Jan De Schepper, Gratulation zu Ihrer Wahl als SWA-Präsident. Was hat Sie bewogen, dieses Amt anzunehmen?
Ich bin seit 2018 im Vorstand des SWA tätig und habe erlebt, wie viel wir gemeinsam bewegen können. Dieser Gestaltungswille und die direkte Zusammenarbeit mit so vielen engagierten Kolleginnen und Kollegen motivieren mich sehr, mich im Verband noch stärker einzubringen. Ich bin überzeugt, dass ein starker Verband die Interessen der Werbetreibenden gezielt voranbringen kann. Genau dafür steht der SWA: Er schafft Austausch, fördert Transparenz und Innovation und stärkt unsere Branche. Ich bin stolz und auch ein wenig aufgeregt – es ist eine Ehre, gemeinsam mit allen Mitgliedern die Zukunft der Schweizer Werbelandschaft zu prägen.
Wie ist die zeitliche Beanspruchung neben Ihrer Tätigkeit bei Swissquote?
Das werde ich bald erfahren. Im Schnitt wird die Beanspruchung wohl so bei 10 Prozent liegen.
Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für den SWA?
Die grösste Herausforderung für unsere Mitglieder und somit den Verband ist der technologische Wandel. Künstliche Intelligenz schafft neue Formen der Kundenansprache und Prozessautomatisierung und bietet grosse Chancen für innovative, personalisierte Markenerlebnisse. Gleichzeitig steigt die Komplexität, etwa beim Datenschutz. Wer erfolgreich sein will, muss die Mitarbeitenden und Kunden miteinbeziehen. Dabei gilt es, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen und zu wahren.
«Der Verband setzt sich dafür ein, dass sich die digitalen Plattformen im Schweizer Markt engagieren»
Wie hat sich der Werbemarkt in den letzten fünf Jahren verändert?
Der Werbemarkt hat sich in den letzten fünf Jahren stark digitalisiert. Social-Media-Plattformen, Influencer-Kampagnen und datengetriebene Strategien gewinnen rasant an Bedeutung. Durch strengere Datenschutzregelungen rückt der verantwortungsvolle Umgang mit Nutzerdaten in den Fokus. Klassische Werbung verliert an Relevanz, während Streamingdienste und Onlinevideos immer wichtiger werden. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Datenschutz, Transparenz und Glaubwürdigkeit. Marken müssen flexibel auf neue Herausforderungen reagieren und ihre Strategien stetig anpassen, um weiterhin erfolgreich zu bleiben.
Nun werden die amerikanischen Techkonzerne wie Google oder Facebook unter Kritik von der Werbe- und auch Medienbranche stark kritisiert. Wie beurteilen Sie dies?
Heute gehen bereits etwa 50 Prozent des Schweizer Werbebudgets an die grossen Techkonzerne im Ausland. Diese grosse, zunehmende Abhängigkeit ist für die Auftraggeber besorgniserregend. In einigen Sektoren, wie zum Beispiel im Finanzbereich, agieren die Plattformen wie ein zusätzlicher Regulator mit intransparenten Regeln. Der Verband setzt sich dafür ein, dass sich die digitalen Plattformen im Schweizer Markt engagieren. Ein grosses Anliegen besteht hinsichtlich Transparenz. Mein Wunsch ist es, dass die ausländischen Techkonzerne die Lauterkeitskommission und andere wichtige Institutionen unterstützen und sich an der Schweizer Werbemedienforschung beteiligen.
«Die Werbeflut ist gewaltig und leider steht die Quantität oft vor der Qualität»
Wie gross ist der Einfluss des SWA?
Der SWA hat Gewicht, denn der Verband vertritt die Interessen von über 200 Werbeauftraggebern, die zusammen etwa 75% der Werbeausgaben vereinen. Dies gibt dem SWA gegenüber den Partnern und Interessenvertretern eine starke Stimme.
Was ist Ihre erste Amtstätigkeit?
Der Verband ist kerngesund, klar positioniert und gut geführt. Eine unmittelbare Kurskorrektur ist nicht angebracht. Meine erste Amtstätigkeit ist der Austausch mit Mitgliedern und Partnern. Das Schweizer Eco-System gilt es zu schützen und zu stärken. Werbeverbote und -Beschränkungen gilt es, vehement zu bekämpfen. Da stehen wir als Werbeauftraggeber in der Verantwortung. Die Werbeflut ist gewaltig und leider steht die Quantität oft vor der Qualität. Hier müssen wir wieder etwas gegensteuern. Informative, geistreiche und unterhaltsame Werbung wird nach wie vor gerne gesehen und hat nachweislich die grösste nachhaltige Wirkung.