Blikk-Chefredaktor Ivan Nagy erklärte, dass er und der Leiter der Inhaltsentwicklung die Zeitung nach dem Verkauf durch das Schweizer Verlagshaus Ringier verliessen. Dies geschehe in «gegenseitigem Einvernehmen» mit dem neuen Eigentümer, hiess es in einer Stellungnahme vom Montagabend.
Neuer Chefredaktor wird laut einer Mitteilung von Ringier Ungarn Balázs Kolossváry, der das Redaktionsteam zuletzt bereits von 2020 bis April 2025 geleitet hatte. Die Zeitung erreicht Millionen von Leserinnen und Lesern.
Der Ringier-Verlag, zu dem die Boulevardzeitung Blikk bislang gehörte, hatte in der vergangenen Woche den Verkauf an den ungarischen Medienkonzern Indamedia verkündet (persoenlich.com berichtete). Dieser wird dem Umfeld von Orban zugerechnet.
Über 400 Medien im Land unter Kontrolle
Orban wird vorgeworfen, die Medienlandschaft in Ungarn in den vergangenen Jahren massiv zu seinem Vorteil umgebaut zu haben. Viele unabhängige Medien haben entweder auf öffentlichen Druck hin ihre Tätigkeit eingestellt oder wurden von Orban-Verbündeten aufgekauft. Die von der Regierungspartei Fidesz gegründete Stiftung Kesma kontrolliert mehr als 400 Medien im Land.
Indamedia gehört zwar nicht zu Kesma, wird jedoch dem Fidesz-Umfeld zugerechnet, seitdem grosse Teile des Unternehmens einem Orban-nahen Geschäftsmann gehören. Der Medienkonzern hatte kurz vor dem Kauf einen Kredit in Höhe von rund 33 Millionen Euro aufgenommen, wie das Nachrichtenportal HVG unter Berufung auf ein offizielles Dokument berichtete. Der Kredit wurde demnach von der MBH Bank gewährt, die teilweise in staatlichem Besitz ist und mit dem Orban-Vertrautem Lorinc Meszaros in Verbindung steht.
Der Verkauf erfolgt weniger als sechs Monate vor der Parlamentswahl in Ungarn. Aktuellen Umfragen zufolge droht Orban dabei nach 15 Jahren an der Regierung eine Niederlage. (awp/sda/afp/spo)


