man Meinungsforschung bei unseren Fans. Heute müssen wir sogar testen, ob die Trikots fernsehtauglich sind. Wir hatten einmal ein traumhaftes Trikot, Silber mit Weinrot. Ich war ganz weg, als ich es auf dem Tisch sah. Doch es kam beim Testen im Fernsehen überhaupt nicht rüber, das Silber kam nicht schön. Man muss bedenken, dass wir im Stadion 60000 Zuschauer haben, im Fernsehen aber 10 Millionen.

Wenn der Fanbestand die Basis darstellt, muss man daran interessiert sein, diesen ständig auszubauen. Wie akquiriert man Fans?

Zum einen, indem man erfolgreich Fussball spielt. Wir glauben, dass wir im Land rund 10 Millionen Fans haben. Das belegen Untersuchungen. Wir halten steten Kontakt zu den Fans, auch, indem wir ein "rotes Telefon" betreiben, wodurch jeder Fan mit Fragen an uns gelangen kann. Das geht so weit, dass unsere Spieler an Weihnachtsfeiern an einer Auslosung teilnehmen und auch Fanclubs besuchen. Man muss seine Fans pflegen. Dadurch halten die Fans auch zu uns, wenn es einmal sportlich nicht so gut geht. Wichtig ist, dass der Fan nie das Gefühl bekommt, wir würden ihn nur zum Geldverdienen benützen.

Wo sehen Sie weitere Entwicklungschancen. Richard Branson hat vorgemacht, was man alles mit einem Label machen kann. Wird die Firma Bayern München auch Restaurants, Reisebüros und so weiter eröffnen? Eine genügend grosse Fangemeinde haben Sie ja.

Wir betreiben ein Joint Venture mit einem Reisebüro. Das kann man ausbauen. Allerdings sind wir auch hier zurückhaltend. Die Problematik ist: Wenn wir wie Juventus Turin immer mehr ausserhalb des Fussballs aktiv werden mit Kinos, Reisen, Entertainment vernachlässigen wir automatisch den Fussball. An diesem hängt aber alles. Mit Spon-sor-ing, Licensing, Merchandising kann man viel Geld verdienen, doch träumen kann man nur mit Fussball.


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