27.10.2011

"TagesWoche"

Erste Ausgabe am Donnerstagabend

Laut Chefredaktor Buess soll Zeitung keine "Anti-BaZ" werden.

Am Donnerstagabend erscheint in Basel erstmals die "TagesWoche". Die Wochenzeitung gibt es im Abo - News stellt sie täglich gratis ins Netz. Obwohl im Wirbel um Eigentümerschaft und Kurs der "Basler Zeitung" (BaZ) entstanden, will das Blatt keine "Anti-BaZ" sein.

Schlagzeilen machte die "TagesWoche" schon vor der Erstausgabe; sogar aus Deutschland berichteten Zeitungen und Fernsehstationen. Angesichts der aktuell rund 5000 verkauften Abonnemente und des kleinen Teams ist das grosse Vorab-Echo dem Co-Chefredaktor Urs Buess "sehr unangenehm": Es wecke nicht einlösbare Erwartungen.

Die Erwartungen wurzeln in der "TagesWoche"-Vorgeschichte: Der zweimalige Verkauf der "Basler Zeitung", deren rechtsbürgerlicher neuer Chefredaktor und ein Beratermandat Christoph Blochers liessen im linksliberalen Basel den Wunsch nach Alternativen wachsen. Journalisten skizzierten die Idee, und Mäzenin Beatrice Oeri sagte zu.

Grosser Ehrgeiz

Die sehr öffentlichkeitsscheue Oeri, die auch den Basler Jazzclub "Bird's Eye" grosszügig trägt, war als Roche-Miterbin steinreich geworden. Der "TagesWoche" lässt sie freie Hand und nimmt publizistisch keinen Einfluss; formell läuft ihre für vier Jahre versprochene Unterstützung über eine Stiftung."Der Ehrgeiz in der Redaktion ist gross, möglichst schnell selbsttragend zu werden" sagt Buess. Abos und Inserate bedeuten ja auch Anerkennung. Das Budget wird nicht bekannt gegeben, lässt sich aber anhand der 22 Vollstellen schätzen: Das "TagesWoche"-Team zählt jetzt insgesamt 30 Personen, davon 17 in der Redaktion.

Der Andrang war riesig gewesen, als das Projekt Form annahm. Von der BaZ gewechselt hat nicht nur Buess, der dort bis April Vize-Chefredaktor war, sondern die halbe "TagesWoche"-Redaktion. Auch von anderen Tageszeitungen und Wochenblättern sind einige gekommen, etwa von "Beobachter" und "Basellandschaftliche Zeitung" (bz).

Keine Tageszeitung

Das Zielpublikum der geduckten "TagesWoche" ist noch schwer zu fassen: Man ziele auf Stadt und Region, sagt Buess, neben Basler Geschichten seien aber auch die Schweiz und das Ausland im Fokus. Das könne Leute ansprechen, die keine Tageszeitung haben. Die "TagesWoche" sei indes eine Ergänzung; Ersatz für eine solche könne sie nicht sein.

Gedruckt wird die "TagesWoche" bei der St.Galler Zehnder AG im so genannten "nordischen Tabloid-Format", also etwa der Grösse des früheren "Cash" und grösser als die Gratis-Pendlerzeitungen. Von der allerersten Ausgabe, mit Datum 28. Oktober, werden 100'000 Exemplare gedruckt und unter die Leute gebracht.

Die Konkurrenz reagiert bereits auf das neue Nachrichtenmedium: Die zur AZ- Gruppe gehörende bz baut ihre lokale Redaktion sowohl für die Wochen- als auch die Sonntags-Ausgabe aus. Zudem verteilt sie ab November mittwochs eine Gratis- Grossauflage. Die BaZ hat sich derweil Mitte Oktober ein sanftes Facelifting gegönnt. (sda)



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