27.06.2018

Tamedia

Einstellung von «Le Matin»-Print bekräftigt

Rien ne va plus: Die Mediengruppe bleibt bei ihrem Entscheid, die gedruckte Ausgabe der Westschweizer Tageszeitung einzustellen. Man habe die Vorschläge der Mitarbeitendenvertretung geprüft und verworfen, so Tamedia. Nun droht ein Streik.
Tamedia: Einstellung von «Le Matin»-Print bekräftigt
«Le Matin» gibt es künftig nur noch digital. 36 Kündigungen sind die Folge. (Bild: Keystone/Valentin Flauraud)

Tamedia hatte am 7. Juni die Einstellung der Printausgabe von «Le Matin» bekannt gegeben (persoenlich.com berichtete). Diese führt nach Angaben der Mediengruppe zu 36 Kündigungen, davon 22 in der Redaktion, und zu vier Pensenreduktionen. Das Medium soll es nur noch online geben und mit einer 15-köpfigen Redaktion weiterentwickelt werden.

Die Mitarbeitenden hatten der Tamedia-Direktion im Rahmen der Konsultationsphase drei Alternativprojekte unterbreitet, um die Auswirkungen auf die Arbeitsstellen zu vermindern. All diese Vorschläge wurden von Tamedia abgelehnt, wie es am Mittwoch in einer Mitteilung hiess.

Tamedia rief die Mitarbeitendenvertretung und die Gewerkschaft Impressum auf, ab Donnerstag mit der Verhandlung eines Sozialplans im Rahmen des geltenden Gesamtarbeitsvertrags zu beginnen.

Gewerkschaft: Entlassungen nicht zulässig

«Wir sind nicht überrascht über das mangelnde Feingefühl gegenüber den Mitarbeitenden», sagte Syndicom-Sprecher Christian Capacoel am Mittwoch gegenüber Keystone-SDA. Erstaunt sei man aber über den vorgegebenen Zeitplan. Syndicom, Impressum und der Personalausschuss hatten beantragt, die Konsultation bis zum 2. Juli zu verlängern.

Nun sei ein Mitarbeitertreffen für Donnerstag um 11 Uhr am Fusse des Tamedia Tower geplant. Ob die Redaktion und Impressum an den Verhandlungen über einen Sozialplan teilnehmen würden, sei noch unklar und werde derzeit besprochen. «Wir diskutieren auch Kampfmassnahmen», fügte Capacoel hinzu, der ausserdem bedauert, dass Syndicom von Tamedia nicht an den Verhandlungstisch eingeladen wird.

Die Gewerkschaft Impressum äusserte sich derweil enttäuscht von diesem Entscheid und weist gleichzeitig auf ein rechtliches Problem hin. Die Parteien seien noch im Vermittlungsverfahren, betonte Zentralsekretär Dominique Diserens gegenüber Keystone-SDA. Solange dieses andauere, dürfe Tamedia keine Zwangsmassnahmen ergreifen und daher keine Entlassungen aussprechen.

Alternativprojekte abgelehnt

Die Mitarbeiterdelegation, die Gewerkschaft Syndicom und der Berufsverband Impressum hatten drei alternative Projekte im Rahmen der Tamedia-Kündigungsberatung erarbeitet. Ein erster Vorschlag sah die Beibehaltung der Druckversion von «Le Matin» ohne Stellenabbau vor. Geändert werden sollten indes Markt-, Verteilungs- und Preisstrategie. Auch sollten neue Einnahmequellen erschlossen werden.

Die Übernahme des Titels durch die Redaktion von «Le Matin» mit neuen Investoren war eine weitere Alternative, mit der eine Massenentlassung verhindert werden sollte. Eine dritte Möglichkeit, Stellen zu retten, sahen die Angestellten von «Le Matin» in einem starken Ausbau des Onlineportals. Dazu müsse Tamedia aber deutlich mehr finanzielle Mittel bereitstellen.

Eine Analyse der skizzierten Varianten habe gezeigt, dass sämtliche Varianten in den vergangenen Jahren bereits in Betracht gezogen und verworfen worden seien, schreibt Tamedia dazu in ihrer Mitteilung. Ein Verkauf von «Le Matin» stehe für Tamedia aber nicht zur Diskussion. «Le Matin» solle als rein digitale Medienmarke mit einer eigenen Redaktion weitergeführt werden und so die einzigartige Positionierung in der Romandie bewahren, hiess es weiter. (sda/cbe)



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