Die Substanz, die Red Bull den Namen gibt, verscheucht weder die Müdigkeit, noch steigert sie die Leistungsfähigkeit. Zu diesem Schluss kommen europäische Wissenschaftler. Auch zum Fliegen befähigt der Konsum von Taurin nicht. Die leistungssteigernde Wirkung scheint ein Mythos zu sein. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der europäischen Lebensmittelaufsicht EFSA, wie der Tages-Anzeiger in seiner Dienstagsausgabe schreibt. Sie haben mehrere Studien der Hersteller von Energydrinks untersucht und darin keine stichhaltigen Beweise dafür gefunden, dass der Konsum von Taurin Müdigkeit wegbläst oder die Leistungsfähigkeit steigert. Dieses Urteil könnte zur Folge haben, dass die Hersteller ihre Energydrinks in Zukunft anders vermarkten müssen.
Das Urteil zu Taurin von Anfang Oktober trifft den europäischen Pionier in Sachen Energydrinks wohl am härtesten: Red Bull machte Taurin-haltige Getränke in Europa überhaupt erst bekannt und schliesslich salonfähig. Das Unternehmen trägt den Stier in Anlehnung an das Taurin sogar im Namen und verkauft mittlerweile über 4 Milliarden Dosen der roten Brause pro Jahr. In der Schweiz werden jedes Jahr gut 80 Millionen Dosen des gelblichen Getränks abgesetzt.
Red-Bull-Sprecherin Nathalie Lüthi gibt sich gegenüber dem Tages-Anzeiger kämpferisch: Tatsache sei, dass Millionen Menschen weltweit aus ihrer persönlichen Erfahrung wissen, dass Red Bull für sie wirke. Ausserdem basiere die Wirkung des Energydrinks "auf der Gesamtheit der verwendeten funktionellen Zutaten", und diese sei in unabhängigen wissenschaftlichen Produktstudien nachgewiesen worden. Kurz: Das Urteil der Lebensmittelaufsicht zu Taurin lässt gemäss Lüthi keine Rückschlüsse auf die EFSA-Bewertung von Red Bull als Ganzes zu. Neben Taurin enthält eine Dose Red Bull viel Zucker, Vitamine, eine Substanz namens Glucuronolacton und etwa gleich viel Koffein wie eine Tasse Kaffee.