17.12.2017

No Billag

Ex-TV-Chefin fehlt es bei SRG an Innovationen

Die ehemalige Fernsehdirektorin Ingrid Deltenre äussert sich in einem Interview über die Initiative und deren Auswirkungen. Auch skizziert sie, was bei einer Gebührenhalbierung passieren würde.
No Billag: Ex-TV-Chefin fehlt es bei SRG an Innovationen
Ingrid Deltenre war 2004 bis 2009 Direktorin des Schweizer Fernsehens. (Bild: Keystone/Laurent Gillieron)

Bei einem guten Radio- und Fernsehprogramm würde es keine Debatte über die SRG geben, sagt die ehemalige Fernsehdirektorin Ingrid Deltenre. «Das Programm wirkt etwas eingeschlafen. Über einzelne Sendungen wird kaum mehr geredet», sagt sie gegenüber der «NZZ am Sonntag». Die Zuschauer würden mehr Überraschung, frische Ideen, mehr Mut und Innovationen wollen.

Deltenre geht davon aus, dass die No-Billag-Initiative abgelehnt wird, wenn auch knapp. An einen Plan B glaubt sie nicht. «Dass die Kantone einspringen, kann man vergessen. Sie haben kein Geld und müssten sich zuerst auf einen Auftrag einigen können, mit dem alle einverstanden sind», so die 57-Jährige. Für ein reines Abo-Fernsehen, bei dem die Zuschauer über eine freiwillige Gebühr die Kosten tragen, sei der Markt zu klein.

200-Franken-Initiative hätte einschneidende Folgen

Sollte die No-Billag-Initiative am 4. März abgelehnt werden, planen die SVP-Nationalräte Gregor Rutz und Natalie Rickli eine 200-Franken-Initiative (persoenlich.com berichtete). Würde diese angenommen, wären laut Deltenre die Konsequenzen einschneidend, da die Gebühreneinnahmen der SRG von heute 1,2 Milliarden Franken um über 600 Millionen Franken sinken würden. «Wenn ich das umsetzen müsste, würde ich zuerst Standorte zusammenlegen, um die Strukturkosten zu senken.» Konkret: In der Romandie müsste man die Standorte Genf oder Lausanne schliessen sowie alles von Basel und Bern nach Zürich verlegen. «Die Regionalbüros würde ich auflösen, die Korrespondenten müssten von zu Hause aus arbeiten», sagt Deltenre zur NZZaS.

Weil auch in den Bereichen Unterhaltung und Sport gespart werden müsste, würden die Marktanteile fallen. «Als Folge zahlen die Werbekunden einen tieferen Preis pro Sekunde. Die Werbeeinnahmen brechen ein, und die SRG muss noch mehr sparen», sagt die ehemalige TV-Direktorin weiter. Hunderte von Stellen würden wegfallen – von heute 6000 auf 3800. (cbe)

 



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Kommentare

  • Markus Schmid, 18.12.2017 08:00 Uhr
    Die Debatte wurde auch befeuert durch den Beitragszwang. Wie weit diese Solidarität gehen soll ist zu diskutieren. Vergleichbar mit den Krankenkassenprämien und den Auswüchsen im Gesundheitswesen.
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