Matthias, du hast die Website zuerichsollleuchten.com lanciert, auf der man mit seiner Unterschrift gegen das geplante Plakatverbot in der Stadt Zürich protestieren kann. Was gab den Ausschlag dafür?
Wir haben in den letzten Tagen sehr viele Kommentare zu diesem Entscheid des Zürcher Gemeinderates bekommen. Auch viele ausserhalb der Branche. Für mich ein Indiz, dass dieses Thema bewegt. Vielleicht auch, weil die Plakatkunst in Zürich eine starke Verankerung hat, was sich bei dem Museum für Gestaltung und den hier anwesenden Out-of-Home-Unternehmen zeigt. APG beispielsweise feiert dieses Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum. Der gemeinderätliche Entscheid ist für mich ein Zeichen von Intoleranz, ausgerechnet von denjenigen gefällt, die permanent das Wort Toleranz auf ihren Lippen führen. Zudem werden dadurch rund 7000 Arbeitsplätze bedroht sowie viele Firmen und KMUs bestraft, die hier in Zürich ansässig sind und Plakatwerbung machen wollen. Was bedeutet: Steuern zahlen müssen sie, ihre Produkte bewerben dürfen sie nicht mehr.
Aber der Entscheid im Parlament war ja demokratisch. Knapp zwar, aber doch eine Mehrheit …
Daran gibt es nichts zu rütteln. Der Zürcher Stadtrat, der sich gegen das Vorhaben der AL stellte, muss nun eine entsprechende Vorlage ausarbeiten. Was mich enttäuscht, sind die grünen und sozialdemokratischen Gemeinderäte, die sich hinter das Plakatverbot gestellt haben.
Warum enttäuscht?
Die SP setzt sich vermeintlich immer für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein. Mit dieser Aktion bedrohen sie viele Arbeitsplätze in der Werbeindustrie. Die Grünen, weil sie zwar immer den öffentlichen Verkehr propagieren, wird es aber ernst wie am vergangenen Mittwoch, vergessen sie gerne, dass die Plakatfirmen der VBZ rund 28 Millionen Franken jährlich zahlen. Würden Plakate und Digitalscreens eingeschränkt oder gar verboten, wäre das Geld weg. Aber scheinbar ist dies diesen Gemeinderäten, die soeben eine Erhöhung ihrer Parlamentsentschädigung forderten, egal. Geld muss in Zürich nicht verdient werden, es kommt vom Himmel.
Du klingst polemisch.
Vielleicht. Die Reaktionen zeigen jedenfalls, dass viele Bürgerinnen und Bürger mit der Verbots- und Bevormundungsmentalität, die doch ein bisschen lebensfremd ist, nichts mehr anfangen können. Auf den kürzesten Nenner gebracht: Wo rot-grün regiert, wird es schnell grau.
Was willst du mit deiner Aktion bezwecken?
Die Aktion «Zürich soll leuchten», in Abwandlung des Thomas-Mann-Satzes «München leuchtet», soll einfach eine Unmutsäusserung von Bürgerinnen und Bürgern sein, von denen viele gar nicht aus unserer Branche kommen. Zürich soll weiterhin leuchten und eine farbige und fröhliche Stadt bleiben und nicht in die ideologische Trübheit zurückfallen.
Stehen Fachverbände, Werbeagenturen, Kommunikationsgesellschaften oder sogar politische Parteien hinter deiner Aktion?
Niemand, das war ein spontaner Entscheid. Ich war am Dienstag ins «TalkTäglich» von TeleZüri eingeladen und habe im Vorfeld unsere Grafikerin Corinne Lüthi gefragt, ob sie imstande sei, innert weniger Stunden eine solche Seite zu gestalten. Wie wir sehen, hat es geklappt. Danke dafür. Wir wollen mit dieser Aktion auch niemanden konkurrenzieren, sondern der hiesigen Werbebranche, den Out-of-Home-Firmen und den durch ein Verbot betroffenen KMUs und anderen Unternehmen unsere Solidarität zeigen. Wir wollen auch dem Zürcher Stadtrat, der sich gegen diese Motion gestellt hat, symbolisch den Rücken stärken, wenn schon die eigenen Gemeinderäte dazu nicht in der Lage sind.
KOMMENTARE
27.03.2025 06:33 Uhr
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