Bei der SRG hat ein neues Team die Führung übernommen. Generaldirektor Gilles Marchand löste Anfang Oktober Roger de Weck ab. Er bietet den privaten Medien eine breite Kooperation an. Sollte die No-Billag-Initiative angenommen werden, wäre das der mediale Kahlschlag.
«Ein Land kann ohne Radio und Fernsehen leben, aber es wird ein anderes Land», sagte Marchand am Freitag vor den Medien im Bundeshausstudio von Fernsehen SRF. Nicht nur die SRG wäre weg, sondern auch 34 private Stationen, die am Gebührentopf beteiligt sind.
Investition in Kultur
Daneben würde die heimische Kinobranche ausbluten, Sportanlässe würden nicht mehr abgedeckt, der Schweizer Musik gingen Einnahmen verloren. Kurz: Der Wechsel wäre radikal.
Die Schweiz bestehe aus vier kleinen Märkten. Ob kommerzielle Sender hier überhaupt rentabel arbeiten könnten, sei mehr als fraglich, führte Marchand aus. Die Initiative verlangt die Abschaffung der SRG-Gebühren.
Zu seinen Prioritäten sagte Marchand, er werde alles daran setzen, den Umbruch der Medienlandschaft mit allen Teams und in allen Regionen zu bewältigen. Er engagiere sich mit den Beschäftigten zusammen voll für den medialen Service public.
Dazu will Marchand weiterhin «hervorragende Programme in allen vier Landessprachen bieten». Den digitalen Wandel will er vorantreiben, den Kontakt zum jungen Publikum halten und weiter in die Kultur investieren.
Angebot für Private
Den privaten Medien reicht die neue SRG-Führung die Hand. Marchand betonte, dass die Situation für private Medienhäuser angesichts der rasend schnellen Digitalisierung schwierig geworden sei, insbesondere im Printbereich. Deshalb gelte es heute, die Zusammenarbeit zu fördern, namentlich mit fünf konkreten Kooperationsprojekten (persoenlich.com berichtete).
No-Billag-Initiative existenziell
Jean-Michel Cina, seit 1. Mai neuer Präsident der SRG, sagte, die Herausforderungen für das Unternehmen seien 2018 die existenzielle Abstimmung über die No-Billag-Initiative für die Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren, der ausstehende Bundesratsentscheid über die Gebührenhöhe, die Übergangskonzession bis Ende 2018 und das geplante neue Gesetz für elektronische Medien.
Der Bundesrat hatte im August die Konzession für die SRG um ein Jahr bis Ende 2018 verlängert (persoenlich.com berichtete). Die aktuelle Konzession läuft Ende Jahr aus. Die neue Konzession soll ab 2019 gelten und sich dann nach dem geplanten neuen Gesetz richten. Dieses Gesetz will die Landesregierung bis Ende 2017 vorlegen.
Bakel Walden in der SRG-Leitung
Die 37-jährige neue stellvertretende Generaldirektorin Heimgartner war bisher Direktorin von Radiotelevisiun Svizra Rumantscha (RTR). Sie wird sich in der Konzernleitung um die Sparte «Medien und Gesellschaft» kümmern. Sie erklärte, die SRG müsse offener und dynamischer werden, den Dialog mit der Bevölkerung stärker suchen und aufmerksam zuhören.
Bakel Walden übernimmt die neue Direktion «Entwicklung und Angebot» in der Geschäftsleitung. Dort sind Kerngeschäfte wie Programmdirektion, digitale Transformation, Markt- und Publikumsforschung sowie internationaler Austausch gebündelt. Der 42-Jährige leitete bisher die Programmstrategie bei Radio und Fernsehen SRF. Er erklärte, die SRG müsse alle ansprechen – im Fernsehen, im Radio und digital. (sda/eh)
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04.06.2018 11:38 Uhr