05.11.2017

No-Billag-Initiative

Diese Schweizer Stars lassen SRF im Stich

«Kein Kommentar»: Viele Künstler halten sich aus der No-Billag-Debatte raus, wie Umfragen der Sonntagsblätter ergeben. Dennoch gibt es Persönlichkeiten, die sich gegen die Initiative auflehnen.
No-Billag-Initiative: Diese Schweizer Stars lassen SRF im Stich
Singen lieber, als sich über die No-Billag-Initiative zu äussern: Francine Jordi und Florian Ast, hier an den Credit Suisse Sports Awards 2011. (Bild: Keystone/Alexandra Wey)

Mit der No-Billag-Initiative steht die Existenz des Schweizer Radios und Fernsehens SRF auf dem Spiel – doch bei den einheimischen Musikern herrscht im Abstimmungskampf ohrenbetäubendes Schweigen. Weder DJ Bobo, Stephan Eicher, Florian Ast, Bligg oder Francine Jordi wollen sich auf Anfrage der «SonntagsZeitung» zur Initiative äussern, obwohl ihre Karrieren zu einem Grossteil erst durch die nationale SRF-Bühne möglich geworden sind. Der «SonntagsBlick» klopfte bei weiteren «TV-Lieblingen» an, wie Oesch’s die Dritten oder Bauchredner Urs Kliby. Bei allen gebe es keinen Kommentar. Andere Angefragte hätten momentan keine Zeit.

Kuno Lauener von Züri West oder Baschi hätten sich erst nach Tagen des Schweigens mit einem zaghaften Statement gegen «No Billag» bei der «SonntagsZeitung» gemeldet. Andere wie Gölä oder Marc Sway unterschrieben zumindest einen Appell der Musikverwertungsgesellschaft Suisa (persoenlich.com berichtete).

Enttäuschung beim SRF

Bei den Musik- und Unterhaltungsredaktionen von SRF sei die Enttäuschung gross. «Wir gaben ihnen eine Bühne und verschafften ihnen eine Existenz – und jetzt, wo es um unsere Existenz geht, bleiben sie stumm», sagen die Redaktoren zur SoZ.

Tatsächlich würden die Schweizer Musiker bei einer Annahme der Initiative nicht nur ihre national grösste Bühne verlieren – allein die SRF-Radiosender erreichen täglich rund drei Millionen Hörer. Sie verlören auch einen Grossteil der Suisa-Vergütungen, die sie pro gespieltem Song einnehmen. Während die Privatradios meist nur wenige Schweizer Songs im Programm haben, verpflichteten sich die SRF-Sender auf einen Anteil von 20 Prozent einheimischer Musik. Und ermöglichten dadurch so manches Popstarleben.

«Ein Land pisst auf Künstler»

Nicht alle VIPs schweigen. Büne Huber, Frontmann der Berner Band «Patent Ochsner», kam kürzlich in einem Interview auf Radio Pilatus so richtig in Fahrt. Huber befürchtet, dass die Vorlage am 4. März 2018 angenommen werden könnte. Die Befürworter nennt der Künstler «Füdlibürger». Bei einer Annahme würde das Land «noch einmal auf die Künstler pissen». Die Schweiz sei nicht würdig, so etwas zu erleben, so Huber.

Auch der Sänger der Basler Band Lovebugs äussert sich zur Vorlage. «Leute, welche diese Initiative annehmen, denken einfach zu wenig weit», sagt Adrian Sieber zu «Nau». «Das Wichtigste ist, dass die Menschen das Radio anschalten und Nachrichten empfangen, die neutral sind, und denen man glauben kann.» Das sei viel mehr wert als das Geld, welches man jedes Jahr zahlen müsse.

