Die Süddeutsche Zeitung steht in der Kritik. Nachdem das Branchenportal Medieninsider über interne Informationen aus der Redaktion berichtet hat, hat die Chefredaktion überprüfen lassen, ob es Datenverkehr zwischen den IP-Adressen der Redaktion und des Branchendienstes gegeben hat.
Die Redaktion der SZ ist offenbar am vergangenen Dienstag an einer Redaktionsvollversammlung über die Untersuchung informiert worden. Zuerst hatte am Freitag erneut Medieninsider darüber berichtet, am Samstag nahm auch die NZZ das Thema auf.
Reporter ohne Grenzen reagierte und übte Kritik am Vorgehen der SZ. Die Journalistenorganisation sieht durch das Handeln des Blattes den Quellenschutz und damit ein Kernprinzip des Journalismus gefährdet.
Die SZ verteidigt sich in einer Stellungnahme. Die Detailgenauigkeit und Fülle von Zitaten hätten den Verdacht begründet, dass offenbar die gesamte Konferenz abgehört bzw. womöglich gar aufgenommen und im Wortlaut an Dritte weitergegeben worden sei. Wäre das so passiert, so die SZ, hätte es sich nicht nur um einen Vertrauensbruch gegenüber den eigenen Kolleginnen und Kollegen, sondern möglicherweise sogar um eine Straftat nach Paragraf 201 StGB gehandelt. Die SZ scheibt weiter: Die Überprüfung habe kein Ergebnis erbracht, weitergehende Massnahmen seien keine erfolgt. (wid)