27.04.2025

Uefa Women’s Euro

«Nationaler» Sponsor ohne Produkte in den Schweizer Läden

Wiesenhof engagiert sich als «offizieller nationaler Sponsor» für die Frauenfussball-EM 2025 in der Schweiz. Doch die Produkte der deutschen Geflügelfleischmarke sind seit Jahren im Schweizer Handel nicht erhältlich – und werden es auch nach dem Turnier nicht sein.
Uefa Women’s Euro: «Nationaler» Sponsor ohne Produkte in den Schweizer Läden
Wiesenhof engagiert sich schon länger für den deutschen Fussball, unter anderem als Partner der Frauen-Nationalmannschaft. (Bild: zVg/Wiesenhof)

Swisscom trägt die Schweiz im Namen, Swissquote auch. Miele ist zwar deutsch, beschäftigt aber immerhin 450 Menschen in der Schweiz und verkauft seine Haushaltsgeräte in der Schweiz. Wiesenhof dagegen bringt nichts von dem mit. Die Produkte der Geflügelfleischmarke werden weder in der Schweiz produziert noch hier verkauft. Dennoch tritt das Unternehmen der deutschen PHW-Gruppe als einer von vier «Official national sponsors» der Uefa Women’s Euro 2025 auf, deren Spiele im Juli in acht Schweizer Städten ausgetragen werden. Wie also kommt es, dass eine Marke ohne Schweiz-Bezug als nationaler Sponsor figuriert?

Seit 2011 nicht mehr im Sortiment

Beim letzten Uefa-Turnier in der Schweiz, der Euro 2008, wäre die Situation noch eine andere gewesen. Damals verkauften Migros, Coop und Denner Wiesenhof-Geflügelprodukte. Das änderte sich aber 2011. Nach Enthüllungen über Tierquälerei und Verstösse gegen das Tierschutzgesetz entschieden sich die drei Detailhändler, kein Wiesenhof-Fleisch mehr zu verkaufen. Zwar hiess es damals, man werde auf den Entscheid zurückkommen, wenn sich die Situation verbessere. Aber trotz entsprechender Massnahmen der PHW-Gruppe gibt es heute im Schweizer Handel keine Wiesenhof-Produkte, wie das Unternehmen auf Anfrage bestätigt.

Dennoch wird man in den Stadien der Frauenfussball-EM auf den LED-Banden am Spielfeldrand und an den Sponsorenwänden bei Interviews das Wiesenhof-Logo mit dem von Baumwerk umgebenen stilisierten Bauernhaus sehen. Doch die Werbebotschaft richtet sich nicht an das lokale Publikum in den Stadien, sondern an die TV-Zuschauerinnen und Zuschauer in Deutschland, dem Hauptabsatzmarkt für Wiesenhof-Produkte.

«National» beziehe sich nicht auf Austragungsland

«Die Bezeichnung ‹nationaler Partner› bezieht sich im Rahmen des Uefa-Sponsorings auf Partnerschaften mit territorialer Beschränkung, hat also erstmal gar nichts mit dem Austragungsland zu tun», erklärt PHW-Marketingchef Ingo Stryck auf Anfrage von persoenlich.com. Das stimmt nicht ganz, wie die Uefa präzisiert. Nationale Partner hätten im Gegensatz zu globalen Partnern grundsätzlich Vermarktungsrechte nur im Veranstaltungsland. Im Fall von Wiesenhof wurden diese Rechte auf Deutschland und Österreich ausgeweitet.

Dass sich die PHW-Gruppe mit ihrer Geflügelfleischmarke bei der Frauenfussball-EM als Sponsor engagiert, liegt zum einen an den guten Erfahrungen, die das Unternehmen in der gleichen Rolle vor einem Jahr beim Turnier der Männer gemacht hatte. Zum anderen engagiert sich PHW schon länger im Fussballgeschäft, etwa als langjähriger Sponsor des Bundesligavereins SV Werder Bremen oder seit letztem Sommer als offizieller Partner der deutschen Frauennationalmannschaft. «Der Schritt hin zum offiziellen nationalen Partner der Uefa Women’s Euro 2025 war eine logische Konsequenz im Bereich unseres Fussball-Sponsorings», teilt Marketingchef Stryck mit.

Schweizer Läden bleiben Wiesenhof-frei

Trotz der grossen Präsenz in Schweizer Stadien während eines Monats will PHW den prominenten Auftritt seiner Marke nicht für eine Charmeoffensive nutzen und eine Rückkehr von Wiesenhof in den Schweizer Handel vorbereiten. Aktionen an Verkaufsstellen im Rahmen des Sponsorings finden nur in Deutschland und in einem Fall auch in Österreich statt. Der Schweizer Detailhandel bleibt damit weiterhin Wiesenhof-frei.


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