Auch der «SonntagsBlick» lässt «Berühmtheiten», die «Farbe bekennen», zu Wort kommen. So sei für Paola Felix das Nein zur No-Billag-Initiative eine Herzensangelegenheit. Komiker Beat Schlatter würde sogar in Altersheimen Vorträge für die SRG halten, und Viktor Giaccobbo nennt «No Billag» eine «ideologisch motivierte Medienzerschlagungsinitiative». Zwar sehe er bei der SRG Reformbedarf, werbe aber trotzdem für ein Nein. (pd/cbe)



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Kommentare

  • Brunner Gérard, 06.11.2017 00:31 Uhr
    Das ausgesuchte Bild zeigt ein Paradebeispiel: Florian Ast und Francine Jordi werden auf SRF1 rauf und runter gespielt, so dass man nur noch abschaltet! Ob das wirklich begnadete Musiker sind..... und vorallem: ob das "Stars" sind? Das Schweizer Radio spielt seit einiger Zeit immer das Gleiche, eine musikalische Einöde. Die CH-Szene wäre soviel grösser. Doch nur wenige erhalten auf SRF eine Plattform, auch wenn uns 20 Prozent pro Tag zugemutet wird (was anscheinend von oben so angeordnet ist). Für das will ich nicht bezahlen! Das Publikum hat das Recht, das zu hören, was es will, und nicht, was die SRG-Oberen bestimmen. CH-Musik ums Biegen und Brechen, auch wenn sie oftmals sehr mittelmässig ist... Da sag ich nur: Tschüss Billag!
  • Alexander Müller, 05.11.2017 17:14 Uhr
    Offenbar müssen die SRF-Lobbyisten in ihrer Panik zu jedem Strohhalm greifen und setzen jetzt sogar Schweizer Sternchen unter Druck.
  • Priska Meienberger, 05.11.2017 13:59 Uhr
    Die Sonntagszeitung und der Sonntagsblick hätte vielleicht eher bei Gölä, Eliane, Henä, Michael von der Heide, Peter Reber anfragen sollen, denn diese werden fast penetrant auf Radio SRF1, oftmals mehrmals am Tag, gespielt. Dazu kommen noch ehemalige SRF-Mitarbeiter wie Heinrich Müller. Diese "Stars" hätten sicher Support gegen die No-Billag-Initiative gegeben. Nicht nur, dass man Zwangsgebühren zahlen muss, sondern wir werden auch noch gezwungen, 20 Prozent Schweizer Musik zu hören! Von immer den gleichen Interpreten. Nichts gegen Schweizer Interpreten, es gibt einige gute darunter. Doch das Schweizer Radio spielt immer die Gleichen und immer das Gleiche. Die Schweizer Musikszene wäre aber viel reicher, vielfältiger und spannender (Cristallin? Lipka? Luca Little?). Das Schweizer Radio und Fernsehen bietet längst nicht allen Schweizer Künstlern die gleiche Plattform. Einige werden klar bevorzugt. Meistens die, die auch sonst am meisten Kohle machen. Oder was hat die Schlagersängerin Francine Jordi mit Schweizer Kulturgut zu tun? Und apropos: Paola wird auch kaum noch gespielt. Ausserdem gibt es auch in der Westschweiz spannende Schweizer Musik, die man auf SRF nie hört. Weil jede Sprachregion ihr eigenes Archivgärtchen pflegt. Hier könnte man Synergien nutzen und sparen. Wenn auf SRF1 heutzutage noch ein französisches Lied gespielt wird, ist es meistens Michael von der Heide, der wieder mal ein Cover singt. Ansonsten gibts fast keine Chansons mehr (nationaler Zusammenhalt?) Langweilig! Leider hat die Musikqualität von SRF1 innert weniger Jahren rapide abgenommen. Fast nur noch 08/15 Hits, die jedes Privatradio auch spielt, sowie 20 Prozent Schweizer Musik der ewig gleichen Verdächtigen. Die Musikauswahl ist langweilig,seicht, repetitiv und - um Büne Huber zu zitieren - bünzlig geworden. Mittelmässige Hits à go-go. Macht mir Mühe, für sowas noch zu zahlen.
  • martina müller, 05.11.2017 13:05 Uhr
    spannend zuzushauen, wie srg plötzlich ganz viele sparmassnahmen „freiwillig“ vollzieht, die davor jahrelang nicht nur annährend in betracht gezogen wurden, weil die moneten flossen... ich stimme trotzdem ja. im zeitalter von netflix, fale news, qualitätsjournalismus und co braucht es keine gebührenfinanzierte einrichtung mehr. ich bilde mir meine meinung gerne selber.
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