«Heute ist ein sehr guter Tag für Ringier», sagte Ringier-CEO Marc Walder am Mittwoch vor den Medien. Rund 1000 Mitarbeitende werde Ringier Medien Schweiz beschäftigen. CEO der neuen Einheit wird Ladina Heimgartner, bisher CEO der Blick-Gruppe. «Ein Traum geht in Erfüllung», sagte die 43-Jährige. «Es ist eine andere Schlagkraft, die nun plötzlich vorhanden ist», so Heimgartner im Gespräch mit persoenlich.com.
4,6 Millionen Leserinnen und Leser
Gemäss Walder erreicht die neue Einheit Ringier Medien Schweiz 4,6 Millionen Leserinnen und Leser. Die Titel, die heute noch zu Ringier Axel Springer gehören, sollen digital gestärkt werden. Allerdings nicht primär auf ihren eigenen Websites, sondern auch durch vermehrte Präsenz auf blick.ch, wo sie ein deutlich grösseres Publikum erreichen. Dort erscheinen schon heute einzelne Artikel von Titeln wie der Handelszeitung oder der Schweizer Illustrierten.
Der bisherige Standort von Ringier Axel Springer Schweiz in Zürich-Altstetten bleibt erhalten, bei den Redaktionen sollen keine Stellen gestrichen werden. Ein Ausbau sei aber nicht geplant. Die rund 20 Titel wie Beobachter, Glückspost oder Handelszeitung sollen erhalten bleiben.
Auf Verlagsebene soll es «Synergien» geben, sagte Walder. Wie viele Stellen gestrichen werden könnten, ist zurzeit noch offen. «Das wird das profitabelste Medienunternehmen im Land sein», sagte Walder vor den Medienvertretern. Rund 30 Personen, auch interne Führungskräfte, waren im Ringier-Pressehaus am sogenannten «Hintergrundgespräch» anwesend.
Springer setzt auf digital
Axel Springer hielt 35 Prozent der Aktien von Ringier Axel Springer Schweiz. Zum Kaufpreis wollten sich die Verantwortlichen von Ringier nicht äussern. Es seien nur Aktienanteile gekauft, aber nichts an Axel Springer verkauft worden, sagte Marc Walder zu persoenlich.com. Der Kauf sei von langer Hand geplant gewesen. Sollte die Wettbewerbskommission den Kauf durchwinken, würde dieser noch 2023 abgewickelt.
Heimgartner und Walder betonten vor den Medien, dass Ringier weiterhin an die Zeitschriften glaube. Axel Springer setzt hingegen deutlich auf digital. In einer Medienmitteilung wird Springer-CEO Matthias Döpfner zitiert, dass fast 90 Prozent der Umsätze im Digitalbereich gemacht würden.
Der CEO von Ringier Axel Springer Schweiz, Alexander Theobald, bleibt bei Ringier. Er wird die Leitung zweier grosser Immobilienprojekte übernehmen: Die Arealplanung der Druckerei in Zofingen sowie die Erneuerung des Hauptsitzes von Ringier in Zürich. Walder wird den Bereich Ringier Medien International leiten. Ringier ist vor allem in Osteuropa tätig.
24 Jahre in der Schweiz
Axel Springer war seit 1999 in der Schweiz tätig. Damals erwarb der Berliner Medienkonzern die Verlagsgruppe Handelszeitung. Grösser ins Schweizer Geschäft stieg der deutsche Verlag dann 2006 ein, als er die Jean Frey AG kaufte und damit Titel wie Beobachter und Bilanz erwerben konnte. Ein Jahr später übernahm Axel Springer von Ringier drei TV-Programmzeitschriften.
Die beiden Medienunternehmen waren damals schon seit über zehn Jahren gemeinsam in Osteuropa tätig. 1996 wurde Springer Minderheitsaktionär bei Ringier in Tschechien und der Slowakei. 2010 gründeten die beiden Medienunternehmen mit der Ringier Axel Springer Media AG ein Joint Venture ihrer Medien in Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Serbien. In der Schweiz erfolgte 2016 der Zusammenschluss des Zeitschriftengeschäfts von Axel Springer Schweiz und Ringier.
Partnerschaft löste sich auch in Osteuropa
In den letzten Jahren lösten sich die Bindungen wieder. Zuerst in Osteuropa, wo Ringer die Anteile von Axel-Springer übernahm. Das geschieht jetzt auch in der Schweiz, wo Ringier die Anteile von Axel Springer übernimmt. Damit verschwindet das Gemeinschaftsunternehmen Ringier Axel Springer Schweiz. (sda/cbe/nil)